Home | Alexander Order | Latest News


Jutta Steinbach ist die Jean d'Arc der Vertriebenen

CDU-Politikerin fordert trotz Kritik „Zentrum gegen Vertreibung"

 

Von B.John Zavrel

 

 

Jutta Steinbach auf der internationalen Pressekonferenz über Vertreibung in Berlin. Die CDU-Politikerin ist Präsidentin des Bundes der Vertriebenen (BdV) und im Jahr 2006 mutigste Streiterin für die Rechte der Vertriebenen Deutschen. Die christliche Politikerin sagt: Auch Deutsche haben Rechte. Versöhnung erfordert Wahrhaftigkeit.

© Foto J.F.Bodenstein/Marco-VG

 

 

Berlin (bpb) Als Jean d'Arc der Vertriebenen in einem sich einigenden Europa wird immer wieder die CDU-Politikerin Jutta Steinbach bezeichnet. Über 60 Jahre nach der Vertreibung von Millionen Deutschen aus ihrer angestammten Heimat im Sudetenland und in Schlesien tritt sie mutig für Rechte der Vertriebenen aus Polen, Tschechien und anderen Teilen der ehemaligen Staaten des Warschauer Paktes ein. Die historische Freiheitskämpferin Jean d'Arc endete bekanntlich auf dem Scheiterhaufen. Die Vertriebenenpolitikerin Steinbach hat nur den Erfolg der Gerechtigkeit eingeplant.

In der Regierungszeit von Bundeskanzler Konrad Adenauer nach 1945 waren sich die Chrisdemokraten und die Sozialdemokraten in der Wahrung der Rechte von Vertriebenen einig. Namen wie Wenzel Jaksch (SPD), Herbert Hupka (SPD), Bundesminister Hans-Christoph Seebohm waren unerschrockene Repräsentanten der Vertriebenen und Flüchtlinge. Das ist jedoch lange her.

Im Jahr 2006 wird in der deutschen Bevölkerung kritisiert, dass sowohl die CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch die SPD-Führung die Heimatvertriebenen und deren Nachkommen „im Regen" stehen lassen. Als Wählerpotential verlieren Vertriebene an Bedeutung. Die meisten Vertreibungsopfer sind schon gestorben. Interessanter für deutsche Politiker wird die wachsende Zahl von Ausländern als künftige Wähler. Vor allem der Zuzug von moslemischen Türken und Asylsuchenden aus Asien und Schwarzafrika hat zu einer starken Veränderung der Bevölkerungszusammensetzung auch in der Kultur- und Religionszugehörigkeit geführt.

 

Bilder des Schicksals: ein alter Kinderwagen, Heiligenbilder und Möbel erinnern in der Ausstellung an das gnadenlose Schicksal von Menschen, die aus Schlesien und dem Sudetenland vertrieben wurden.

© Foto Bodenstein/Marco-VG.

 

 

Verbrechen der Vertreibung nicht verschweigen

Die Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen, Jutta Steinbach, beharrt seit Jahren vergebens auf die Errichtung eines „Zentrums gegen Vertreibung" in Berlin. Darin soll an alle Vertreibungsschicksal in Europa im 20. Jahrhundert erinnert werden. Der polnische Staatspräsident Lech Kaczinsky will davon jedoch ebenso etwas wisse wie die Regierungschefs in Warschau und Prag. Dagegen hatte der große tschechische Präsident Vaclav Havel, den Westdeutschland nach kommunistischer Haft aufnahm und half, sich in seiner Amtszeit für die deutsch-tschechische Versöhnung eingesetzt.

Das ist auch Ziel der Vertriebenenorganisationen, betonte die BdV-Präsidentin Steinbach. Sie ist unter anderem Sprecherin für Menschenrechte und Humanitärer Hilfe der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Ihre Stiftung „Zentrum gegen Vertreibung" hat im Jahr 2006 im Kronprinzenpalais Berlin über die Vertreibungsverbrechen in der Ausstellung informiert: „Erzwungene Wege. Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts".

Auf einer Pressekonferenz zog Steinbach eine positive Bilanz. Rund 60.000 Besucher sahen die Information, die als Wanderausstellung in andere Städte geht. „Das Interesse an diesem schicksalsreichen Thema ist groß.", sagte sie „Vom Rentner und den Zeitzeugen bis zu Jugendlichen und Schülern unserer Tage sind Besucher aus ganz Deutschland gekommen." Auch das Ausland interessiert sich für die Ausstellung wie Ungarn, Frankreich und Italien.

 

Forderung nach Vertreibungs-Museum bekräftig

An dem geplanten «Zentrum gegen Vertreibungen» hält die Stiftung weiterhin fest, betonte Steinbach. «Die deutsche Bundesregierung ist für die Finanzierung und den Ort zuständig» Die Kritik an dem Zentrum, die vor allem aus Polen und Tschechien kommt, mochte Steinbach nicht kommentieren. In diesen Ländern wird eine einseitige Darstellung des Schicksals der nach dem Krieg vertriebenen Deutschen befürchtet. Steinbach verbuchte die aktuelle Ausstellung dennoch als Erfolg: «Etwa 80 Prozent der Gästebucheinträge sind positiv», sagte sie . «Fünf Prozent der Besucher war die Ausstellung nicht deutsch genug, fünf Prozent nicht international genug.

 

Eine selbst gefertigte Schale aus einer Blechdose, Ein Trinkbecher aus Holz und Löffel. Erinnerungsstück von Deutschen, die nach ihrer Vertreibung und Entrechtung ab 1945 in kommunistischen Straflagern in Sibirien die Zwangsarbeit überlebten.

© Foto: Ausstellung Vertreibung / Marco-VG

 

Druck aus Polen auf die Ausstellung: Zu den Störmanövern aus Polen gab Steinbach bekannt, das vier der 20 Exponate aus Polen vorzeitig zurückgezogen wurden. Dazu gehörte die Glocke des 1945 von einem sowjetischen U-Boot versenkten deutschen Flüchtlingsschiffs «Wilhelm Gustloff», bei dem fast alle auf der Flucht befindlichen Kinder, Frauen, Kranke und alte Menschen ertranken. Steinbach begründete die Rückgabe der Leihgaben „mit dem großen Druck" unter den die Verleiher in Polen gesetzt worden seien. „In Polen und Tschechien gibt es jedoch viele Menschen, die das Unrecht der Vertreibung einsehen und es durch Aussöhnung lindern wollen", sagte Steinbach. Mit diesen Personen guten Willens könne ein friedliches Zusammenleben in einem demokratischen Europa gelingen.

Im September 2006 wurde in Deutschland wieder der Tag der Heimat begangen, der ein Gedenktag an die Vertreibung der Deutschen ist. Die Wochenzeitung „Junge Freiheit" würdigte das Engagement von Jutta Steinbach für Wahrheit und Gerechtigkeit. Sie erinnerte daran, dass nach 1945 über zwölf Millionen Deutsche gewaltsam entwurzelt und traumatisiert wurden. Die „Überlebenden einer Jahrhundertkatastrophe haben weder resigniert noch revoltierten, sondern diszipliniert ihre Kräfte und Talente dem Wiederaufbau des zerrissenen und aus vielen Wunden blutenden Vaterlandes gewidmet.". Autor Michael Paulwitz begann in der Jungen Freiheit seinen Leitartikel „Verraten und Verkauf" mit der kritischen Einleitung: Das Jahrhundertverbrechen der Vertreibung und das Jahrhundertversagen der deutschen Politik." (5 Dec 2006)

 

 

© PROMETHEUS 114/2006

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 114, December 2006