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„Nazi-Künstler" Arno Breker wird durch VG Bild Kunst rehabilitiert

Klaus Staeck hat verloren: Breker jetzt in „bester Gesellschaft" mit Böll und Grass

 

Bronze-Porträt Adolf Hitler von Arno Breker. Diese Darstellung war das offizielle Bildnis im „Dritten Reich". In der Kritik an Breker nach 1945 wurde der Künstler von einem Nachrichtensprecher im deutschen Fernsehen sogar als „der Bildhauer des Teufels" bezeichnet.

Foto: Wikipedia

 

Berlin/Washington (mea) Der als „Nazi-Künstler" kritisierte Bildhauer Arno Breker (1900-1991) ist nun in der deutschen Verwertungsgesellschaft VG Bild Kunst registriert. Die mit ähnlichen Gesellschaften in USA und anderen Ländern zusammenarbeitende VG-Bild Kunst hat damit die Möglichkeit, weltweit auf den einstigen „Lieblingsbildhauer" von Adolf Hitler hinzuweisen.

Damit hat auch der Präsident der Akademie der Künste (Berlin), Klaus Staeck, in seinem Jahrzehntelangen Kampf gegen eine Rehabilitierung Brekers verloren. Er und andere hatten in den letzten Jahren immer wieder in den Medien (wie Der Spiegel, TV, Bild-Zeitung von Axel Springer, Focus) kritisiert, dass Arno Breker dem unheilvollem „arischen Rassenwahn der Nazis" in monumentalen Plastiken und Reliefs Gestalt gegeben habe. Damit hätten Hitler und die Wehrmacht wirkungsvolles Bildmaterial für ihre Ideologie und Propaganda erhalten.

Die Mitgliedschaft bei VG Bild Deutschland hat die heute 85jährige Witwe Charlotte Breker (zweite Frau) eingefädelt. Der Vertriebenen aus Schlesien ist es gelungen, sozusagen fast unbemerkt von der Öffentlichkeit der Bild-Kunst ein Kuckucks-Ei zu legen. Ob Geldgier oder politische Anerkennung die Motivationen waren, bleibt unbenommen. Wichtig scheint den Breker-Erben: Zum Ärger der Kritiker befindet sich jetzt Arno Breker bei der VG-Kunst in „bester Gesellschaft" mit Klaus Staeck, Josef Beuys sowie den beiden deutschen Literatur Nobelpreisträgern Heinrich Böll und Günter Grass. Hinzu kommen Wolf Vostell, Claus Otto Paeffgen und andere prominente deutsche Künstler der Nachkriegszeit.

Auch „entartete Künstler", die während Brekers Karriere unter dem NS-Regime gelitten hatten, führt die VG Kunst in der Mitgliederliste, wie Max Pechstein, Willi Baumeister, Ernst Ludwig Kirchner.

 

Kein jüdisches Verständnis für Aufnahme Brekers

„Keinerlei Verständnis" findet die Aufnahme Brekers in die VG Kunst bei Kritikern. In jüdischen Kreisen in Berlin hieß es: „Da kann man nur den Kopf schütteln!" Dieser heimlich eingeleitete Rehabilitierungsversuch sei ein Thema für den Zentralrat der Juden in Deutschland.

Aus der jüdischen Community in New York kommt die Forderung, dass Breker als „einer der Günstling des Massenmörders Hitler" keinen Platz in demokratischen Künstler-Organisationen haben dürfe.

Ähnlicher Protest ist aus dem Freundeskreis des US Holocaust Memorial Museum in Washington zu hören. Künstler, die sich wie Arno Breker durch „besondere Regimetreue zu Hitler auszeichneten", hätten jeden Anspruch verwirkt, in einer demokratischen Organisation von Kunstschaffenden geehrt zu werden. Keine Ausnahme sei erlaubt, denn sonst würden eines Tages „alle Nazi-Künstler" wieder Privilegien erhalten, „als habe es die NS-Verbrechen nie gegeben".

 

 

Copyright 2011 PROMETHEUS

PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 170, September 2011