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Viele meinen: „Raucher sind Schweine"

Der Einsatz der Deutschen Krebshilfe gegen das Rauchen, um Menschen zu helfen

 

bpb-Korrespondent Joe F. Bodenstein

 

 

„Krebs kann jeden Treffen. Die Deutsche Krebshilfe hilft" Dieses Motto umfaßt das Engagement der einzigartigen Hilfsorganisation gegen den Krebs für alle Generationen: vom Kleinkind bis zum alten Menschen. Das Erbe von Krebshilfe-Gründerin Dr. Mildred Scheel liegt bei Prof. Dr. Dagmar Schipanski und Hauptgeschäftsführer Gerd Nettekoven in guten Händen. Nettekoven hatte sich auf Wunsch von Dr. Scheel in der Hilfsorganisation bereits früh engagiert.

© Foto Marco-VG, Bonn

 

 

Berlin/Bonn (bpb) In der öffentlichen Kontroverse über die Gefahren des Tabakrauchen meinen viele Kritiker: „Raucher sind Schweine". Diese harte Attacke wird mit dem Hinweis darauf begründet, daß die Mehrheit der Raucher ihre Zigarettenkippen achtlos (und meist glimmend) einfach wegwerfen. In Deutschlands Hauptstadt Berlin ist das jeden Tag besonders drastisch zu sehen: vor Bahnhöfen, auf Gehwegen, in Unterführungen und vor allem am Eingang von Arztpraxen sammeln sich Unmengen von Kippen an. Der Deutschen Krebshilfe ist der Schutz der Menschen vor dem Rauchen noch wichtiger als die beklagenswerte Verschmutzung der Umwelt. So hat sie mit Rund 320.000 Euro eine Studie an der Charité Berlin über Raucherverhalten und Entwöhnung unterstütz.

„Tabakkonsum ist immer noch der größte vermeidbare Gesundheitsfaktor in Deutschland", erinnerte die Präsidentin der Deutschen Krebshilfe, Prof. Dr. Dagmar Schipanski. „Rund ein Drittel aller Krebserkrankungen sowie viele Herz-Kreislauf- und Atemwegskrankheiten sind auf das Rauchen zurückzuführen. An den Folgen des Rauchens sterben in Deutschland jährlich etwa 140.000 Menschen."

Die Deutsche Krebshilfe setze sich seit Jahren auf allen Ebenen der Gesundheitspolitik und der medizinischen Versorgung dafür ein, dass Raucher Hilfe beim Ausstieg aus der Nikotinsucht bekommen, betonte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven. Bei der Bekanntgabe der Studie berichtete Frau Professor Dr. Claudia D. Spies von der Charité Universitätsmedizin Berlin: „In unserer Studie konnten wir erstmals zeigen, dass eine qualifizierte Raucherberatung in der Rettungsstelle einer Klinik wirksam ist." Hauptgeschäftsführer Nettekoven ist überzeugt: „Die Ergebnisse dieser Berliner Studie können dazu beitragen, die flächendeckenden Entwöhnungsangebote für Raucher zu verbessern."

Die Untersuchung brachte u.a. folgende Erkenntnis: Fast zwei Drittel aller Raucher möchten von ihrer Sucht befreit werden, wissen aber nicht, wie sie den Ausstieg schaffen können. Denn Nikotin ist eines der stärksten Suchtmittel. Nach Ansicht von Fachleuten ist es sogar stärker als Heroin oder Alkohol. Wer psychisch und körperlich von der „Droge Nikotin" abhängig ist, braucht Hilfe bei der Entwöhnung. Ein solches Hilfsangebot wurde nun in Berlin im Rahmen der Studie untersucht.

 

Die Untersuchungs-Methode bei 1.012 Rauchern

Dabei wurden von Oktober 2006 bis Dezember 2007 insgesamt 1.012 Raucherinnen und Raucher, die in der Rettungsstelle der Charité Universitätsmedizin in Berlin-Mitte eingeliefert wurden, hinsichtlich ihrer Rauchgewohnheiten befragt. 128 Patienten (entspricht 13 Prozent) waren hoch motiviert, innerhalb von vier Wochen ihr Rauchen aufzugeben. 327 Patienten (32 Prozent) waren ambivalent und wollten innerhalb der nächsten sechs Monate mit dem Rauchen aufhören. 557 Patienten (55 Prozent) wollten nicht aufhören zu rauchen.

Die Studienteilnehmer wurden zufällig auf zwei Gruppen verteilt: Die eine Gruppe erhielt vor Ort ein im Durchschnitt 13-minütiges Beratungsgespräch, an das sich Erinnerungstelefonate anschlossen (Interventionsgruppe). Die andere Gruppe der Studienteilnehmer erhielt keine Beratung (Kontrollgruppe). Nach zwölf Monaten wurden 685 Studienteilnehmer erneut befragt. 50 Prozent der für einen Ausstieg hoch motivierten Raucher, die eine Beratung erhielten, hatten mit dem Rauchen aufgehört. In der dazu gehörigen Kontrollgruppe hatten es 32 Prozent geschafft, das Rauchen einzustellen. Bei den ambivalenten Studienteilnehmern lag die Erfolgsquote in der Interventionsgruppe bei 22 Prozent gegenüber 17 Prozent in der Kontrollgruppe. Bei den Studienteilnehmern, die überhaupt nicht vorhatten, mit dem Rauchen aufzuhören, konnte die Beratung nichts ausrichten: Hier fand sich zu allen Untersuchungszeitpunkten kein Unterschied zwischen den Gruppen mit und ohne Beratung.

Zusammenfassend kommt Professor Spies zu dem Schluss: „Ärztliche Beratungsgespräche tragen demnach dazu bei, aufhörwilligen Rauchern beim Ausstieg aus der Sucht zu helfen Konsequentes Handeln ist nötig, um die Gesundheitsgefahren durch das Rauchen zu bannen.

 

Professor Dr. Claudia D. Spies (Berlin) hat die neue Untersuchung geleitet. Ärztliche Beratung ist eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Therapie bei Krebs. Den staatlich anerkannten Apothekern und Apothekerinnen kommt die wichtige Aufgabe zu, beim Medikamentenkauf in der Apotheke den Kunden über Risiken und Nebenwirkung fachlich zu beraten. Sachkenntnis und Geduld werden bei Patienten besonders geschätzt.

© Foto Marco-VG

 

Medikamente von der „Pille" bis zum Kaugummi

Der beste Weg von der Zigarette zu lassen ist der persönliche „eiserne Willen". Der wiederum ist nur selten vorhanden. Unterstützung durch Medikamente oder die Behandlung durch Akupunktur ist eine Alternative oder ergänzende Hilfe. Personen, die durch Medikamente erfolgreich von der Zigarette weggekommen sind, schwören auf die Pharmazie. „Inzwischen gibt es mehrere Arzneimittel und die Forschung geht weiter", sagt Sigurd K. Kuepper (Burg-Apotheke Castrop-Rauxel (www.apoburg.de ) Führende Pharma-Unternehmen in Deutschland und den USA haben unterschiedliche Mittel herausgebracht. „Sie reichen von der Nicht-Raucher-Pille über das so genannte Raucherpflaster bis zum speziellen Kaugummi", sagt der Pharmazeut.

Diese neuen Medikamente gegen die Krebs verursachende Gewohnheit des Rauchens scheinen vielversprechend. Wie schwierig es ist, mit dem Rauchen aufzuhören, wissen viele Frauen und Männer aus eigenem Erleben.

„Angesichts der Gefahren durch das Rauchen, wie zum Beispiel drohende Krebserkrankungen verschiedener Organe, lohnt es auf alle Fälle, den Versuch auch mit Medikamenten zu unternehmen, um von dem Laster loszukommen", betont Kuepper. Dabei erfolgt zunächst die Konsolidierung eines Arztes und dann die Beratung in einer Apotheke. Ein guter Apotheker nimmt sich generell mehr Zeit für Patienten als Ärzten heute oft möglich" ( info@apoburg.de )

Eine gute Beratung ist nach Ansicht von Betroffenen vor einer Medikamenten-Therapie erforderlich. Dabei weiß ein staatlich anerkannter Apotheker vor Ort recht gut, welches Medikament Ratsuchenden zu empfehlen ist. „Wir erläutern den Patienten Wirkung und Risiken von Medikamenten". Der Einzelne müsse dann frei entscheiden, mit welchem „Mittel" er den Versuch starten möchte. Entzugserscheinungen und Beschwerden gibt es auch bei der Raucher-Entwöhnung ebenso wie bei dem Versuch von Alkohol, Drogen und Esssucht wegzukommen. Aber um so größer ist dann das gute Gefühl, es letztlich doch geschafft zu haben.

 

Aufklärung und Kontrolle der Politik gefordert

Um die Raucherquoten deutlich zu senken und besonders Kinder und Jugendliche vor dem Griff zur Zigarette zu schützen, setzt sich die Deutsche Krebshilfe für eine umfassende Tabakkontrollpolitik ein. Dazu gehören neben den Angeboten für Entwöhnungsmaßnahmen auch Tabakwerbeverbote, die Abschaffung aller Zigarettenautomaten, die Bekämpfung des Tabakschmuggels und lückenlose Rauchverbote in öffentlichen Räumen.

Aufklärung über Krebsgefahren sowie Informationen zur Vorbeugung und Heilung bleiben wesentliche Aufgaben der Deutschen Krebshilfe, betonte Presse-Sprecherin Dr. Eva M. Kalbheim. Die Ärztin wies auf das umfassende kostenlose Informationsangebot der gemeinnützigen Organisation hin.

Nicht nur zum Weltnichtrauchertag, sondern für mannigfache Probleme bietet die Deutsche Krebshilfe Broschüren und Flyer an. Außerdem stehen Poster für Schulen und öffentliche Räume zur Verfügung. Ein Großteil der Informationen könne im Internet ( www.krebshilfe.de ) heruntergeladen werden. Außerdem können Materialien bei der Deutschen Krebshilfe in Bonn per Telefon 0228-729900 angefordert werden.

 

  

© PROMETHEUS 132/2008

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 132, June 2008