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Gedenken an gefallene Soldaten am Volkstrauertag im Reichstag

Feierstunde für Millionen deutsche Gefallene in 100 Ländern der Erde

 

Von Joe F. Bodenstein

 

 

Festakt am Volkstrauertag 2007 im Reichstag-Gebäude Berlin. Bundespräsident Horst Köhler und Bundestagspräsident Norbert Lammert(CDU) sprachen im Plenarsaal.

© Foto dbt-press

 

 

Berlin (bpb) Mit einer Feierstunde im Deutschen Bundestag gedachte das politische Deutschland am Volkstrauertag 2007 der Millionen Soldaten, die im ersten und zweiten Weltkrieg in Europa gefallen sind. In den Bundesländern richtete der 1919 gegründete Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Gedenkfeiern auf Soldatenfriedhöfen aus. Bei der Feierstunde im Reichstag Berlin am 18. November 2007 sprach Bundespräsident Horst Köhler das Todengedenken. Die Trauer-Ansprache hielt der Präsident des Deutschen Bundestages, Norbert Lammert (CDU).

Der Parlamentspräsident erinnerte daran: „Nach dem Fall der Mauer wurden allein in Osteuropa in den vergangenen Jahren die Gebeine von rund 500.000 deutschen Soldaten gefunden, die auf neu eingerichtete Friedhöfe umgebettet wurden."

Die Veranstaltung 2007 beschäftigte sich mit dem Thema „Zerstörte Lebensläufe &endash; nie erlebte Zukunft". Die Aufmerksamkeit wurde auf die zahllosen Einzelschicksale der Menschen gelenkt, denen das Leben durch den Zweiten Weltkrieg genommen wurde.

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wirkt als gemeinnützige Organisation im Auftrag der Bundesregierung. Rechtsgrundlagen der Arbeit sind die Genfer Konventionen sowie zwischenstaatliche Kriegsgräberabkommen und Vereinbahrungen. Der Volksbund pflegt nach eigenen Angaben gegenwärtig zwei Millionen Kriegsgräber auf 827 Friedhöfen. Deutsche Kriegsgräber gibt es in 100 Ländern der Erde.

Das Motto der Arbeit des Volksbundes lautet: "Versöhnung über den Gräbern. Arbeit für den Frieden". Nach Ende des ost-west- Konflikts kann die deutsche humanitäre Organisation auch in Ländern des ehemaligen Ostblocks tätig sein. Dort werden die Kriegstoten aus verstreuten Grabanlagen auf große zentrale Friedhöfe umgebettet. Die Arbeiten dauern an.

 

 

Kränze von Parteien und Organisationen wurden an der Gedenkstätte niedergelegt.

© Foto press-pool

 

 

Kriegsgräberstätte Königswinter-Ittenbach

Als Beispiel eines würdigen Gedenkens wird hier der Soldatenfriedhof Königswinter-Ittenbach genannt. Auf dieser Kriegsgräbergedenkstätten liegen nach amtlichen Angaben die Gebeine von insgesamt 1.871 Kriegstoten. Davon sind 1.626 aus Deutschland, 224 aus der ehemaligen kommunistischen Sowjetunion, die übrigen aus Frankreich, Belgien, Niederlande und Italien. Im gesamten Stadtgebiet von Königswinter gibt es acht Kriegsgräberstätten mit insgesamt 2.323 Toten.

In Berichten von Zeitzeugen heisst es über damals: Erst als die Amerikaner am 7. März 1945 nachmittags die Rheinbrücke von Remagen nach Erpel (Ludendorff-Brücke) überschritten, kam der Krieg zu Lande in das Siebengebirge, der Region in der Konrad Adenauer lebte. Die Amerikaner bestatteten zunächst deutsche Gefallene aus diesem Kampfgebiet neben amerikanischen Gefallenen in Henri-Chapelle/ Belgien, zwischen Aachen und Lüttich. Dort entstand auch ein amerikanischer Soldatenfriedhof (Einweihung 1960). Die deutschen Toten wurden später zum deutschen Soldatenfriedhof nach Lommel (Belgien) überführt.

Am 26. März 1945 begruben Amerikaner einen deutschen Soldaten, der im Siebengebirge gefallen war, auf einem Acker zwischen Waldrand und der Straße zum Laagshof. In den folgenden Tagen und Wochen reihte sich Grab an Grab. Mit Lastkraftwagen brachten die Amerikaner weitere Tote aus dem Raum Siegburg, Bad Honnef und Aegidienberg, aber auch aus dem Sauerland, dem Ruhrkessel, der Warburger Börde. Schließlich wurden auch deutsche Gefallene aus Belgien und der „Schlacht im Hürtgenwald" bei Düren (NRW) aus dem Eifel und dem Hohen Venn gebracht. So entstand die Kriegsgräberstätte Ittenbach entstand.

 

 

Rote Rosen an steinernen Kreuzen

 

Frische rote Rosen legte eine Gruppe junger Menschen auf über 300 deutsche Soldatengräber des Kriegsgräberfriedhofs Ittenbach am Volkstrauertag nieder. Auf diesem Gelände begruben US-Soldaten 1945 den ersten deutschen Soldaten, der im Endkampf mit den alliierten „Siegermächten" in letzter Stunde sein Leben verlor.

© Foto: Press-Pool

 

 

Vor diesem tragischen historischen Hintergrund fand am Volkstrauertag das Gedenken auf diesem Soldatenfriedhof statt. Am Ehrenmal legte der Bund der Vertriebenen einen Kranz nieder. Daneben sah man ein Krangebinde der NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands), die vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextrem eingeschätzt wird. Die 1964 gegründete Partei war in folgenden Jahren immer wieder und ist auch 2007 in einigen Landesparlamenten vertreten. Ferner hat sie Positionen in Kreistagen und Gemeindeparlamenten. Am Volkstrauertag 2007 legten Angehörige des NPD-Kreisverbandes Rhein-Sieg hunderte von roten Rosen auf den Gräbern nieder. NPD-Kreistagsmitglied Stephan Meise sagte dazu: „Es ist ein großes Bedürfnis auch der jungen Generation, deutscher Kriegsgefallener zu gedenken und ihre Opfer durch solche Ehrungen zu würdigen."

Der Soldatenfriedhof in Ittenbach gehöre zweifellos zu den eindrucksvollsten Kriegsgräberstätten weit und breit, erklärte Meise. „Mit über 1000 Steinkreuzen mahnt er zum Gedenken an die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges, die hier ihr Leben gelassen haben." Meise dankte dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge dafür, dass er „mit Bedacht für die alljährliche Gedenkfeier zum Volkstrauertag" Ittenbach gewählt habe.

 

 

© PROMETHEUS 126/2007

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 126, December 2007