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Lajos Tar: Die Wiederentdeckung der Porträtkunst in der Handzeichnung

EK-Stiftung erwirbt Porträt-Zeichnungen von Jugendlichen und Erwachsenen

 

 

Die Schöne und der Maler: Lajos Tar (rechts) zeigt ein Porträt einer attraktiven Frau. Die Dame gehört dem Diplomatischen Corps an. Für die Salons in diesen Kreisen ist Farbenfreude gefragt.

Copyright Foto Marco Bodenstein

 

Berlin (bpb) Die Europäische Kultur Stiftung Berlin hat eine Suite von zeitgenössischen Porträtzeichnungen des Malers Lajos Tar (Ungarn) in ihre Museums-Sammlung Schloss Nörvenich (Kreis Düren) bei Köln aufgenommen. Es handelt sich um Zeichnungen von Schülern, Jugendlichen und Erwachsenen, für die Bürger aus dem Bundesland Nordrhein-Westfalen Modell gesessen haben.

Ein Teil der Handzeichnungen und Pastelle waren vorher in der Ausstellung „Der Mensch im Porträts" zu sehn, die in der Kreissparkasse Düren in Nörvenich mit großem Publikumsinteresse gezeigt wurden. Porträtzeichnungen haben eine lange Tradition. Vor der Erfindung der Fototechnik waren Zeichnungen die einzige Möglichkeit, authentische Bildnisse von Personen zu übermitteln. Dieser Luxus war damals vor allem den Adels- und Patrizierfamilien vorbehalten.

„Es ist wieder „in" sich von Künstlerhand zeichnen zu lassen", erklärte Museums-Kurator Thomas Blumann. Eine Zeichnung von sich selbst oder Familienangehörigen ist für kunstsinnige Menschen „die zeitlose Alternative" zur Fotografie. Dies haben auch mehrere Ausstellung mit Porträtzeichnungen von Lajos Tar offenkundig gemacht.

Tar zeigt in Ausstellungen vor allem Porträtzeichnungen von Mädchen und Jungen im Schulalter. „Porträts von Kindern und jungen Menschen sind schwieriger, als die Gesichter von Erwachsenen und alten Menschen mit dem Zeichenstift festzuhalten", sagt der Künstler. „Junge Modelle verändern ihr Wesen und ihren Ausdruck oft von einer Porträtsitzung zur anderen."

 

Kokoschka, Meistermann und Tar mit eigenen Erfahrungen

Bei Zeichnungen von Menschengesichtern ist die Wiedererkennbarkeit stets das Hauptkriterium für künstlerische Qualität. Nur ganz berühmten Malern werden Freiheiten zugestanden. So sagte der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer bei der Enthüllung seines von Oskar Kokoschka gemalten Porträtbildes im Deutschen Bundestagsgebäude in Bonn verwundert: „Was, das soll ich sein ?" Dann hatten der „Alte" und der bei der Enthüllung anwesende österreichischen Maler Kokoschka unter Beifall der Gäste herzlich gelacht.

Weniger zu lachen gab es später im Fall des abstrakten Ölbildes, das der Kirchenfenstermaler Prof. Georg Meistermann (Köln) vom SPD-Kanzler Willy Brandt für die Ahnengalerie des Bundeskanzleramtsim Auftrag von Parteifreunden anfertigte. Sein Amtsnachfolger Helmut Schmidt hatte das in blutig roten Farben leuchtende Bild durch eine gegenständliche Darstellung des ersten SPD-Bundeskanzlers ersetzen lassen.

Der neue Künstler war der Düsseldorfer Maler Oswald Petersen. Diese Version hängt heute im Bundeskanzleramt bei der CDU-Regierungschefin Angela Merkel in Berlin. „Meistermann, der nach statistischen Angaben rund eintausend Glasfenster an etwa 250 Orten in Europa entworfen haben soll, scheiterte somit künstlerisch an Willy Brandt", erinnern sich Zeitzeugen.

Enttäuschte Auftraggeber wie im Falle von Kokoschka und Meistermann hat Lajos Tar kaum zu befürchten. Seine Bilder sind nach Angaben von Besitzern „stets perfekt". Das Interesse bei den Besuchern der Ausstellungen ist immer groß. Inzwischen lassen sich auch viele Eltern der Kinder und andere Erwachsene zeichnen. Tar ist in seinem Künstler- Atelier im Schloss Nörvenich dabei, die Aufträge zu erfüllen. Interessenten an einem eigenen Porträt von Künstlerhand erfahren Einzelheiten über E-Mail marco-vg@gmx.de

 

 

© PROMETHEUS 147/2009

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 147, September 2009