Berlin/New York - Dali und kein Ende! Gemeint ist diesmal der heftige Streit um das Erbe des Königs der Surrealisten. Aufgefacht ist er im August 2000 durch eine spektakuläre Dali-Ausstellung in Augsburg. Im Kampf um das rechtmäßige Erbe hat der Spanische Staat ein Machtwort gesprochen: alle Urheberrechte liegen in Spanien. Die staatlichen Stellen haben die Stiftung Gala-Salvador Dali mit der Vertretung der Urheberrechte beauftragt, bestätigt ein Sprecher der Stiftung.
Nun geht es darum, den gordischen Knoten über Rechte an Dalis Werk sowie der Verwirrungen über echte und fragwürdige Arbeiten zu durchtrennen. "Wir wollen schnellstmöglich Klarheit schaffen", sagt Stiftungs-Pressesprecher Jordi Falgas. Dies solle bis zum 100. Geburtstag von Dali am 2. Mai 2004 geschehen. Zu diesem Zeitpunkt sollen angeblich alle anderen Rechte, die Dali vergeben hat, auslaufen. Unterdessen geht der Rechtsstreit in Spanien gegen Dali-Experten und Rechteinhaber weiter. Die spanische Regierung beharrt auf dem Alleinvertretungsanspruch. Das gelte auch für die Niederlande, USA, Monaco und so weiter. Angesichts unterschiedlicher Rechtslagen in europäischen Staaten, der Schweiz und den USA gilt es derzeit in der Praxis als schwierig, die alleinige Rechtevertretung der spanischen Institutionen in der Praxis durchzusetzen.
Sonderfall: Die Sammlung Albaretto
Eine Sonderstellung im Streit der vermeintlichen Erben nimmt die italienische Sammlerfamilie Albaretto ein. 140 Exponate Kollektion ist in Augsburg zu sehen. Die Familie beruft sich auf Dokumente, wonach Pepe und Mara Albaretto von Dali mit dem Kauf der Bilder, Aquarelle und Zeichnungen auch deren Verwertung für immer erworben habe. Diesem Umstand ist es unter anderem zu verdanken, dass auch die Veröffentlichung der Dali-Bibel mit 100 Illustrationen des Meisters nicht verhindert werden konnte.
Im aktuellen Streit um einige der in Augsburg ausgestellten Sammlerstücke hat sich die Gala-Salvador Dali-Stiftung nicht eingemischt. Auch die Staatsanwaltschaft sah keinen Beweis für den von "Dali-Experten" geäußerten den Verdacht, Exponate könnten nicht echt sein. Projektleiterin der vielbeachteten Dali-Schau, Vera Schauber, wies Angriffe als "Rachefeldzug" von Neidern zurück.
Keine Zertifikate der Stiftung
Aus der ganzen Affäre hält sich auch ein Mann heraus, der fast zwei Jahrzehnte Dalis Berater, Agent und Sekretär war, der Brite John Peter Moore. Als er sich von Dali Ende der 70-er Jahre aus gesundheitlichen Gründen trennte, habe der Maler ein Vermögen von über 30 Millionen Dollar besessen, wird geschätzt. Was Dali bei seinem Tod am 23. Januar 1989 an Barschaft hatte, wurde nicht öffentlich. Als Moore für Dali so erfolgreich wirkte, sagte dieser über ihn in New York: "He is the greatest." Später gab es vor allem wegen Ehefrau Gala Zwist mit dem Meister, wird berichtet.
Die Entscheidung des spanischen Staate über Urheberrechte könnte sich als ein Glücksfall erweisen, um alle Verwirrungen und Konfusionen um das Werk zu beenden. Darüber wären vor allem die Sammler und Fans in aller Welt glücklich.
Die Dali-Stiftung im spanischen Figueras, unweit des viel besuchten Dali-Museums, versteht sich heute als eine Art Gralshüter des Ansehens und geistigen Erbes. Das wird nach Ansicht der Stiftung vor allem immer wieder durch Berichte über Fälschung von Grafik und Gemälden gemindert. Daher befasst sich eine eigene Kommission der Stiftung mit der Katalogisierung aller Werke. Vorrang habe dabei die Bestimmung von Gemälden.
"Wir arbeiten wissenschaftlich und gründlich", sagte ein Vertreter der Stiftung. Dies beanspruche viel Zeit. Die Ausstellung von Zertifikaten für Grafik erfolge aber nicht. Das sei ein zu großes Feld. Derzeit würden bei der Stiftung alle zugänglichen Angaben über Herstellung und Art der Grafiken in einem eigenen Dali-Archiv registriert. Durch Ausstellungen in verschiedenen Ländern wolle man den Liebhabern und Sammlern Gewissheit verschaffen, "was echte Werke sind", heißt es. So hatte die Stiftung unter anderem eine Schau in China veranstaltet. Übrigens: Dali hatte auch ein Porträt von Mao gemacht.
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