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Der neue Heilige aus Polen: Papst Johannes Paul II.

Große Festlichkeiten in Rom und Begeisterung in Polen

Von B. John Zavrel

 

Festschmuck im Vatikan zur Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. Zu Lebzeiten hatte der Papst aus Polen selbst einen Rekord an Heiligsprechungen aufgestellt. Das Vatikan-Presseamt gab die Zahl der Heilig- und Seligsprechungen unter dem polnischen Kirchenoberhaupt mit 1.820 an. Damit hat er mehr Menschen heilig gesprochen, als alle seine Vorgänger zusammen seit der Einsetzung eines geregelten Verfahrens im Jahr 1588. Die katholische Kirche will mit ihren neuen Heiligen besonders in Europa den Gemeinden strahlende Vorbilder vermitteln, um damit auch gegen auftretende Glaubenskrisen zu wirken.

Foto: Press-pool

 

Rom/Vatikanstadt (bpb) Der neue Heilige der Katholischen Weltkirche ist Papst Johannes Paul II. aus Polen. Zeitgleich hat der amtierende Papst Franziskus seine Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005) und Johannes XXIII. (1958-1963) am 27. April 2014 in einer Festmesse im Petersdom heiliggesprochen. Mit tosendem Applaus begrüßten an diesem Sonntagmittag mehreren hunderttausend Menschen auf dem Petersplatz im Vatikan den festlichen Akt. Die internationale Aufmerksamkeit galt dabei zweifelsohne dem Kirchenmann Karol Józef Wojtyla aus Polen, der erst vor neun Jahren verstarb.

Johannes Paul II. war der erste Slawe auf dem Papstthron. Ihm wird eine maßgebliche Rolle beim Kampf im 20. Jahrhundert gegen den Kommunismus in Europa und bei der Beendigung des Sozialismus in seinem Heimatland Polen zugeschrieben. Bereits nach seinem Ableben war von Gläubigen die Heiligsprechung gefordert worden. Am 1. Mai 2011 sprach ihn sein aus Deutschland stammender Nachfolger Benedikt XVI in Rom selig. Dies ist eine vorgeschriebene Vorstufe zur Heiligsprechung. Der Gedenktag des Heiligen Paul II. ist der 22. Oktober, der Tag seiner Inthronisation im Jahre 1978.

An der Festmesse zur Heiligsprechung nahm auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. teil. Gestützt auf seinen Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, trat er im weißen Messgewand aus dem Petersdom heraus und ging die Stufen zu seinem Sitzplatz hinunter. Mit einem langen Applaus wurde Benedikt von den Menschen auf dem Petersplatz begrüßt. Der geschwächt wirkende Joseph Ratzinger wurde von Papst Franziskus kurz vor Beginn der Heiligsprechungszeremonie umarmt.

 

Eine Million Pilger im Vatikan

Eine Million Pilger nahmen laut Angaben der Polizei an der Heiligsprechung in Rom teil. Nicht nur der Petersplatz, sondern auch auf der anschließenden breiten Via della Conciliazione, die zur Engelsburg und zu den Tiber-Brücken führt, drängten sich die Menschen trotz anhaltenden Nieselregens. Polnische Pilger schwenkten Fahnen und Plakate mit den Bildern des aus ihrer Heimat stammenden Johannes Paul.

Papst Franziskus feierte den polnischen Vorgänger und den italienischen Reformpapst im Vatikan gemeinsam mit etwa 150 Kardinälen, rund 100 Bischöfen aus aller Welt sowie 6000 Priestern. Zum großen Ereignis waren nach amtlichen Angaben ferner gekommen: 24 Staatsoberhäupter und Monarchen sowie zehn Regierungschefs und zahlreiche Minister Ferner wurden Delegationen aus 93 Ländern begrüßt.

 

Kritik am neuen Heiligen geht weiter

Die deutsche Theologin Prof. Dr. Uta Ranke-Heinemann hat ungeachtet der Erhebung von Papst Paul II in den Heiligen-Stand ihre öffentliche Kritik am System der katholischen Kirche fortgesetzt. In ihrem Best-Seller „Eunuchen für das Himmelsreich" befasst sich die Katholikin mit dem Thema „Katholische Kirche und Sexualität von Jesus bis Benedikt XVI." Sie hält weiterhin den polnischen Papst sowie seinem deutschen Amtsnachfolger Josef Ratzinger und der Kurie „Frauenfeindlichkeit" der Kirche vor. Ferner fordert sie u.a. die Aufhebung des Zölibats, die „Ehelosigkeit" für katholische Priester, Ordensleute und Nonnen.

Die Autorin nimmt auf der Grundlage ihres großen Fachwissens zu problematischen Themen Stellung wie Homosexualität, Pädophilie, Empfangsverhütung, Ehe ohne Trauschein und Abtreibung. Sie beklagt: „Die katholische Kirche hat über solche Themen oft einen Schleier des Schweigens gelegt oder in einer ganz extremen Weise verurteilend dazu Stellung genommen." (Das Taschenbuch „Eunuchen für das Himmelsreich" erschien im Heyne-Verlag München, in der Verlagsgruppe Random House. ISBN 978-3-453-16505-2

 

(3. 5. 2014)

 

 

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