Home | Alexander Order | Latest News


Auch Salvador Dalí hatte Prostata-Krebs

Deutsche Krebshilfe fördert Forschung an pflanzlichem Wirkstoff gegen Prostatakarzinom

Von bpb-Korrespondent Joe F. Bodenstein

 

Der geniale Künstler Dalí hatte Prostatakrebs, wie Millionen anderer Männer. Nach entsprechender Behandlung entwickelte er sich jedoch „gutmütig". Dalí starb bekanntlich an allgemeiner Erschöpfung, nicht aber an Krebs. Er starb „mit Prostatakrebs", sagen Ärzte. Das gibt Hoffnung für alle Erkrankten auf eine längere Lebenserwartung.

Foto: Dalí-Archive

 

 

Bonn/Göttingen/New York (bpb) Im Kampf gegen den Prostatakrebs wird nun aus New York bekannt, dass selbst Salvador Dalí an dieser häufigen Krebsart beim Manne litt. Zugleich fördert die Deutsche Krebshilfe neue Wege zur Eindämmung und Heilung dieses Leidens. Sie stellte über 300.000 Euro bereit herauszufinden, ob ein pflanzlicher Wirkstoff aus einem Liliengewächs beim metastasierten Prostatakarzinom wirkungsvoll eingesetzt werden kann. Übrigens: Lilien gehörten zu Dalís Lieblingsblumen. Die Forschungsarbeit wird von den Privatdozenten Dr. Peter Burfeind und Dr. Paul Thelen vom Universitätsklinikum Göttingen geleistet. Sie untersuchen Phyto-Östrogen aus Liliengewächs.

Prostatakrebs ist nach Angaben der Deutschen Krebshilfe die häufigste Krebsart bei Männern in Deutschland und in westlichen Ländern. „Wenn der Tumor der Vorsteherdrüse früh genug erkannt wird, sind die Heilungschancen meist sehr gut", erklärte Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe. „ Doch sobald sich Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet haben, gibt es nur noch wenige Therapieoptionen. „

Während Prostatakrebs in westlichen Gesellschaften eine der häufigsten Krebsarten bei Männern ist, spielt dieser Tumor in asiatischen Ländern wie China, Japan und Indien nur eine untergeordnete Rolle. „Die Ursache dafür liegt wahrscheinlich in der asiatisch geprägten Ernährung mit viel pflanzlicher Kost anstatt tierischer Eiweiße und Fette", erklärt Dr. Burfeind vom Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum Göttingen. „Experten vermuten, dass die Krebs-vermeidenden Effekte der Nahrung in erster Linie auf Pflanzeninhaltsstoffe mit schwach östrogenen Eigenschaften zurückzuführen sind." Diese so genannten Isoflavone haben ähnliche Eigenschaften wie das weibliche Geschlechtshormon Östrogen und werden daher auch als „Phyto-Östrogene" bezeichnet.

 

Jung, gesund und glücklich. Jugendliche fühlen sich allgemein wohl, wie dieser Junge im sommerlichen Freibad. Probleme mit der Prostata treten bei Männern erst im mittleren Alter auf. Ab dem 50. Lebensjahr kann es dann meist kritischer werden.

Foto: Marco, Bonn

 

Krebswachstum ist Hormon abhängig

Bei fast allen Patienten wächst das Prostatakarzinom hormonabhängig. Dabei stimuliert insbesondere das männliche Geschlechtshormon Testosteron das Krebswachstum. Doch auch das weibliche Hormon Östrogen wird in kleinen Mengen von den Hoden und im Fettgewebe produziert. Es fungiert im männlichen Stoffwechsel und damit auch in der Prostata als Gegenspieler des Testosterons und kann so auch das Wachstum von Tumorzellen bremsen. Bei der Entstehung eines bösartigen Tumors der Prostata sind diese hormonabhängigen Signalwege aber in vielen Fällen gestört. Infolge der genetischen Veränderungen (Mutationen) geht dann vom Östrogen der gleiche wachstumsfördernde Stimulus aus wie vom Testosteron.

Die Göttinger Arbeitsgruppe hat nun ein Phyto-Östrogen mit tumorspezifischer Wirkung identifiziert, das genau dort eingreift, wo das Östrogen das Zellwachstums beeinflusst: Das Isoflavon mit dem wissenschaftlichen Namen Tectorigenin bindet an die Zelloberfläche der Krebszellen und vermag so unter anderem modulierende Östrogen-Signalwege wiederherzustellen, die im Prostatakarzinom eine Tumor-verhindernde Funktion einnehmen.

 

Heilpflanze wird bereits in China und Korea eingesetzt

Tectorigenin stammt aus der Wurzel des Liliengewächses Belamcanda chinensis. Diese Heilpflanze wird in der traditionellen chinesischen und koreanischen Medizin eingesetzt. „Wir wollen nun untersuchen, ob Tectorigenin zur Therapie beim Prostatakarzinom angewendet werden kann", erklärt Dr. Thelen vom Zentrum für Chirurgie, Urologische Klinik der Universität Göttingen. Erste Experimente seien vielversprechend: So konnten die Wissenschaftler bereits im Labor mit Extrakten aus Belamcanda chinensis das Wachstum von Krebszellen hemmen und sogar im Tiermodell die Ausbreitung eines Tumors verlangsamen. „Zudem ist es denkbar, dass diese Substanz eines Tages auch vorbeugend gegen Prostatakrebs eingesetzt werden könnte", so der Wissenschaftler. Bis zur Anwendung in klinischen Studien besteht jedoch noch weiterer Forschungsbedarf.

 

Dank an alle, die durch Spenden Hilfe, Forschung und Heilung ermöglichen! Im Jahr 2008 hatte die Deutsche Krebshilfe rund 94 Millionen Euro für ihr Wirken zur Verfügung. Das Foto von der Jahrespressekonferenz in Berlin zeigt: Prof. Dr. Otmar Wiestler (Vorsitzender des Beirats und Mitglied des Vorstands der Deutschen Krebshilfe), Hans-Peter Krämer (stellvertretender Vorstandsvorsitzender) und den Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven (rechts).

Foto: dkh/Marco

 

Informationen sind wichtig für alle

In Deutschland erkranken jedes Jahr über 58.000 Menschen neu an Prostatakrebs. Rund 11.600 Betroffene sterben jährlich an einem bösartigen Tumor der Vorsteherdrüse. Pressesprecherin Dr. Eva M. Kalbheim wies in diesem Zusammenhang auf den allgemeinverständlichen blauen Ratgeber „Prostatakrebs" hin. Die Information über Vorbeugung und Heilungschancen bei Krebs sei für alle sehr wichtig, betonte die Ärztin. Diese Broschüre kann kostenlos bestellt werden bei: Deutsche Krebshilfe, Postfach 1467, 53004 Bonn, oder im Internet unter www.krebshilfe.de heruntergeladen werden.

 

Ohne Spenden keine wirksame Hilfe möglich

Die Deutsche Krebshilfe kann den Kampf gegen Krebs im Interesse aller Bürger dank der Spenden der Bevölkerung führen. Daher sind Spenden wichtig, selbst der kleinste Betrag. Der Fall Salvador Dalís, der von Eingeweihten in New York bekannt wurde, zeigt: Krebs kann jeden Menschen treffen, ob arm oder reich, ob berühmt oder unbekannt !

Die Präsidentin der Deutschen Krebshilfe, Prof. Dr. Dagmar Schipanski, dankte im Namen der Organisation den Spenderinnen und Spendern. So seien im Vorjahr rund 94 Millionen Euro zusammengekommen. Die Organisation hat mit den ihr anvertrauten Spenden 2008 insgesamt 174 neue Projekte auf allen Gebieten der Krebsbekämpfung unterstützt, Krebs-Patienten und ihren Angehörigen geholfen sowie die Bevölkerung umfassend über das Thema Krebs informiert.

Die Deutsche Krebshilfe war und ist der wichtigste private Geldgeber auf dem Gebiet der Krebsforschung in Deutschland. „Ohne Forschung kein Fortschritt", betonte Professor Dr. Otmar Wiestler, Vorsitzender des Beirats und Mitglied des Vorstands der Deutschen Krebshilfe, in Berlin. Im Sinne von Krebshilfe-Gründerin Mildred Scheel wolle man auch 2009 engagiert weiterwirken.

 

 

© PROMETHEUS 145/2009

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 145, July 2009