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James Simon und die Nofretete in Berlin

Ulrich Sewekow fordert Ehrung für den jüdischen Mäzen

 

Von Joe F. Bodenstein

 

 

The portrait NOFRETETE is the main attraction at the Ägyptisches Museum Berlin. But the Egyptian Museum in Charlottenburg is closed since March 1, 2005. It will be re-opened in the Old Museum (Museum Island) on August 13, 2005. In the meantime, Nefertiti can be seen in the special exhibition "Hieroglyphics around Nefertiti" from March 1 to August 11, 2005 at the Exhibition Hall Kulturforum Potsdamer Platz in the German Capital.

© Museum/Marco-VG

 

 

Berlin (bpb) Nofretete, die weltberühmte Büste der Königin vom Nil, hat in Berlin eine neue Bleibe gefunden. Zu verdanken ist das 3.200 Jahre alte Fundstück dem jüdischen Mäzen James Simons (1851-1932). Er übereignete das 47 Zentimeter hohes antike Kunstwerk am 21. Juli 1920 dem Ägyptischen Museum in Berlin. Hinzu kamen die ganze Fundteilung aus der Grabung des Architekten und Ägyptologen Ludwig Borchardt in Armara (1907, 1911-1914).

Zu verdanken sind die damaligen Grabungen der Deutschen Orientgesellschaft vor allem dem Kaufmann James Simon. Er war einer der Hauptfinanziers der Orientgesellschaft (DOG), die mit Grabungen in Babylon und Palästina erfolgreich war. Die Eintragung des Fundes im Grabungsbuch von Borchardt stammt vom 6. Dezember 1912. Kein Wunder, wenn im Jahr 2005 endlich die Benennung einer Straße nach dem großzügigen James Simon gefordert wird. „Es ist höchste Zeit, dieses Mannes zu gedenken" sagte Vorstandsmitglied Dr. Ulrich Sewekow von der Deutschen Orientgesellschaft in einem Interview mit „Prometheus". Simon sei ein Vorbild an Gemeinsinn. „An ihn bleibend zu erinnern sollte auch reiche Bürger unserer Zeit dazu anregen, mit einem Teil ihres Vermögens Kunst und Wissenschaft zu fördern, damit auch kommende Generationen davon etwas haben."

Die Die FDP-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus setzt sich ebenfalls dafür ein, James Simon als Förderer der Berliner Museen und sozialer Einrichtungen in seiner Zeit zu ehren. Daher solle eine Straße oder ein Platz im Bezirk Mitte nach ihm benannt werden. Da die Administration Mitte beschlossen hatte, nur noch Frauennamen für Straßen zu verwenden, forderte die FDP den Senat auf, die Sache wegen des übergeordneten Interesses an sich zu ziehen und eine Entscheidung zu treffen.

 

Eine Sternstunde der Archäologie

 

Engagement für den jüdischen Kunstmäzen James Simon: Dr. Ulrich Sewekow (rechts) vom Vorstand der deutschen Orientgesellschaft, die Theologin Prof. Dr. Uta Ranke-Heinemann (Alexander-Orden) und die Malerin Brigitte Sewekow (links). Das Foto der in Kunst- und Kultur engagierten Persönlichkeiten entstand 2004 auf Schloss Nörvenich im Landkreis Düren, dem Tagungssitz des von dem Franzosen Roger Peyrefitte erneuerten internationalen „Orden Alexander der Große für Kunst und Wissenschaft."

© Marco-Vg

 

Tatsächlich war es eine Sternstunde der Archäologie, als deutsche Ägyptologen 1912 den Fund 300 Kilometer südlich von Kairo in Tell el-Amarna machten. 3.200 Jahre ruhte Nofretete im Wüstensand. Entdeckt wurde sie nach den Aufzeichnungen im Haus P. 47, Raum 19 des Bildhauerateliers von Thutmosis. Der Bildhauer Thutmosis ist hauptsächlich berühmt für seine Büste der Nofretete, der Gemahlin des "Ketzerpharao" Echnaton. Doch in seiner Werkstatt fand man noch 30 weitere realistisch aussehende Büsten und Gipsköpfe.

Dieser Schöpfer von Bildnissen hatte bereits zu Lebzeiten die künstlerische Bedeutung wie im 20. Jahrhundert der Bildhauer Arno Breker, der in unerreichter Weise die Büsten von Persönlichkeiten der Zeitgeschichte modellierte. Es ist glückhaft, dass Thutmosis durch Deutsche wieder entdeckt und sein Ruhm nach Jahrtausenden neu begründet wurde.

Kurz nach der Ausgrabung wurde das Bildnis nach Berlin geschickt, wo es Ende Februar 1913 eintraf. Sie wurde zunächst für einige Monate in der Privatwohnung von James Simon aufgestellt. So ist der Mäzen der einzige Mann der Welt, der so lange mit der Schönen allein unter einem Dach lebte.

Die jüdische Familie Simon hatte ihr Geld im Baumwollhandel verdienst. Der Sezessionskrieg in den USA führte zu einer drastischen Verknappung der Baumwolle in Europa. Die dadurch bedingte Baumwollkrise in Preußen (1863/64) verhalf den Brüdern Simon dank ihrer permanent vorgehaltenen Baumwollbestände zu einem großen wirtschaftlichen Aufstieg. James Simon hat aus Liebe zur Kunst und Sammlerleidenschaft einen Großteil seines Vermögens zur Förderung von Kunst verwendet. So konnte er großartige Stiftungen machen. Damit hat er es zu Recht verdient, dass sein Name in der Fachwelt und Kunstgeschichte immer mit seinen guten Taten verbunden bleibt.

Das Portrait der Nofretete ist seit Jahrzehnten ein beliebtes Motiv für Repliken. Eine erste Kopie hatte Simon am 3. Oktober 1913 dem deutschen Kaiser Wilhelm II. überreicht. Er war offensichtlich ebenso beeindruckt wie der Ägyptologe Borchardt am Tag des Fundes. Über das Original trug er in das Grabungsbuch schließlich ein: „Beschreiben nützt nichts, ansehen !" (8.07.05)

 

 

© PROMETHEUS 97/2005

  

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Nr. 97, JULY 2005