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Der Kunstmaler Johannes Günter Patzelt

Künstler des 21. Jahrhundert: Tradition und neue Form

 

Von Bernd Castell

 

Jubiläums-Ausstellung 2017 im Museum Europäische Kunst (NRW): Professor Dr. Herman Schaefer, Gründungspräsident des staatlichen Museums „"Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" in Bonn und Berlin, begrüßt den Maler Johannes G. Patzelt in der Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Der frühere Vize-Kulturstaatsminister der Bundesregierung gehört dem Patronat-Kuratorium an wie die frühere Präsidentin des Deutschen Bundestages und Bundesministerin Prof. Dr. Rita Süssmuth.

Foto: bpb-press-pool

 

Berlin/New York (mea) Jedes Jahrhundert bringt in Europa neue Kunstschaffende der verschiedenen Stilrichtungen hervor. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 hat die Vielfalt der Kunst und der Interpretationen „Was ist Kunst?" zugenommen. So manche Kritiker sprechen von einem regelrechten Wirrwarr der „Ismen...". Trotz allem ist die Mehrzahl der Künstlerinnen und Künstler der klassischen Tradition der Malerei in der abendländischer Kultur treu geblieben. Ihr haben nach der Bewertung von Kunsthistorikern die führende Staaten Europas letztlich auch ihre großen Epochen in der Kunst mit zu verdanken.

 

Zu den zeitgenössischen Kunstmalern gehört Johannes Günter Patzelt Er wurde am 29. November 1956 in Chemnitz (heute: Bundesland Sachsen) als Johannes G. von Pfefferkorn geboren. Er ist der jüngste Sohn von Jutta Marie von Pfefferkorn, die aus einer sächsischen Adelsfamilie von Großgrundbesitzern stammte. Sein Vater Paolo von der Noddgerie war Marine Kapitän zur See. Zu den regional über Jahrhunderte weitverbreiteten Familienverbänden der Pfefferkorn gehörten Künstler, Wissenschaftler sowie Kirchliche Würdenträger.

Johannes Günter Patzelt (geb. von Pfefferkorn) ist ein zeitgenössischer Maler der klassischen Moderne. Er fühlt sich der abendländischen Maltradition verbunden sowie dem Surrealismus. Abstraktionen nutzt er, um Symbolik und Interpretationen in der Kunst zum Ausdruck zu bringen. Bereits als Kind begann er zu malen. Sein Weg zur Kunst und zur Malerei war jedoch langwierig und durch regierungsamtliche Vorschriften in der damaligen DDR sehr erschwert worden. Im kommunistischen Arbeiter- und Bauernstaat gehörten auch Adelsfamilien automatisch zu jenem Stand, dem man politisch misstraute. Ihm wurde generell Studium und akademischer Aufstiege verweigerte. Erst nach einer amtlich verfügten neuen  Namensgebung und erfolgreicher Erlernung einiger technischen Berufe, konnte er als Johannes G. Patzelt ab 1984 bis 1988 die damalige Kunstfachschule Dresden besuchen. In dieser Vorgänger-Organisation der heutigen Kunstakademie Dresden absolvierte er 1988 die akademische Ausbildung als Kunstmaler mit der Note Gut (1,7). Im gleichen Jahr stellte er einen Antrag auf Ausreise aus der DDR nach Westdeutschland, weil seine enge Verwandtschaft dort lebte. Er hatte großes Glück! Seine baldige Genehmigung entsprach in dieser politisch brisanten Zeit der Ost-West-Konfrontation einem Wunder.

So schnell wie möglich machte er sich auf den Weg in den Westen, ohne große Finanzmittel und ohne Umzugsgut. Die bereits in der Bundesrepublik lebende Mutter war jedoch am 2. Dezember 1987 (um 21.05 Uhr nach amtlicher Sterbeurkunde der Stadt Remscheid/Standesamt) bereits verstorben. Dies hatten ihm die DDR-Behörden verschwiegen. Sie war im Februar 1960 kurz vordem Bau der kommunistischen Sperrmauer mit ihrer Familie nach Westberlin  gezogen. Die Mauer wurde am 13. August 1961 errichtet. Ihr Kleinkind Johannes Günter ließ sie vorerst in der Obhut der Großeltern zurück, um den Jungen baldmöglichst nachzuholen. Es sollte erst eine sichere Unterkunft gefunden und die Berechtigung zum Verbleib garantiert werden. Der Bau der „Mauer" und die politische Abschottung von West - und Mitteldeutschland in unterschiedliche politische Systeme verhinderte diese Zusammenführung. Die Großeltern wurden im Jahr 1961 von der Staatssicherheit in eine Anstalt nach Rodewisch gebracht und das gesamte Vermögen mit dem Familien-Gut enteignet. 

 

Die Odyssee eines Kinder-Schicksals

Damit begann die Odyssee eines Kinder-Schicksals  in der  Deutschen Demokratische Republik (DDR), die auf dem Territorium der „Sowjetischen Besatzungszone" (die etwa der Fläche des früheren Landesteils Mitteldeutschland entsprach) unter sowjetischen Schutz installiert wurde. Nach Aufzeichnung der Historiker handelte es sich um einen „bis 1989 diktatorisch regierten, realsozialistischen Staat in Mitteleuropa". Die DDR mit der Hauptstadt Ostberlin wurde vier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges unter dem Schutz der kommunistischen Sowjetunion geschaffen.

Dem Kind Johannes Günter von Pfefferkorn erging es wie unzähligen Gleichaltrigen ähnlicher gesellschaftlicher Herkunft: Er wurde den Großeltern von der zuständigen DDR-Stelle Staatssicherheit entzogen und mit anderen „Zwangswaisen"  in einem staatlichen  „gefängnisartigen Lager" in Ostberlin untergebracht. Dort herrschte nach Bericht von Augenzeugen „Hunger, Elend und Not" sowie absolute Rechtlosigkeit. Einem bestandenem Intelligenz-Test hatte es das Kind zu verdanken, dass es mit  einigen etwas älteren Schicksalsgenossen  wie Petra und Detlef  in ein staatliches Internat mit Kinderheim zur „Umerziehung"weitergeleitet wurde. Eine  Grundbedingung war die befohlene Namensänderung auf „Johannes Günter Patzelt", um seine frühere Identität auszulöschen. In der sogenannten Internats-Zeit im Alter von fünfeinhalb Jahren bis zum 18. Lebensjahr blieb er dort. In diesem Zeitraum besuchte Patzelt die Politechnische Oberschule mit Realschulabschluss der 10. Klasse. Die Ablegung des Abiturs mit 16 Jahren  wurde ihm wie anderen Jugendlichen dieser politischen Periode verweigert. Der zu erlernende Beruf im „Arbeiter und Bauernstaat" DDR wurde ihm diktiert: Bereiche der Metallverarbeitung und Maschinenbau mussten es sein.  

 

Die Jahre der Hoffnung an der Akademie

Das Kunststudium konnte Patzelt letztlich ausnahmsweise parallel neben seiner Arbeitsverpflichtung als Dreher CNC-Maschinenschlosser machen. Er absolvierte auf der Volkshochschule die Erweiterte Oberschule (EOS) eines Betriebsschlosser mit Fachabitur. Er musste vor der Erteilung der Kunst-Studiengenehmigung garantieren, dass sein Arbeitseinsatz für den „sozialistischen Aufbau der DDR"   nicht nachlassen werde. Als er mit 27 Jahren sein Studium endlich beginnen konnte, war sein Wollen und seine Schaffenskraft durch diese Chance neu beflügelt worden.  Patzelt gehörte im Verlauf seiner Berufsausbildungen auch zeitweise der Volksarmee als Panzerführer an. 

Die Schulung war an der DDR-Kunstakademie  als umfassend und gründlich bekannt und besonders schwer. Erfahrene Kunstmaler vermittelten als Professoren und Lehrkräfte umfassende Kenntnisse nach  traditionellen Vorgaben.

Der Unterricht erfasste auch Mal-Techniken der Alten Meister sowie die Auswahl der Materialien. Seither bevorzugt  Johannes G. Patzelt die Malerei mit Ölfarben auf Leinwand: Er sagt:  „Dadurch wird erreicht, dass Unikaten auch eine längere Lebensdauer von sogar hunderten von Jahren verliehen werden kann!" Im Werk von Patzelt findet sich eine Vielfalt von Motiven. Entsprechend seiner Ausbildung widmet er sich vor allem folgenden Sujets: Landschaften, Stillleben, Akt, Abstrakte Kunst, Porträts und Bauwerke. Je nach Thema und Auffassung führt er die Gemälde im Stil Realismus und Surrealismus aus. Die abstrakte Kunstrichtung, die ebenfalls in der Akademie gelehrt wurde, kombiniert Patzelt gelegentlich mit realistischen Formen, um durch diesen Kontrast Aufmerksamkeit der Betrachter zu wecken.

 

Studienreisen und Daueraufenthalte

Den sogenannten „Lehrjahren" folgten Studienreisen zu Zentren  der abendländischen Kultur in Westeuropa. Er weitete diese Visiten mitunter zu längeren Auslandsaufenthalten aus. So lebte er mit der Familie auch längere Zeit in den Niederlanden. Dort wandelte er auf den Spuren von Vincent Van Gogh, der im Herbst 1880 sich im Alter von 27 Jahren entschied, Maler zu werden. Patzelt verehrt den genialen Holländer und fühlt sich von seinem Schicksal berührt. So nutzte Patzelt  längerer Aufenthalte in Holland auch dazu, sich  in  angesagten Städten den Kunstmalern auf  Straßen  und Plätzen anzuschließen, die nach dem

weltbekannten Beispiel der Straßenmaler-Tradition an der Seine in Paris den Kontakt mit den Kunstsammlern pflegen. In Südeuropa interessierten ihn die Werke großer Meister sowie von Zeitgenossen wie Marc Chagall und Salvador Dalí. In Holland hat sich Patzelt als Europäer so heimisch gefühlt, dass er zusätzlich die Niederländische Staatsbürgerschaft annahm. So wird er als deutsch-niederländischer Kunstmaler ein Beispiel für die europäische Integration. Da fiel auch die Entscheidung im Jahr 2012 für den von niederländischen Kunstfreunden ihm zugesprochenen Künstlernamen „John Palo van Patzasso".  Er beteiligt sich grenzüberschreitend an Ausstellungen in Galerien und Kulturzentren.

Gemälde von Johannes G. Patzelt gehören zu folgenden öffentlichen Sammlungen: „Europäischen Kultur-Stiftung (Deutschland) Berlin, Paris, New York, Museum Europäische Kunst  (NRW) sowie dem Kunst Museum Schloss Nörvenich (Kreis Düren, NRW). In den USA ist Patzelt im „Museum of  European Art, Clarence N.Y. vertreten.

 

( 1. August 2017)

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 240, August 2017