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Beifall bei Uraufführung von "Hitlers Dr. Faust"

Bühnenautor Hochhuth übt Kritik an USA--Wird Wernher von Braun zu wenig für seine Verdienste geehrt ?

 

Von Joe F. Bodenstein

 

 

Konsul B. John Zavrel mit Hermann Oberth, der "Father of Space Flight" in Feucht, Germany in 1987 (Photo by MARCO, Bonn).

 

Berlin -- Beifall für ein kritisches Stück über Vergangenheit und Gegenwart gab es im Oktober 2001 in Berlin: "Hitlers Dr. Faust" heißt das neueste Bühnenwerk. Es stammt von dem zeitkritischen Autor Rolf Hochhuth.

Es befasst sich am Beispiel des deutschen Raketenforschers Hermann Oberth mit der aktuellen Frage: Wieweit dürfen sich Wissenschaftler mit der Politik auf Waffenproduktion einlassen, um Kriege zu führen. Hermann Oberth und sein "Meisterschüler" Wernher von Braun haben in der NS-Zeit Adolf Hitler gedient. Später haben sie jedoch ihr Wissen den USA zur Verfügung gestellt. So wurde Amerika mit deutscher Hilfe führend in der Weltraumfahrt.

"Das Stück gewinnt an Aktualität angesichts der Tatsache, dass Raketen auf Afghanistan niedergehen", sagt Autor Rolf Hochhuth im Gespräch über den Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Bei der Premiere war er "höllisch aufgeregt". Immerhin ist es kein lustiges Stück mit Sex, Tanz und Liedern. Nur das Lied vom Tod schwingt durch die Bühnendekoration.

Der einhellige Beifall des Premierepublikums im Berliner Schlosspark-Theater galt vor allem auch dem Mut Hochhuths, dieses Problem zu Thematisieren. Eine bittere Erkenntnis ist letztlich die: Es bedarf meist der Kriegsforschung, um auch Ergebnisse für den Fortschritt der Menschheit zu erzielen.

Kritik an den deutschen Verbündeten USA verpackte Hochhuth in die Dialoge der Schauspieler. So beklagt der Autor, dass der deutsche Raketenforscher von Braun in den USA letztlich nicht die Ehre erhielt, die ihm gebührt. Nachdem er den USA zur Mondlandung verholfen hatte, habe er ausgedient. Bei seiner Beerdigung--so beklagt das Theaterstück--sei Braun nicht von höchster Stelle ausreichend geehrt worden.

Das Stück "Hitlers Dr. Faust" wird nach seinem Gastspiel in Berlin an anderen deutschen Bühnen gespielt. Nach dieser Erprobung wäre es reif für die USA, meint der Autor. Hochhuth hat das Drama so arrangiert, dass es sowohl in kleinen Theatern als auch in großen Bühnendekorationen auf dem Broadway gespielt werden könnte.

 

Nackter Mann in der Badewanne

Um diesen politischen Stoff um Hitlers Raketen-Spezialisten und deutsches Knowhow für "Bomben auf Engeland" etwas erotisch aufzuarbeiten, ließ sich Hochhuth etwas tolles einfallen. Die erste Szene beginnt mit einem schönen nackten jungen Mann in der Badewanne.

Es sollte Hermann Oberth als Student in Österreich sein. Damals machte der arme Kerl in einer alten Badewanne seine Experimente, die für die Weltraumforschung von Nutzen waren. Im Bühnenstück steigt der Schauspieler als Jüngling von arischer Schönheit auf der Theaterbühne schließlich splitternackt aus der Wanne. Er trocknet sich zu Freude des Publikums gemächlich ab, zeigt vor allem den schönen Popo und bringt etwas Boulevard-Atmosphäre in das Politdrama.

Im weiteren Verlauf geht es dabei ernster zu. Es wird geschildert, dass Oberth keine andere Chancen als die Nazis blieben, um in seiner Raketen- und Weltraumforschung voranzukommen.

Hitler gab das Geld und bot dem lange verkannten Genie die einmalige Gelegenheit. Da konnte Oberth als armer Forscher nicht nein sagen. Er war damals noch nicht so bekannt wie Einstein. Ebenso ging es Wernher von Braun. Das Schicksal nahm seinen bekannten Lauf.

Braun als Mephisto

In unerschrockener Offenheit stellt Hochhuth den "Vater der Weltraumfahrt" Oberth als " Hitlers Dr. Faust" dar. Und daneben agiert Wernher von Braun als Mephisto, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Neu-Amerikaner in den USA Karriere machte. Auch die Russen wollten ihn nach Moskau holen.

Hochhuth kritisiert in seinem Stück den teuflischen Missbrauch von Wissenschaft für Macht und Krieg. Gleichzeit lässt er Oberth darlegen, dass Kriege auch den technischen Fortschritt vorangebracht hätten. Der Weg zum Mond führte sozusagen über Hitlers Raketen auf London. Der Theaterbesucher denkt nach und macht sich seine eigenen Gedanken.

Bei der Uraufführung im Berliner Schlosspark-Theater gelang es Hochhuth mit drei Hauptschauplätzen auf der Bühne die Problematik der Hitler-Diktatur, der Judenverfolgung sowie den Aufbau des erfolgreichen US-Raketenprogramms nach 1945 durch deutsche Wissenschaftler zu vergegenwärtigen. Ein Weltraummuseum in USA, Hitlers Raketenschmiede für Waffen gegen England im norddeutschen Peenemünde und eine Studentenbude von 1917 in Wien sind die Hauptschauplätze in dem Stück.

Im ersten Akt entsteigt Jens Ole Schmieder als junger Hermann Oberth der Badewanne um sich mit Kristina Bangert als Oberths Jugendfreundin und spätere Ehefrau Mathilde zu streiten über Forschung im Dienste des Staates. Der Konflikt bleibt immer gegenwärtig. Wie geht es wohl in einer Ehe mit Kindern zu, in der von einem "liebenden Vater und Ehemann" Raketen zum Töten gebastelt werden. Oberth selbst verliert während des Krieges eine Tochter bei einer Explosion bei einem Raketenexperiment. Er setzt die Forschung fort.

Autor will "Weltraumspiegel" populär machen

In der Inszenierung von Marcello de Nardo spielten Hermann Treusch und Christine Wodetzky einfühlsam die Hauptrollen der Eheleute. Der erste Auftritt des jungen Oberths im Bühnenstück als 24-Jähriger diente der Demonstration von Forschungsversuchen unter Wasser in der Badewanne. Der später so berühmte Forscher führte in jungen Jahren ein ärmliches Leben, weil keiner an seine Ideen glaubte. So dachte er in der NS-Zeit nur an seine Forschung und nicht an Hitlers Politik.

Hochhuth will in dem Stück auch auf die großen Zukunftsmöglichkeiten aufmerksam machen, die sich aus dem von Oberth konzipierten "Weltraumspiegel" ergeben könnten. Oberth legt im Bühnenstück voller Überzeugung dar, dass solche Riesenspiegel zwischen Erde und Mond Naturkatastrophen auf der Welt vermeiden sowie das Klima verändern könnten. Taifun und Hurrikan in USA verlören ihre Schrecken, Menschen würden geschützt. Und mehr noch: Wüsten wären fruchtbar und Eisregionen für Milliarden Menschen bewohnbar zu machen.

Das war Oberths Überzeugung. In Büchern wie "Primer For Those Who Would Govern" (USA 1987, West-Art Publishers, $ 20) hat er sie bis zum Lebensende dargelegt. Oberth gibt Rat und Ermahnungen.

Dramatiker Hochhuth fordert heute Forschungsgelder für diese Zukunftsmöglichkeiten. Er schließt nicht aus, dass über die kontrovers diskutierte Installation eines US-Raketenabwehr-System dieser "Weltraumspiegel" zum Nutzen aller Menschen auf dem Globus letztlich doch realisiert wird. Dazu müsste US-Präsident George W. Bush auch die letzten Bücher von Oberth lesen oder von seinen Beratern lesen lassen.

 

(© PROMETHEUS 28/10/2001)

 


Books by and about Hermann Oberth

 

Primer for Those Who Would Govern, by Hermann Oberth

A Russian Space Pioneer Chronicles the Life of Hermann Oberth, by Marsha Freeman

 


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The Allure of Space, by Wernher von Braun

From Peenemünde to the Moon, by Konrad K. Dannenberg

Hermann Oberth -- Half a Century Ahead , by Konrad K. Dannenberg

Hermann Oberth -- The Space Pioneer , by Dr. Ernst Stuhlinger

The Ideal Situation , by Hermann Oberth

In Remembrance of Hermann Oberth - The Father of Space Flight

Mankind's Technological Tasks for the Future , by Hermann Oberth

Politics and Art, by Hermann Oberth

The Prophet of Space Travel -- Hermann Oberth , by Wernher von Braun

The Purpose of Mankind, the Goal of Culture and War, by Hermann Oberth

A Russian Space Pioneer Chronicles the Life of Hermann Oberth, by Marsha Freeman

Salute to Hermann Oberth, by B. John Zavrel

Why Explore Space , by Dr. Ernst Stuhlinger

 

 

 

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Nr. 81, Winter 2001