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Adenauer, Gerhard Marcks und Theodor Heuss

Was Bundespräsident und Kanzler von der Büste des Bildhauers hielten

 

Von Hans Jürgen Kallmann

 

Porträt Konrad Adenauer von H.J. Kallmann. Der erste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland saß dem Maler Modell im Kanzleramt Bonn.

Foto Copyright Adenauer-Stiftung/Archiv Kallmann

 

München/Bonn (bc) Der Maler Hans Jürgen Kallmann (*1908) schuf vom ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer 1963 insgesamt 19 Pastelle. Bei den Sitzungen im Kanzleramt, dem Palais Schaumburg Bonn, kam es zu Annährungen zwischen dem Staatsmann und dem Künstler. Kallmann schrieb in seinen Memoiren „Der verwundbare Stier" (List-Verlag, ISBN 3-471 779558), wie Adenauer und Bundespräsident Theodor Heuss über ein Heuss-Porträt rätselten, wer denn der von Marcks dargestellte wirklich sein könnte.

Kallmann schreibt: „Es gibt ja die wahre Geschichte, als Heuss sich von Gerhard Marcks in einer Plastik hat verewigen lassen. Heuss hatte die Plastik in seinem Vorzimmer in der Villa Hammerschmidt aufstellen lassen und bat den Kanzler sie sich ansehen zu kommen.

Und Heuss brummte in seiner jovialen Art, die Leute sagten, die Plastik ähnele mehr Adenauer als dem Dargestellten. Adenauer kniete eine Spur vor der Plastik, um mit ihr auf einer Augenhöhe zu sein, und sagte zum Bundespräsident: ‚Dat sind nicht Sie, dat bin nich ich, dat is der Borr.'

Herr Borr war Ministerialdirigent und die rechte Hand von Heuss, alle drei hatten irgend etwas Asiatisches in ihrer Physiognomien. Es gab mal die makabre Frage: Wenn alles auf der Erde durch irgendein Ereignis vernichtet werden würde und lediglich die Plastik-Köpfe von Heuss, Adenauer und Borr übrigbleiben würden, was dann die spätere Menschheit aus diesen Relikten über den asiatischen Einfluss auf die Mitteleuropäer würden schließen können.

Adenauer hatte einen unbezähmbaren Witz, Pointen kostete er genüsslich rheinisch aus. Dadurch geriet er kaum in die Gefahr, jemandem ernstlich zu verletzen.

Ganz im Gegensatz zu dem großen, bedeutenden deutschen Bankier Hermann-Josef Abs, der für einen sarkastischen Witz oder ein elegantes Bonmot alte Freundschaften aufs Spiel setzte. Das tat Adenauer nie.

Ich habe, wie erwähnt, in den vielen Sitzungen 19 Pastelle gemalt (die er alle signiert hat). Als sie fertig waren, habe ich sie in Passepartouts gesteckt und sie rundherum in seinem großen, schönen Arbeitsraum im Palais Schaumburg aufgestellt. Er ließ seinen Staatssekretär Hans Globke kommen und meinte zu dem: ‚Ich hätte nicht gedacht, dass ich so viele Jesichter habe."

Darauf Globke , sehr höflich: Das wird wohl der Grund sein, warum der Herr Kallmann so intensiv gemalt hat."

 

Copyright 2002 West-Art, Prometheus 85/2002

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, Politics and Science.

Nr. 85, Winter 2002