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Film über Arno Breker für das Fernsehen

Dagmar Wittmers dreht für den Saarländischen Rundfunk--Berliner Autorin wagt sich an Lebenslauf des berühmten deutsch-französischen Bildhauer

 

Dagmar Wittmers (Mitte)mit Team bei Außenaufnahmen für den TV-Film Deutsche Lebensläufe: Arno Breker. EKS-Präsident John G. Bodenstein (links) und der Verleger Marco Bodenstein (rechts) gaben als Zeitzeugen Sachauskünfte über Leben und Werk Brekers. Der Künstler hatte 1990 auf Schloss Nörvenich den 90. Geburtstag gefeiert. Unter den über 1.450 geladenen Gäste aus aller Welt war Ernst Fuchs.

Foto Copyright: Marco VG, Bonn

 

Berlin/Saarbrücken (bpb) Eine umfassende Fernsehdokumentation über den Bildhauer Arno Breker soll im Herbst 2002 in Deutschland ausgestrahlt werden. Die Autorin ist die Berliner Regisseurin Dagmar Wittmers. Der mit historischer Dokumentation erfahrenen Produzentin ist es als erste gelungen, einen Breker-Film mit Zustimmung der Copyrightverwaltung Marco VG zu erhalten. Der Streifen soll 60 Minuten lang werden. Es ist bisher das zeitlich längste Filmporträt, das Wittmers über Prominente produzierte.

Der Film hat den Titel: Deutsche Lebensläufe: Arno Breker. Die Dreharbeiten sind in Deutschland, Frankreich und Österreich geplant. Dagmar Wittmers ist Diplomregisseurin mit langjährigen Erfahrungen in Film- und Fernsehregie. Sie ist für ihre unnachgiebigen Recherchen zeitgeschichtlicher Themen bekannt. Ihre Filme werden seit 1991 verstärkt in der Bundesrepublikgezeigt bei ARD, WDR, MDR, ORB, SFB und im Ereigniskanal Phoenix. Zu ihren Ehrungen und Auszeichnungen gehört der Deutsche Kritikerpreis für Fernsehen (Akademie der Künste West) für „Engel mit einem Flügel". Ein großer Erfolg war von 1992 bis 1997 das von ihr produzierte Kinomagazin „Film ab". Dabei gab es in 55 Folgen Künstlerporträts und internationale Filmberichterstattung.

Mit dem Film über Arno Breker packt die Autorin ein für manche „heißes Eisen" an. Einerseits gilt Breker als der bedeutendste Bildhauer der klassischen Tradition im XX. Jahrhundert, andererseits wird er über den Tod (+13. Februar 1991) hinaus von Kunsthistorikern wegen seines künstlerischen Schaffens während des Dritten Reiches übergangen, diffamiert und kritisiert.

Dagmar Wittmers geht „das Projekt sachlich an", sagt sie. Sie wolle sich an Fakten orientieren und die Wahrheit berichten. Wie weit sie letztlich Druck und Reglementierung von allen möglichen Seiten widerstehen kann, wird sich nach Fertigstellung des Films zeigen.

Für den Film hat Wittmers u.a. Aufnahmen an Originalschauplätzen gemacht. Dazu gehört das einstige Staatsatelier Arno Brekers in Berlin-Grunewald, das nach dem Krieg ersatzlos konfisziert wurde. Heute ist in diesem Berliner Breker-Atelier u.a. die Bernhard Heiliger Stiftung untergebracht. Heiliger, ein Meisterschüler Brekers in der NS-Zeit, hatte nach 1945 in diesem Atelier mit dem Bildhauerinventar Brekers weiter gearbeitet.

In Jäckeslbruch bei Wriezen, nördlich von Berlin, hat Wittmers das frühere Atelier Brekers im Oderbruch besucht. Dieser Besitz wurde Breker von der DDR ersatzlos enteignet und nach der Wende von der Bundersregierung unter Kanzler Helmut Kohl nicht mehr zurückgegeben. Auch die SPD-Regierung Gerhard Schröder samt Kulturstaatsminister Nida Rümelin zeigten öffentlich kein Interesse am Erhalt des Werkes. Ein DDR-Bildhauer hatte das Ateliergebäude Jäckelsbruch vom Staat gekauft. Die Parkanlage lässt die Stadt Wriezen im Jahr 2002 verfallen. Jede Erinnerung an den Bildhauer und die NS-Zeit in der Region verblasst. Dabei hatte in dem von den Russen zerstörten Breker-Schloss Jäckelsbruch das „rote Telefon" von Albert Speer gestanden, über das Jean Cocteau und Arno Breker die Rettung von Pablo Picasso vor dem Zugriff der Gestapo im besetzten Paris einleiteten.

Ferner hat Wittmers im Breker-Museum Schloss Nörvenich bei Köln Aufnahmen von Skulpturen, Reliefs und Porträts berühmter Zeitgenossen gemacht. Sie gehören zu der umfassendsten Sammlung der Werke von Arno Breker, die der Öffentlichkeit sowie Studenten und Schülern zugänglich sind.

 

Frauen zeigen Mut sowie Interesse an Brekers Leben und Werk

 

Die Berliner Regisseurin Dagmar Wittmers im Sommer 2002 mit ihrem Team bei Filmaufnahmen im Park Schloss Nörvenich bei Köln. Im Hintergrund die Breker-Skulptur „Herold" aus der Klassischen Periode des Künstlers.

Foto Copyright: Marco-VG, Bonn

 

Mit dem Film von Dagmar Wittmers wird offenkundig, dass Frauen mehr als Männer den Mut haben, das Werk von Arno Breker öffentlich zur Diskussion zu stellen. So hat es als erste die britische Kunsthistorikerin Dr. Penelope Curtis vom Henry Moore Institut in Leeds unerschrocken gewagt, drei Werke von Arno Breker in der Ausstellung "Taking Positions" zu zeigen. Diese Ausstellung wurde anschließend von Georg Kolbe-Museum Berlin und vom Gerhard Marcks-Haus in Bremen übernommen, nachdem England die Vorreiterrolle spielte. Auch in Berlin waren es zweit Frauen, die mehr Mut zeigten, als männlichen Kunsthistoriker nach 1945 in Deutschland. Museumschefin Dr. Ursel Berger vom Kolbe-Museum und Josephine Gabler (Stiftung für Bildhauer, Berlin) haben kritisch subjektive Texte im Ausstellungskatalog veröffentlicht. Die Ausstellung wurde von 2001 bis 2003 erfolgreich in England und Deutschland gezeigt.

Im Gegensatz zu dieser Pionierarbeit der beiden Kunsthistorikerinnen hatte die Direktorin des Von der Heydt Museum in Wuppertal, Dr. Sabine Fehlemann, bereits vorher ein anderes Projekt kampflos aufgegeben. Fehlemann wollte Skulpturen von Arno Breker zeigen, die vor der Machtergreifung Adolf Hitlers entstanden. Als Kritik aufkam, gab sie das Vorhaben auf. Die Vermutung, die SPD-geführte Landesregierung Nordhrein-Westfalen unter Ministerpräsident Clement habe Druck ausgeübt, war vom Museum ebenso wenig bestätigt worden wie der Verdacht, die SPD-Ministerialbürokratie in Düsseldorf habe mit Streichung von Staatsgeldern für das Museum gedroht.

Dabei hätte Museumsleiterin Fehlemann teils auf eigene Bestände zurückgreifen können. Bei einem Gespräch mit der Witwe des Künstlers waren Leihgaben in Aussicht gestellt worden. Der Museumsgründer August Freiherr von der Heydt (1851-1929) hatte noch persönlich von dem jungen Arno Breker (1900-1991) Skulpturen gekauft. August von der Heydt war Teilhaber des Elberfelder Bankhauses Von der Heydt, Kersten & Söhne und ein angesehener Kunstsammler. Es war für ihn und seinem Sohn Eduard Freiherr von der Heydt (1882-1964) selbstverständlich, von dem in Elberfeld geborenen und lebenden Arno Breker Arbeiten zu sammeln. Eine Breker-Ausstellung in seiner Heimatstadt ist auch 2003, zwölf Jahre nach dem Tod des Künstlers nicht in Sicht.

 

Copyright 2002 Prometheus 84/2002

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, Politics and Science.

Nr. 84, Autumn 2002