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Konrad Adenauer, die Nazis und die Kunst

Adenauer: Für eine Demokratie braucht man Fähige

 

 

Konrad Adenauer, 1963. Lithographie von Arno Breker (Mourlot Paris, 1978). Breker schuf außerdem eine Porträtbüste des ersten Bundeskanzlers sowie das Porträt seines Amtsnachfolgers Ludwig Erhard.

Foto Copyright: Marco-VG, Bonn

 

Bonn (dcp) Konrad Adenauer hatte als erster deutscher Bundeskanzler nach 1945 zum Aufbau der Demokratie in Westdeutschland zahlreiche Personen hinzugezogen, die im Dritten Reich hohe Ämter in Wehrmacht und Staatsverwaltung hatten oder denen besondere Nähe zu Nazis nachsagte. Dafür wurde Adenauer öffentlich kritisiert. Der damals umstrittenste Vertraute Adenauers war Hans Globke (1898 bis 1973).

Globke wurde 1953 Adenauers Staatssekretär. Er zog sich erst mit dem Ausscheiden Adenauers aus dem Kanzleramt im Jahr 1963 in die Schweiz zurück. Nicht verstummt war der Vorwurf jüdischer Organisation, dass Globke als Ministerialrat im Reichsinnenministerium Berlin an den Entwürfen und der Einführung der antijüdischen Gesetzgebung mitgewirkt habe und einen Kommentar zu den Nürnberger Rassengesetzen schrieb.

Im Zusammenhang mit dem letzten Geburtstag Konrad Adenauer als amtierender Bundeskanzler am 5. Januar 1963 wurde der Regierungschef von dem Korrespondenten einer US-Nachrichtenagentur gefragt: "Herr Bundeskanzler, rückblicken auf Ihre erfolgreiche Politik sei die Frage gestattet, ob es nicht doch ein Fehler war, Personen wie Hans Globke zu Ihren engsten Mitarbeitern zu machen ?"

Adenauer antwortete gelassen: "Diese Frage und auch andere Namen habe ich ja immer wieder gehört. Aber meine Herren, das merken Sie sich gut, um einen demokratischen Staat aufzubauen, da benötigt man auch fähige und zuversichtliche Leute. Demokratie lebt nämlich vom Willen, der Bereitschaft und den Fähigkeiten der Menschen, Freiheit und Moral in gesetzlicher Ordnung zu sichern.".

Auf die Frage, ob diese politische Nachsicht auch für die Kunst gelte und den favorisierten Bildhauer Arno Breker, sagte Adenauer: "Es war nie glücklich, Kunst, Macht und Politik zu vermischen. Die Künstler können sich aber nicht aussuchen, in welcher Zeit sie leben und in wessen Gunst sie geraten. Und wenn Sie mich speziell auf diesen Herrn ansprechen, dann möchte ich Ihnen sagen, dass mir nichts untadeliges über Breker bekannt ist.

Und im übrigen: Kunst, die zeitlos die Menschen bewegt, hat ihre Wurzeln im Glauben an das Überirdische. Das Werk eines Künstlers zeigt dessen geistig-seelische Herkunft und Mission. Da Breker dem Vollkommenen in seiner künstlerischen Gestaltung die Treue hält, weist er hoffnungsvoll in die Zukunft. Denn: ohne Hoffnung gibt es keine Zukunft für die Menschheit."

Adenauer wies bei dem Gespräch darauf hin, dass er selbst unter den Nazis gelitten habe. "Aber das kann doch für mich kein Grund sein, als Racheengel zu wirken. Sehen Sie, wir stehen gerade vor der Unterzeichnung des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages (22. Januar 1963). Das ist einer der wichtigsten Verträge im Nachkriegsdeutschland. Er wird Europa und die Welt zum Guten verändern. Wir haben noch viel zu erreichen. Für eine stabile Demokratie ist jeder Einzelne von Nöten, natürlich auch die Presse."

Geschichtlicher Rückblick: Konrad Adenauer, Präsident des Preußischen Staatsrates, war kurz nach der Machtergreifung Adolf Hitlers im Jahr 1934 vorübergehend verhaftet worden. Er hatte es als Oberbürgermeister von Köln im Februar 1933 abgelehnt, Adolf Hitler auf dem Flugplatz abzuholen, als dieser zu einer Wahlveranstaltung nach Köln kam.

Nach dem Attentat gegen Hitler vom 20. Juni 1944 erfolgte Adenauers erneute Verhaftung und Internierung in einem Lager auf dem Messegelände in Köln. Nach seiner Flucht wurde Adenauer erneut festgenommen und im Gestapo-Zuchthaus Brauweiler interniert.

 

Zu Adenauers späteren Vertrauten aus der NS-Zeit gehörten unter anderen

1. Hans Speidel (1897 bis 1984), Generalmajor der Deutschen Wehrmacht. Speidel wird militärischer Berater, wirkt maßgeblich am Aufbau der Bundeswehr mit. Er scheidet 1963 als General der Bundeswehr und Oberbefehlshaber der Alliierten Landstreitkräfte in Mitteleuropa mit Sitz in Fontainebleau (Frankreich) aus. Vorher hatte er für die reibungslose Eingliederung der deutschen Bundeswehr in die NATO gesorgt.

 

2. Reinhard Gehlen (1902 bis 1979), General und deutscher Geheimdienstchef. Gehlen leitete von 1942 bis 1945 im Generalstab des Heeres die Spionageabteilung "Fremde Heere Ost". Er begab sich mit seinem engsten Mitarbeiterstab freiwillig in US-Gefangenschaft. Er stellte sein Wissen und die von ihm mitgebrachten Dokumente über Russland und Osteuropa dem US-amerikanischen Geheimdienst zur Verfügung. In dessen Auftrag baute er ab 1945 einen Auslandsnachrichtendienst in Deutschland auf, der im Kalten Krieg gegen die Ostblockstaaten operierte. 1955 hat die Regierung Adenauer die "Organisation Gehlen" übernommen: Sie firmierte als Bundesnachrichtendienst (BND).

(© Text EKS-Archiv/Ka1963)

 

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Nr. 84, Autumn 2002