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ARNO BREKER 100 JAHRE

Das "Genie des Porträts" des XX. Jahrhunderts

 

Über 200 Büsten von Zeitgenossen - Reichspräsident Friedrich Ebert,

Hitler, Adenauer, Erhard, Sadat auch dabei

Von Marco Bodenstein

 

Der Bildhauer Arno Breker.

 

Berlin (MP) Zum 100. Geburtstag des Bildhauers Arno Breker am 19. Juli 2000 hat sich die internationale Kunstwelt in besonderer Weise des Bildhauers Arno Breker erinnert. Der deutsche Künstler mit französischen Vorfahren hat die meisten Büsten von Zeitgenossen des 20. Jahrhunderts geschaffen. Bis zu seinem Tod am 13. Februar 1991 modellierte er über 200 bekannte Männer und Frauen seiner Zeit.

Sein erster Staatsauftrag war in der Zeit der Weimarer Republik eine Büste von Reichspräsident Friedrich Ebert. Zu den Politikern gehörte auch Adolf Hitler sowie dessen Architekt und Minister Albert Speer. Nach 1945 verewigte Breker Politiker wie Konrad Adenauer, Ludwig Erhard, Anwar el Sadat, Leopold Sedar Senghor (Afrika). Unter den bekannten zeitgenössischen Frauen waren die junge Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, Ira von Fürstenberg, Madame Thyssen-Bornemisza, Kunsthistorikerin und Museums-Stifterin Professor Irene Ludwig (Aachen) sowie Damen aus Wirtschaftsdynastien.

Zum "Breker-Jahr 2000" würdigt der Kunsthistoriker Hermann Lohausen (Düsseldorf) den Künstler in einer gleichnamigen Schrift als "Genie des Porträts". Sie ist, mit dem Bildband "Ein Leben für das Schöne" des französischen Autors Dominique Egret, sowie dem Katalog zum 100. Geburtstag "Über allem Schönheit" des Verlegers Siegfried Noehring, derzeit die aktuellste Dokumentation über Leben und Werk Brekers.

Geboren am 19. Juli 1900 in Elberfeld als Nachfahre von aus Frankreich geflüchteten Hugenotten, stand Breker, Sohn eines Steinmetzmeisters und Bildhauers, in jungen Jahren in der Bildhauertradition von Auguste Rodin und Aristide Maillol. In den zwanziger Jahren von dem Berliner jüdischen Kunsthändler Alfred Flechtheim repräsentiert, entwickelte er sich schließlich als 27-Jähriger in Paris zu einem der führenden Vertreter des klassischen Realismus in Europa.

Nach einem folgenden Aufenthalt in Rom kehrte Breker auf den Rat seines väterlichen Freundes Max Liebermann hin 1932 nach Deutschland zurück und ließ sich in Berlin nieder. Dem berühmten jüdischen Maler porträtierte Breker und nahm ihm auch die Totenmaske ab.

Die Breker in Berlin ab dem Olympia-Jahr 1936 erteilten öffentlichen Aufträge zur Neugestaltung der Reichshauptstadt unter Führung von Speer wirkten sich später verhängnisvoll aus. Nach 1945 wurde Breker in der deutschen Öffentlichkeit oft als "Nazi-Künstler" und "Lieblingsbildhauer des Führers" abgestempelt. Dagegen hielten ihm Verehrer in Frankreich und den USA die Treue. Er gewann neue hinzu, in Afrika und Asien, insbesondere in Japan.

Mit der Hitler-Diktatur in Schutt und Asche

Mit dem Ende der Hitler-Diktatur gingen nach Brekers eigenen Angaben 90 Prozent seiner Arbeiten aus den Jahren 1938 bis 1944 in Schutt und Asche unter. Was die sowjetische Armee bei der Erstürmung Berlins nicht zerstörte, wurde angeblich von US-Soldaten in Müllgruben gekippt. Dort mögen einige Schätze auf Entdeckung in kommenden Jahrhunderten warten. Einige Soldaten und Armeeoffiziere der Siegermächte nahmen als Beute Breker-Skulpturen mit in die Heimat.

Breker selbst verließ die zerbombte Hauptstadt kurz vor der Eroberung. Er lebte nach der Flucht aus Berlin einige Jahre in Bayern und ließ sich schließlich in Düsseldorf und Paris nieder.

Die Freundschaft Brekers zu Franzosen sowie zu Künstlern und Intellektuellen anderer europäischer Länder war nach dem Krieg ungebrochen. Wie früher gingen in seinem Pariser Atelier Künstler und Schriftsteller ein und aus, darunter Jean Cocteau, Jean Marais, Paul Morand, Serge Lifar, Ezra Pound, Prinzessin Ira von Fürstenberg und andere schöne Frauen. Ab 1975 krönte die von Salvador Dali begründete "Freundschaft des goldenen Dreiecks" mit dem Wiener Maler Ernst Fuchs die Beziehungen Brekers zu zeitgenössischen Kollegen.

In Deutschland hatte nach 1945 der erste Bundeskanzler Adenauer mutige Worte gegen den Vorwurf vom "Nazi-Künstler" gefunden. "Kunst ist Kunst und ein Künstler ist nicht zu politisieren", sagte der Staatsmann. "Sie können ja auch keinen Blinddarm katholisch oder evangelisch operieren, sondern nur gut oder schlecht", argumentierte er bei einem Diskurs über Vergangenes. Breker habe "eine weiße Weste". Das werde eines Tages auch die Öffnung der Archive zeigen.

Faszinierende Aufarbeitung

Bei der von den Alliierten in Westdeutschland nach 1945 vorgenommenen so genannten Entnazifizierung wurde Breker als Mitläufer eingestuft. Hochrangige zeugen, darunter der Verleger Peter Suhrkamp,bestätigten dem Gericht, dass Breker in der NS-Zeit durch humanitären Einsatz vielen politisch verfolgten christlichen und jüdischen Bürgern beistand. Breker hatte Suhrkamp nach dessen eidesstattlichen Erklärung aus der "Todeszelle" des Nazis geholt. Dies sei dem Künstler deshalb möglich gewesen, weil seine für die Neugestaltung der Hauptstadt vorgesehenen klassischen Skulpturen Hitler besonders gefielen. Schließlich wurde Breker von der für die Entnazifizierung Deutscher eingerichtete "Spruchkammer" zu 100 Mark Geldstrafe Strafe verurteilt.

Unterdessen konnten Brekers Kritiker und Widersacher selbst nach Ende des Ost-West-Konflikts und der Öffnung der wie von Adenauer 50 Jahre vorher vorausgesagten Geheimarchive kein einziges ihn belastendes Dokument finden.

Im Gegenteil: es kamen Unterlagen zu Tage, die Brekers Einsatz für in der NS-Zeit Verfemte wie Liebermann und Pablo Picasso in Paris bewiesen. "Die Aufarbeitung von Brekers Leben und Werk hat erst begonnen", sagt Kunsthistoriker Herman Lohausen. Er befasst sich seit Jahren mit Leben und Werk des Künstlers. "Die Aufarbeitung ist faszinierend und wird überraschende Ergebnisse bringen."

Als Breker am 13. Februar 1991 in Düsseldorf starb, standen über 30 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Kunst noch auf der Warteliste für Porträts. Darunter waren Alain Delon und Andy Warhol.

 

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