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Die Angst des Mannes: Prostatakrebs

Deutsche Krebshilfe fördert Forschungsprojekt mit 363.000 Euro

Von Joe F. Bodenstein

 

 

Die Deutsche Kinderkrebshilfe bietet die kuschelige Stoffpuppe „Maari" für Kinder an, damit Einschlafen schön wird. Für Männer gibt es keinen Derartigen Trost bei Angst vor Erkrankung der Prostata.

© Marco-Vg

 

 

Freiburg/Bonn (bpb) Männer haben weltweit Angst davor, einmal an Prostatakrebs zu erkranken. Sie verdrängen das Problem und nutzen viel weniger als Frauen Untersuchungen zur Früherkennung. In Deutschland erkranken nach Angaben der Deutschen Krebshilfe jährlich etwa 40.600 Männer neu an Prostatakrebs. Damit ist dies die häufigste Krebserkrankung beim Mann. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 71 Jahren. Die wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten sind Operation, Bestrahlung und medikamentöse Therapie.

Es gibt schnell und langsam wachsende Prostatatumoren. Wissenschaftler der Universitätskliniken Freiburg und Bonn haben jetzt eine wesentliche Ursache für aggressiv-wachsenden Prostatakrebs entdeckt: Der Eiweißstoff LSD1 kurbelt die Zellteilung an und führt dadurch zu einem schnellen Tumorwachstum. Das Ziel der Forscher ist es jetzt, dieses Enzym durch Medikamente zu hemmen und so das Wachstum der Krebszellen zu bremsen. Diese bedeutenden Ergebnisse werden in der Zeitschrift Nature veröffentlicht und sind bereits jetzt über www.nature.com abrufbar. Die Deutsche Krebshilfe unterstützte das Forschungsprojekt mit 363.000 Euro.

Alle Körperzellen verfügen über eine innere Uhr, die den Zellzyklus steuert: Teilung, Wachstum, Alterung und Sterben einer Zelle wird über ein fein austariertes Gleichgewicht geregelt. Daran sind Gene beteiligt, die für die Zellteilung verantwortlich sind. „Normalerweise sind diese Zellteilungs-Gene im Zellkern so verpackt, dass ihre Information zur Teilung nicht ständig abgelesen werden kann ? die Gene sind quasi ruhig

gestellt", erklärt Professor Dr. Reinhard Büttner, Projektleiter am Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Bonn. „Ohne diesen Schutzmechanismus--eine Art Bremse--würden sich die Zellen unkontrolliert vermehren."

 

Der wunde Punkt des Mannes liegt im Genitalbereich. Probleme mit der Prostata werden weitgehend verdrängt aus Angst vor der Diagnose Krebs.

Foto: Marco-VG

 

Erkenntnisse durch Teamarbeit mit Professor Schüle

In dem von der Deutschen Krebshilfe geförderten Forschungsprojekt hat Büttner jetzt zusammen mit der Freiburger Arbeitsgruppe um Professor Roland Schüle (Universitäts-Frauenklinik und Zentrum für Klinische Forschung, Klinikum der Universität Freiburg) herausgefunden, dass das Enzym LSD1 die Zellteilungs-Gene in genetisch veränderten Zellen aktiviert: „LSD1 verringert die Packungsdichte dieser Gene, so dass die genetische Information zur Zellteilung viel häufiger abgelesen werden kann als normal. Unter dem Einfluss von LSD1 vermehren sich die Zellen daher erheblich schneller", erklärt Professor Büttner. Eine Tatsache, die auch die Aggressivität bestimmter Prostatatumoren zu erklären scheint: „Unsere Untersuchungen zeigen: Je mehr LSD1, desto aggressiver die Krebszellen", sagt Büttner.

LSD1 hat damit eine ähnliche Wirkung wie das Hormon Testosteron, das ebenfalls die Zellteilung in der Prostata aktiviert. „Unter seinem Einfluss können aus entarteten Zellen Tumoren entstehen", so der Bonner Projektleiter. „Daher versucht man bei Prostatakrebs die Produktion des Testosteron durch eine Anti-Hormontherapie zu hemmen." Die Beeinflussung der Zellteilung durch das LSD1 könnte jetzt erklären, warum manche Tumoren trotz dieser Hemmung weiter wachsen: „Das Enzym LSD1 kann die Zellteilungs-Gene so weit entpacken, dass die Zellen gar kein Testosteron mehr benötigen, um sich zu teilen", erläutert Professor Büttner. Das Ziel der Forscher ist es, das Enzym LSD1 auszuschalten und so die Zellteilung zu bremsen. In Zellkulturen ist ihnen das bereits gelungen. Langfristig hoffen sie auf Medikamente, die sich auch beim Menschen einsetzen lassen.

Aber nicht nur im Hinblick auf die Entwicklung neuer Therapie Möglichkeiten, auch für die Diagnose ist die Entdeckung des LSD1 relevant: „Die Menge des LSD1 in Tumorzellen der Prostata ist ein sehr guter Hinweis darauf, wie aggressiv die Krebszellen sind", meint Professor Büttner. „Diese Tatsache wollen wir künftig für diagnostische Zwecke nutzen." Auf diese Weise könnten die Ärzte von vornherein besser beurteilen, welche Therapie bei welchen Patienten am besten geeignet ist und eine Aussage über die Heilungschancen machen.

Die Deutsche Krebshilfe hat für Patienten und Angehörige den blauen Ratgeber „Prostatakrebs". Er kann kostenlos bestellt werden bei der Deutschen Krebshilfe, Postfach 1467, 53004 Bonn, Fax 02 28/ 7 29 90-11 oder im Internet unter www.krebshilfe.de heruntergeladen werden. (Projekt-Nummer: 10-2019, 23.08.2005)

 

 

© PROMETHEUS 99/2005

  

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Nr. 99, SEPTEMBER 2005