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Papst Franziskus und Bischof Tebartz-van Elst: Ein Bischof wird geschlachtet

Böses Spiel um Kirchenfürsten. Der südamerikanische Papst gibt dem Druck der Medien nach

 

Von Joe F. Bodenstein

 

 

Der deutsche katholische Bischof Tebartz-van Elst in Limburg (am Fluss Lahn) wollte zu Ehre Gottes und für die Kirche bauen, ebenso wie zum Nutzen der Gläubigen. Er erntete dabei Missgunst aus den eigenen Reihen und Verleumdungen bei Papst Franziskus in Rom. Die entsprechende Strafe durch den „Heiligen Vater" folgte auf dem Fuße. Unser Foto zeigt den Bischof guten Mutes vor dem Limburger Dom, als die Hetzkampagne gegen den Kirchenmann noch nicht gestartet war. Das historische Gotteshaus gilt heute als eine der vollendetsten Schöpfungen spätromanischer Baukunst. Der Dom ist auf dem deutschen 1.000-Euro-Schein abgebildet.

Foto: press-pool

 

Vatikan/Limburg (bpb) Die Medienhetze gegen die Katholische Kirche hat seit Amtsantritt des jetzigen 77jährigen Papstes Franziskus am 13. März 2013 zugenommen. Im jüngsten von führenden Medien in Europa als „Skandal" hochgespielten Fall geht es nicht um Sexual-Problem in der weltweiten Priesterschaft, in Klöstern oder in Schulen. Es geht nicht um Banken oder Korruption. Nein, es sind lediglich Baukosten für Kirchengebäude in Deutschland, die einen Personenkreis erregen, dem es gar nichts angeht. Der Papst aus Argentinien mit dem bürgerlichen Namen Jorge Mario Bergoglio ist geradedabei, als getriebener von der Presse den Feinden der katholischen Kirche in das Messer zu laufen.

Ein Opfer ist vorerst der Bischof der historischen deutschen Stadt Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst (* 20. November 1959) Er hat eine lupenreine Karriere in der Kirchen-Hierarchie vorzuweisen und wurde 2008 Bischof von Limburg. In diesem Amt hat er mit dem Bau des Diözesan Zentrums Sankt Nikolaus sowie der Restaurierung und dem Ausbau des historischen Bischofssitzes begonnen, der bisher über 30 Millionen Euro Kosten erfordert haben soll. Dies hat zu einer schamlosen öffentlichen Hetze gegen den Kirchenmann geführt mit dem Vorwurf, er sei ein „Protz-Bischof, der Geld verschwende, das besser für die Armen verwendet" werden könnte.

Die Wochenlange Schlammschlacht wurde vor allem von jenen angeführt, die als Mitarbeiter des Bischofs in Gremien und Ausschüssen ihren eigenen Willen durchsetzen wollten. (eine Beurteilung des Bischofs, ob er vielleicht schwierig oder autoritär war und dadurch für Missklänge selbst schuldig sei, soll hier offen bleiben) Nach Bekanntwerden des innerkirchlichen Kompetenzstreites begann die Kirchenhetze sogar in Internet-Foren mit würdelosen Ausfällen. Die schmutzigsten Worte ehemaliger Kirchenmitglieder fallen, wie etwa: Pfaffenbrut, Kinderschänder, Sexualtäter, Ausbeuter, Hexenverbrenner, Erbschleicher und noch abscheulichere Hasstiraden sind zu höre. Psychologen rechnen diese Personen jenem wachsenden Kreis von Katholiken zu, die aus der Kirche austreten, um keine gesetzliche Kirchensteuer mehr zahlen zu müssen. Sie wollen dadurch ihr schlechtes Gewissen über den Kirchen-Austritt beruhigen.

 

Kein Grund zur Aufregung

besteht nach Ansicht von gläubigen deutschen Katholiken, die jedoch in dieser Hysterie in den Medien kaum zu Wort kommen. Sie vertreten die Ansicht: die Baukosten sind nicht überhöht, auch schon deshalb nicht, weil der Bischof die Maßnahmen „zur Ehre Gottes" einleitete. Es zeichnet die katholische Kirche aus; dass sie wie alle großen Religionen, ihre Verehrung Gottes in prächtigen Bauten ausdrückt. All diese Bauwerke sind, wie der Petersdom in Rom sowie die Tempel und Sakralbauten auf allen Kontinenten, auch Zeugnisse kreativer menschlicher Leistungen. Die im Rahmen der Kontroverse offengelegten Baukosten anderer Kirchenprojekte von beispielsweise über 100 Millionen Euro kosten je Vorhaben, konnten die Unruhestifter im Fall Limburg nicht zur Vernunft bringen. Schließlich wurde gegen den attackierten Bischof auch vorgebracht, dass er einmal im Flugzeug erster Klasse zu einem Treffen mit Christen in Indien geflogen sei, die er unterstützte. Tatsache ist: der Bischof praktizierte lediglich was unzählige Politiker und Amtsinhaber in aller Welt tun: sie buchen einen einfachen Flug und werden dann durch ihre eigenen Bonusmailen „upgrated".

 

Parole: Der Bischof muss weg

Wie dem auch sei: Papst Franziskus hat der veröffentlichten Meinung (the published opinion and n o t the public oppinion) entsprochen: der Bischof muss weg! Vielleich haben sogar andere hohe Geistliche und Mitglieder der Bischofskonferenz den in die Schusslinie geratenen Bischof Tebartz-van Elst beim Papst diffamiert, wird spekuliert. Die Geheimdiplomatie Deutschland-Heiliger Stuhl lief heiß. Und dann sprach Papst Franziskus am 23. Oktober 2013 das Machtwort, dass Tebartz-van Elst sein Bischofsamt in Limburg auf unbestimmte Zeit ruhen lässt. Somit wurde der Bischof von seinem „Heiligen Vater" persönlich „geschlachtet", wie es im Volksmund heißt. Seither ist der Kirchenmann nicht mehr öffentlich aufgetreten. So geht es übrigens auch dem deutschen Papst Benedikt XVI., der als Vorgänger von Papst Franziskus seit dem Rücktritt weiterhin größte Beliebtheit genießt. Er wird jedoch in einem Kloster in den Vatikan-Gärten abgeschirmt.

 

Ungeklärt: Verhältnis zur argentinischen Militärdiktatur

Deutsche Katholiken haben für das Vorgehen des Argentinischen Papstes wenig Verständen, zumal er aus eigener Erfahrung wissen müsste, was üble Nachrede und Mobbing anrichten können. So sind die vor Jahren gemachten Behauptungen noch nicht ausgeräumt, der jetzige Papst habe sich in der Zeit der Argentinischen Militärdiktatur (1976&endash;1983) mit den dort Mächtigen arrangiert und damit unter anderen sogar Priester und Brüdern des Jesuitenordens geschadet, deren Leiter er war. Wikipedia widmet diesem Problem breite Passagen im Internet.

Papst Franziskus ist im Gegensatz zu seinem väterlichen Vorgänger Papst Benedikte XVI. nicht innig geliebt. Die übertriebene Sucht des Papstes, als „armer Mann" dargestellt zu werden, der angeblich aus reiner Bescheidenheit bisher nicht in der historischen Papst-Wohnung im Vatikan wohnt und medienwirksam auf der Fahrt in einem gebrauchten Alt-Auto auf Roms Straßen fotografiert wurde, kommt bei treuen Katholiken mit „solche Tricks" nicht gut an.

Was Papst Franziskus so leiste und was darüber aus dem Vatikan-System öffentlich wird, wirkt für aufgeklärte Medien-Leser eher lächerlich. Es wäre ebenso absurd und unsinnig, wenn US-Präsident Barrack Obama vom Weißen Haus zum Capitol in Washington auf einem alten Fahrrad fahren würde, um zu demonstrieren: „Ich bin anspruchslos und bescheiden." . So etwas könnte Obama allein aus Sicherheitsgründen der Weltmacht USA nicht antun.

 

Papst Fanziskus wollte für seine Entscheidungen über den deutschen Bischof und seine in der Öffentlichkeit umstrittenen Bauprojekte mit einem Volumen von 30 Millionen Euro gar nicht persönlich treffen. Dem Papst hätte der Bericht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch (Freiburg) mit Klatsch und Tratsch aus der Kurie und den Medien wohl ausgereicht. Doch Bischof Tebartz-van Elst wollte Gerechtigkeit und dem Papst von Angesicht zu Angesicht seine Wahrheit vortragen sowie schamlosen Verleumdern die Stirn bieten. Er flog daher bescheiden mit einer billig-Fluggesellschaft nach Rorm. Nach einer Woche demütigen Bettelns um einen Termin im Vatikan empfing der argentinische Papst endlich aber offensichtlich nur widerwillig den deutschen Bischof zur Audienz. Dabei verurteilte der Papst den Besucher zu einer „Auszeit" in einem Kloster mit dem Verbot der Rückkehr an seinen Bischofssitz.

Foto: press-pool

 

Neuer Generalvikar kam auf dem Fahrrad

Die von Papst Franziskus propagierte „Bescheidenheit" wird von einer Hand voll Geistlichen in Deutschland bereits nachgeahmt. Dazu gehört der vom Papst eingesetzte Generalvikar des Bistums Limburg, Wolfgang Rösch. So wurde ein einfacher Pfarrer aus Wiesbaden über Nacht zum Vertrauten des Papstes und zum Verwalter des Bistums.

Der 54jährige Generalvikar kam mit Sturzhelm auf einem Fahrrad zur ersten Pressekonferenz gefahren, in der über die vom Papst gewünschte neue Strategie berichtet werden sollte. Er teilte mit, dass er nicht in der Residenz des Bischofs wohnen werde, sondern bescheidener einem Priesterseminar. Gläubige Beobachter kommentierten dieses „sklavische Verhalten" gegenüber dem Papst als „typisch für Leute, die in der Kirche Karriere machen wollen".

Das dem Papst als Chef des Vatikan-States zustehende autoritäre Verhalten gegenüber einer deutschen Diözese wird ihm wohl keine Freunde schaffen. Deutsche Christen bringen der katholischen und der evangelischen Kirche im Jahr über zehn Milliarden Euro Kirchensteuer ein. Außerdem setzen sie mit ihren großzügigen Spenden die Katholische Kirche und damit den Papst in Rom die Lage, die „Diener der Kirche" auf allen Kontinenten mit zu finanzieren sowie Armen und Notleidenden zu helfen. Daher würde etwas mehr Respekt des Papstes gegenüber diesen Geldgebern erwartet. Bisher haben sie jedoch nur die Erfahrung gemacht: der Papst kam mit seinen neuen Ideen, jedoch ohne eigenes Geld und ohne gutes Benehmen."

(2.11.2013)

 

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 195, November 2013