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Horst Niesters, der „König der Adler", ist tot

Der große Adler-Züchter, Umweltschützer und Wildfotograf wurde 72 Jahre

Von B. John Zavrel

 

Wildfotograf Horst Niesters bei der Arbeit mit der Kamera. Auf dem Foto ist auch eine Falke zu sehen, den der Bildhauer Kurt Arentz im Wildgehege Hellenthal des Züchters modelliert hatte.

Foto: Marco Bodenstein

 

 

Berlin/Bonn/Hellenthal (bpb) Der internationale Wildfotograf und Umweltschützer Horst Niesters ist tot. Er starb am Freitag, dem 16. Oktober 2009 im Alter von 72 Jahren, wie die Europäische Kultur Stiftung (Bonn--Berlin) bekanntgab. Niesters musste sich vor mehreren Monaten einer Operation am Herzen unterziehen, von der er sich nicht mehr erholte. Die letzte Zeit verbrachte Niesters in einer Reha-Klinik. Der Verstorbene hinterlässt seine Frau Ute und die gemeinsamen Kinder Petra und Jörg. Sein Lebenswerk ist u.a. die international berühmte Greifvögel-Station Hellenthal (Kreis Euskirchen, NRW). Niesters war Kuratoriumsmitglied der Europäischen Kultur Stiftung.

Als Experte für Greifvögel und Falknerei genoss Horst Niesters internationales Ansehen. Sein Engagement in Natur- und Artenschutz fand die große Anerkennung in der erfolgreichen Nachzucht des amerikanischen Wappenadlers (Weißkopfseeadler), die Horst Niesters 1980 im Hellenthaler Wildfreigehege gelang. Beim ersten Besuch des US-Präsidenten Ronald Reagan in der Bundesrepublik 1982 überreichten ihm Bundeskanzler Helmut Schmidt, Bundeswirtschaftsminister Dr. Otto Graf Lambsdorff und Horst Niesters als offizielles Gastgeschenk das in Hellenthal gezüchtete Weißkopfseeadler-Pärchen, „Carol" und „Captain". Der US-Präsident und sein Amtsnachfolger George Bush (sen.) würdigten wiederholt in persönlichen Schreiben die Zuchterfolge von Niesters. Bis zu seinem Tod hatte Niesters die Nachzucht der vom Aussterben bedrohten Arten in Hellenthal gefördert.

Durch den damaligen „Staatsakt" mit Bundeskanzler Schmidt und US-Präsident Reagan wurde schlagartig einer weiten Öffentlichkeit bekannt, dass Niesters die als aussichtslos geltende und daher so spektakuläre Nachzucht des Weißkopf-Seeadlers in Deutschland gelang. Nach dieser Begegnung entwickelte sich ein freundschaftlicher Dialog zwischen Niesters und Reagan. Bei den sich mehrenden Begegnungen mit Politik und Wirtschaft in West und Ost setzte sich der Züchter beharrlich für den globalen Umweltschutz ein.

 

US-Präsident Ronald Reagan und First Lady Nancy Reagan nehmen von Horst Niesters und Bundeskanzler Helmut Schmidt für die USA gezüchtete Seeadler-Paar im Park des Bundeskanzleramtes in Bonn in Empfang. Vom verdeckten Kanzler Schmidt ist nur die Hand zu sehen, die der Regierungschef anerkennend auf die Schulter des Züchters gelegt hat. Ronald Regan, Nancy Reagan und Horst Niesters sind Knights des internationalen Alexander Orden Pour le Mérite für Kunst und Wissenschaft.

Foto: meaus-archive

 

 

Über 10.000 Zuschauer sahen Vorführungen bei Point Alpha-Preis

Niesters verstand es selbstlos, das Interesse für Natur und Umwelt sowie deren Erhaltung auf breiter Ebene durch öffentliche Flugvorführungen der in Hellenthal gezüchteten und gehegten Greifvögel zu stärken. Höhepunkte seiner individuellen Flugvorführungen waren unter anderem staatliche Veranstaltungen. Dazu gehörte die weltweit Aufsehen erregende erste Verleihung des „Point Alpha-Preises". Die jetzt designierte Ministerpräsidentin von Thüringen, Christine Lieberknecht, würdigte damals die ersten Preisträger George H.W.Bush, Michail Gorbatschow und Helmut Kohl. Der Preis wurde ihnen am 17. Juni 2005 vor über 10.000 Zuschauern auf dem Todesstreifen zwischen Thüringen und Osthessen übergeben. Bei dieser historischen Veranstaltung setzte Horst Niesters unter Beifall der Massen den Politikern die in Hellenthal gezüchteten Greifvögel auf dem Arm.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel erlebte bei Großveranstaltungen mit Politik und Wirtschaft in Berlin Oberfalkenmeister Niesters und seine Greifvögel, u.a. bei einer BDI-Tagung in der Hauptstadt.

Auftritte im Fernsehen mit den Greifvögeln (unter anderem bei Kerner) ermöglichten es Niesters, landesweit für seine Visionen des Schutzes von Tierwelt und bedrohter Arten zu werben. Seine Ehrentitel „König der Adler" oder „Herr der Falken" sah er als Zustimmung aus der Bevölkerung für sein von Gemeinsinn geprägtes Engagement.

 

Der frühere US-Präsident George Bush mit Horst Niesters bei der Verleihung des Point Alpha Preises in Deutschland. Niesters setzte dem Präsidenten einen Adler aus seiner Zucht auf den Arm. Die Auszeichnung erhielten gleichzeitig die anwesenden früheren Staatsmänner: der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl und der sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow.

Foto: meaus-archive

 

 

Horst Niesters war auch ein gefragter Experte bei Tagungen

Bei einem internationalen Symposium über Falknerei und Artenschutz referierte Niesters kurz vor seiner Herzerkrankung einmal in Frankreich zum Thema „1000 Jahre Kulturgut Falknerei". Alle Falkner, die einen Weißkopfseeadler besitzen, betonten, dass man die Existenz der ersten Adler Horst Niesters verdanke. Ohne das Fundament aus der deutschen Greifvögelstation Hellenthal hätte man diesen herrlichen Adler nicht. Ähnlich sei die Situation beim Anden-Adler aus Argentinien. Die von Niesters in Hellenthal abgerichteten und weltberühmt gewordenen Adler „Gaucho" und „Tanja" waren Hauptdarsteller bei den ersten Adlerfilmen gewesen.

 

Als Jugendlicher begann die „Jagd" mit der Foto-Kamera

Horst Niesters wurde am 21. April 1937 in Köln geboren. Er ist somit ein Kind aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges und gehört ab 1945 zur Generation der Deutschen, die das Land wieder aufbauten. Schon zeitig versuchte er, das Erlebte mit der Kamera festzuhalten. Bereits 1956 als junger Fotograf hatte er einen Standard erreicht, sodass führende Zeitschriften und Magazine seine Bilder druckten. Er veröffentlichte ca. 5.000 Fotos und wirkte bei der Gestaltung von 51 Büchern mit. Über 40 Jagd- und Naturkalender, die weltweit vertrieben wurden, sind von ihm gestaltet worden. Er fertigte über 450.000 Aufnahmen und bereiste fast alle Kontinente dieser Erde.

Niesters überarbeitete das wohl bekannteste deutsche Falknerbuch von Renz Waller „Der wilde Falk ist mein Gesell" (erstmals veröffentlicht 1936), und illustrierte in der Neuauflage das wohl älteste Falknereibuch aus dem 8. Jahrhundert „Die Beizvögel" von Kalif Al-Gitrif. Auch in dem Buch „Die Jagd", welches in fünf Sprachen aufgelegt wurde behandelte er die Beiträge zum Thema Falknerei und die Jagd mit der Kamera. Zahlreiche Publikationen in Büchern und Magazinen stammen aus seiner Feder. Seine Fachvorträge sind international gefragt.

Niesters erhielt bei internationalen Fotowettbewerben Gold-, Silber- und Bronzemedaillen. Seine Bilder waren u.a. auf Ausstellungen in New York, Paris, Toronto, London, Mamiya, München, Buenos Aires, Dakar, Kairo, Monaco, Moskau, Kapstadt, Marrakesch, Innsbruck, Prag und Florenz zu sehen. Namhafte Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft übernahmen Schirmherrschaften über seine Ausstellungen, darunter waren S.K.H Prinz Rainer von Monaco, Prinz Bernhard der Niederlande, König Hassan II. von Marokko, Sheikh Zayed bin Sultan Al Nahayan, Staatspräsident der V.A.E.

Respekt und Wertschätzung der Präsidenten

In Deutschland wurde Niesters mit Patronaten geehrt durch die Bundespräsidenten Walter Scheel, Dr. Karl Carstens und Roman Herzog. Hinzu kamen die Bundestagspräsidenten Eugen Gerstenmeier und Prof. Dr. Rita Süßmuth sowie die Bundeskanzler Helmut Schmidt und Dr. Helmut Kohl. Unter den Regierungsmitgliedern waren die Außenminister Hans-Dietrich Genscher und Dr. Klaus Kinkel. Zu den Ministern gehörten ferner Franz-Josef Strauß, Josef Ertl, Ignaz Kiechle, J.W. Möllemann. Internationale Anerkennung fand Niesters ebenfalls bei mehreren US-Präsidenten. Niesters stand u.a. im Dialog mit Nato-Generalsekretär Manfred Wörner, dem Tierfilmer Prof. Heinz Sielmann sowie U.S. Botschafter Richard Burt. Zu seinen Freunden zählt der Bildhauer Kurt Arentz (Leverkusen), ein meisterlicher Gestalter von Tierplastiken. Nach Greifvögeln des Wildgeheges gestaltete Arentz unter anderem die Adler „Liberty" und „Freedom" in Bronze, die zur Kunstsammlung von Ronald Reagan gehörten.

 

Aufbau Hellenthal begann mit 30 Jahren

Als Falkner von 30 Jahren kam Horst Niesters im April 1967 nach Hellenthal und errichtete die mittlerweile weit über Deutschland hinaus bekannte Greifvogelstation. Mehrere Fernsehserien wurden unter seiner Beratung gedreht. Darunter „Im Jagdrevier", „Lautlose Jagd", „Ein Jagdtag mit dem Kurfürst Clemens August" und „Kronen, Könner, Kavaliere" Über 40 Fernsehreportagen, ca. 200 Rundfunksendungen und 1.600 Pressepublikationen berichteten über seine Arbeit.

Niesters erhielt unzählige internationale Ehrungen, Preise und Auszeichnungen. Dazu gehört die Berufung als „Ritter" in den Alexander Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste. Als Oberfalkenmeister war Niesters seit 40 Jahren der offizielle Fotograf des Internationalen Jagdrates zur Erhaltung des Wildes (CIC), der ihn auch mit der Ehrenmitgliedschaft auszeichnete.

 

Neben weiteren Ehrungen, wie der Ehrenmitgliedschaft im Bund Deutscher Falkner, der Akademischen Jagdverbindung Hubertia Aachen und der Ernennung zum Oberfalkenmeister erfuhr der Falkner Horst Niesters seine größte arabische Anerkennung durch die Verleihung des „Goldenen Dolches" vom Staats- Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate Sheikh Zayed bin Sultan al Nahayan anlässlich des Weltkongresses über Falknerei in Abu Dhabi 1976.

Für den Bundeswirtschaftsminister der Bundesrepublik gestaltete Niesters die deutsche Kulturwoche mit dem Thema „1000 Jahre Falknerei". Es folgten zahlreiche Ausstellungen und Präsentationen für die Deutsch-Arabische-Gesellschaft, den Asil-Cup, den Internationalen Jagdrat zur Erhaltung des Wildes CIC, den Deutschen Jagdschutzverband, die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild, den Bund für Natur- und Artenschutz, Deutsches Jagd- und Fischereimuseum (München), Naturkundemuseum König (Bonn), Internationale Ausstellung Wildtier und Umwelt (Nürnberg) um nur einige zu nennen. Erneute internationale Anerkennung fand seine Ausstellung zum Thema Falknerei 2000 in Berlin, die einen weltumspannenden Einblick in eines der ältesten jagdlichen Kulturgüter gab.

 

 

© PROMETHEUS 148/2009

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 148, October 2009