Psychologin Anna G. Reinartz: Wege zur Kunst

Dank an Eltern, die das Kunst-Interesse der Jugend fördern

 

Ein Interview der Europäischen Kultur-Stiftung Germany

 

Anna G. Reinartz: Kunst, Kultur und Musik sind wichtige Elemente für unsere Gesellschaft. Kinder und Jugendliche sollten vom Anfang an für diese Bereiche durch ihre Eltern und sachkundige Freunde und Bekannte interessiert werden.

(Presse-Foto bpb)

 

Köln / New York (bpb) Die deutsche Psychologin Anna Gisela Reinartz hat in einem Interview mit der ‚Europäischen Kultur Stiftung‚ (EKS) alle Eltern ermutigt, bereits bei Kindern und Jugendlichen das Interesse für Kunst und Kultur zu fördern. Die Fragen stellte Consul B. John Zavrel ( New York), der EKS-Beauftragte für die transatlantischen Beziehungen.

Die Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin Reinartz mit eigener Praxis in der Stadt Kerpen unweit der Millionen-Metropole Köln am Rhein schildert ihre guten Erfahrungen. Nicht Theorien sondern authentische Beispiele aus eigenem Erleben über, die Wege zur Kunst in sehr jungen Jahre' könnten die Leser des PROMETHEUS-Artikels anregen zu eigenem Kultur-Engagement mit der jungen Generation.

 

Anna G. Reinartz: Dank an meine Eltern

Wenn ich nun etwas über mich und meine Beziehung der Kunst erzählen soll, denke ich, es hat sich in etwa so zugetragen: Glasmalerei war vielleicht meine erste Begegnung mit der Kunst. Geboren bin ich 1952 in der Sadt Linnich (Kreis Düren, NRW), in der sich das führende ‚Deutsche Glasmalerei-Museum' befindet. Mit meinen Eltern habe ich auch häufig Kirchen besucht und mir als Kind die Zeit damit vertrieben, den Lichteinfall durch die bunten Kirchenfenster zu betrachten und zu bewundern. Die geschnitzten Figuren machten mir jedoch eher Angst. Aber die Orgelmusik wurde bereits damals meine große Liebe und ist es bis heute. Danken kann ich meinen Eltern, die mich musikalisch erzogen und gefördert haben. So war mir bereits im Kindergarten Karl Orff sehr vertraut.

Begeistert für die Fotografie durch den Vater: Aber auch schon in diesem Alter weckte mein Vater Bewunderung und Begeisterung für die Fotografie in mir, indem er mich an seinem Hobby intensiv teilnehmen ließ. Besonders spannend fand ich es, wenn er die schwarz-weiß Fotografien mit speziellen Aquarellfarben bunt machte. Vielleicht habe ich zu der Zeit schon Verbindungen zwischen malen und fotografieren gesehen. Das ist etwas, das mich heute umso mehr fasziniert. Fotografie begleitet mein Leben und dokumentiert, was gerade meinen Lebensabschnitt charakterisiert.

In meiner ersten pharmazeutischen Ausbildung bekam ich durch das mikroskopieren für mich unfassbare Einblicke in die Zellstrukturen der Pflanzen, die es dann zu zeichnen galt. Oder als Entwicklungshelferin in Westafrika. Die liebevolle Nähe zu den Menschen machte es möglich, sie zu portraitieren, oder sie mit der Kamera bei ihren Tätigkeiten, beim Musizieren, bei Zeremonien zu studieren und die Augenblicke festzuhalten.

 

Kunst und Psychologie: Das war wohl die Zeit, wo mir klar wurde, das mein zukünftiger Beruf näher an den Menschen sein sollte, als in der Pharmazie möglich. Das gewählte Psychologiestudium förderte die Beobachtungsgabe in jeglicher Hinsicht, was mich mehr und mehr auch für die darstellende Kunst öffnete. Besuche von Ausstellungen und Museen gehörten fortan zu meinem Leben, wie auch die Auseinandersetzung mit dem Gesehenen, Erlebten oder Gehörtem. Ehrfürchtig betrat ich erstmals ein Künstlerateliers in dem kleinen Ort Beffe in den belgischen Ardennen. Der frankophile niederrheinische Maler Werner Labbé lebte und arbeitete dort. Die Jahre1933-1936 verbrachte er in Paris und verkerhte im Freundeskreis des Multitalents Jean Cocteau. Die Gespräche mit dem weitgereisten Künstler Labbé bleiben mir beeindruckend und kostbar in Erinnerung. Durch die Gespräche wurde mir sehr klar, wie universell menschlich und zeitlos die Themen sind, die Maler, Schriftsteller, Philosophen, Fotografen und auch Psychologen zu ihren Themen machen.

Da war sie dann, die neue Verbindung von Kunst und Psychologie. Und mit ihr wuchs die Zahl der Künstler, mit denen mich ein persönlicher Kontakt verband. Maria Lehnen, ebenfalls eine niederrheinische Künstlerin, die damals die Geschichte der FRAU zu ihrem besonderen Thema machte und bis in die aktuelle Zeit immer wieder den Finger in gesellschaftliche Wunden legt, die ich in meinem Therapien mit psychisch erkrankten Menschen zu heilen versuche.

 

Die Verbindung mit dem Künstler Rainer Arke, Visualist und Designer, hat mein Leben nun vollends mit der Kunst verbunden und bereichert es jeden Tag. Der Blick für das Wesentliche, klar, manchmal minimalistisch anmutend, der unbestechliche Blick, der sich nicht anbiedert und keinesfalls verletzen will. Ausdruck dafür ist mein ‚Pappmann-Portrait', wie ich es nenne. Es ist ein minimalistisches Portrait, das mich beim Zerreißen eines Pappkartons auf einmal ansah und blieb. Immer mehr führte mich diese Sichtweise zu ganz anderen Ansätzen und Motiven beim Fotografieren. Der Grundgedanke der Kunstrichtung ‚Trompe-l'oeil' inspiriert mich zur Zeit dahingehend, den Betrachter zumindest für eine Weile im Unklaren darüber zu lassen, ob er ein Bild oder eine Fotografie anschaut und was er überhaupt sieht. Das löst zumindest Heiterkeit, Verwunderung und manchmal Ehrgeiz, das Rätsel lösen zu wollen, bei den Betrachtern aus. Und das ist mein Lohn!

Museen und Künstler-Kreise sind wichtig: Sehr zu meiner Freude und einem guten Heimatgefühl trägt das ‚Museum Europäische Kunst‚ Schloss Nörvenich bei Köln bei. Sowohl die Musik als auch die bildende Kunst ist hier zu Hause und ich darf Gast sein und ich darf meine Ideen mit einbringen. Auch beim Künstlerstammtisch des Höhenart e.V mit Sitz in Hürtgenwald bin ich anlassbezogen, zuletzt bei einem historisch sensiblen Thema, beratend tätig.

Immer neugierig und mit Achtung vor dem Gegenüber begegne ich der Kunst und den Menschen, die es möglich machen: Sich damit zu verbinden, Sich zu hinterfragen, Sich daran zu erfreuen und Sich zu befreien.                    

 

(Lüxheim, 2021)

 

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