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Hollywood-Star Luise Rainer in London gestorben

100 Jahre: Schon lange her, doch nicht vergessen

Von B. John Zavrel

 

Luise Rainer mit Schauspieler-Kollegen William Powell (rechts) in dem Revuefilm „Der große Ziegfeld". Die Schauspielerin aus Deutschland hatte keine Angst vor MGM-Film Boss Mayer.

Foto: Film-Archive

 

London/Hollywood (bpb) Luise Rainer, Hollywood- Star und Oscar-Preisträgerin der 1930er Jahre, ist am 30. Dezember 2014 in London im Alter von 104 Jahren gestorben. Die Karriere der deutschen Schauspielerin jüdischer Herkunft war kurz, aber stürmisch. 1935 erhielt sie einen Vertrag der Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) für sieben Jahre. Sie übersiedelte in die USA, wo sie rasch populär wurde. Das ist lange her. Doch sie wurde in Deutschland in Kino- und Künstlerkreisen nie vergessen.

Bereits 1937 gewann sie einen Oscar als beste Hauptdarstellerin in dem Revue- Film „Der große Ziegfeld". 1938 folgte dann der zweite Oscar in der gleichen Kategorie. Luise Rainer wurde als Tochter des Geschäftsmannes Heinrich Rainer und seiner Ehefrau Emilie in eine jüdische Familie am 12. Januar 1910 in Düsseldorf geboren. Ihre Mutter war Pianistin. In ihrer Kindheit lebte sie in Hamburg und später in Wien. Ihre Ausbildung als Theaterschauspielerin absolvierte sie 1927 und 1928 in ihrer Geburtsstadt Düsseldorf an der 'Hochschule für Bühnenkunst', die dem Schauspielhaus Düsseldorf von Louise Dumont und Gustav Lindemann angeschlossen war. In dieser Zeit begegnete Sie auch dem jungen ‚Bildhauer Arno Breker, der mit dem kreativen Mitgründer des Schauspielhauses Düsseldorf und Theaterleiters Lindemann befreundet war. Dort hatte sie ihr erstes Engagement von 1928 bis 1931. In den folgenden Jahren drehte sie ihre ersten Filme, darunter 1932 „Sehnsucht" und „Madame hat Besuch". Für das Wiener Theater in der Josefstadt wurde sie von Max Reinhardt engagiert, der 1937 in die USA emigrierte. .

 

Was war mit Mr. Mayer los ?

Die deutschen Medien haben den Tod der Rainer am Jahreswechsel 2014/2015 zum Anlass einer breiten Berichterstattung genommen. Weiterhin unklar blieb jedoch das „Geheimnis", wie es zum Bruch der Oscar-Preisträgerin mit dem Hollywood-Zar Louis B. Mayer und seiner Filmgesellschaft Metro-Goldwyn-Mayer kam. Zu den Schauspielern unter seiner Ägide gehörten unter anderen Greta Garbo, Joan Crawford, Clark Gable, Spencer Tracy, Katharine Hepburn, James Stewart, Jean Harlow, Judy Garland, Elizabeth Taylor, Lana Turner, Hedy Lamarr und Ava Gardner. Die Studiopublicity lancierte Rainer als Österreicherin, da aus politischen Gründen eine Schauspielerin aus „Hitler-Deutschland" in der damaligen Zeit nicht gut ankommen konnte. Sie wurde sogar als neue Greta Garbo vermarktet.

 

Was immer der wahre Grund gewesen sein mag für ihre Kündigung des Vertrages mit MGM-Boss Mayer sei dahingestellt. Deutsche Medien haben für ihre Berichterstattung aus Archiven herausgefunden, dass es damals zum großen Krach zwischen Schauspielerin und dem Film-Gewaltigen gekommen sein muss. So zitierten die Zeitungen „Welt" und die „Süddeutsche Zeitung", dass Mayer wütend gewesen sei, als die Rainer kündigte. Im verbalen Streit habe Mayer ihr hinter her gerufen: „Wir haben Sie erschaffen, wir werden Sie vernichten." Doch die mutige Jüdin aus Deutschland ließ sich nicht einschüchtern. Sie soll ihm gekontert haben: „In 20 Jahren sind Sie tot. Aber ich werde eine berühmte Schauspielerin sein!".

Filmproduzent Mayer starb am 29. Oktober 1957 in Los Angeles (Kalifornien), knapp 20 Jahre nach dem legendären Streit. Somit hat sie ihren einstigen Förderer und Widersacher 57 Jahre überlebt. In Los Angeles hatte man Luise Rainer noch zu Lebzeiten mit einem Stern auf dem „Hollywood Walk of Fame" geehrt. Als in Berlin im Jahr 2011 ein Stern auf dem „Boulevard der Stars" hinzu kam,. Freute sich Luise Rainer: "Es ist schön, dass man mich in Deutschland nicht vergessen hat." Bisher ist Luise Rainer die einzige deutsche Schauspielerin, die einen Oscar als beste Hauptdarstellerin gewann.

(1. Januar 2015)

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 209, January 2015