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Papst Benedikt XVI. trat zurück „zum Wohle der Kirche"

Der Heilige Vater aus Deutschland nahm Abschied in Demut und Würde

 

Von B-John Zavrel

 

Papst Benedikt XVI. sagte zu seiner Amtsniederlegung im Jahr 2013: „Ich trete nun die Letzte Strecke meiner Pilgerreise auf Erden an." Er werde jedoch mit allen Menschen in Gebet und Meditation verbunden sein. In den letzten Tagen seiner Amtszeit kamen hunderttausende aus aller Welt auf den Petersplatz im Vatikan, um den Segen des Heiligen Vaters aus Deutschland zu empfangen. Er dankte den Bürgern für die Liebe und Solidarität zur Kirche.

Foto: bpb-press

 

Rom/Vatikan stadt (bpb) Der 28. Februar 2013 ist ein historisches Datum: Papst Benedikt XVI. trat von seinem Amt zurück. Der Heilige Vater aus Deutschland ist 85 Jahre alt. Er tat diesen spektakulären Schritt erstmals seit Papst Coelestin V. im Jahr 1294 . Die Amtsniederlegung begründete der deutsche Papst mit dem Nachlassen der Kräfte. Er wolle sein schweres Amt einem Jüngeren überlassen und sich in ein Kloster zurückziehen.

Benedikt XVI. war von April 2005 bis zu seinem Amtsverzicht Oberhaupt der weltweiten Katholischen Kirche und des Staates Vatikan. Er wurde am 16. April 1927als Joseph Aloisius Ratzinger in dem Dorf Marktl in Bayern geboren. Bei seiner Wahl zum Papst als Nachfolger des verstorbenen Papst Johannes Paul II. aus Polen am 19. April 2005 wurde der Deutsche von 115 Kardinälen mehrheitlich zum 265. Papst der Geschichte gewählt.

Vor seiner Wahl war Ratzinger bereits ein führender Theologe der Kirche und wirkte in höchsten Ämtern der Kurie im Vatikan. Seit 30 Jahren hat er einen Wohnsitz in Italien.

Papst Benedikt führte rund acht Jahre die Kirche in einer Zeit der Umwälzungen, Kritik und Anfeindungen. Er war entsprechend seiner Herkunft ein bescheidener Mensch. Dies brachte ihn auch Respekt und Wertschätzung bei Führern der anderer großer Glaubensgemeinschaften und Religionen ein. Der Dalai Lama von Tibet bezeichnete ihn als einen „honest man" und „a good and wise father".

Ratzinger sorgte dafür, dass trotz aller Kritik am Vatikan-Staat sein persönlicher Abschied in Würde erfolgte. Er entschuldigte sich generell bei allen dafür, die sich von ihm falsch behandelt fühlten. Er verabschiedete sich bei seinen Kardinälen mit der Versicherung, dass sie weiterhin in seinen Gebeten sein werden. Dem künftigen Papst versprach Benedikt absoluten Gehorsam. Verzeihung und Vergebung sagte er allen zu, die ihm das Amt und Leben durch Polemik schwer gemacht hatten. Und den Menschen, die in den letzten Wochen vor dem Rücktritt zu Hunderttausenden nach Rom kamen, an Generalaudienzen teilnahmen und auf dem Platz vor dem Petersdom auf seinen Segen warteten, sagte er wiederholt, er wolle seinen „letzten Teil des Weges der Pilgerreise auf Erden" zurückgezogen und in Stille gehen. Er werde sich dem Gebet für die Menschen und die Kirche widmen.

 

Die „NS-Vergangenheit" des Papstes

Zum Abschied ist auch eine historische Anmerkung angebracht über die Zeit und das Leben in jungen Jahren:

Der Papst aus Deutschland hat als Zeitzeuge des Zweiten Weltkrieges, der Kommunistischen Epoche in Europa unter Führung von Josef Stalin und der Sowjetunion und 1945 den Sieg der Alliierten miterlebt. Und er hat auch eine „NS-Vergangenheit". Eine solche Vergangenheit gehört übrigens zum Schicksal aller Deutschen dieser Zeit. Die Mehrheit waren überzeugte Nationalsozialisten, Mitläufer sowie Gleichgültige. Eine andere Vergangenheit haben die Widerstandskämpfer, Opfer und Täter.

Ratzinger und seine Jugend: Nach der Gesetzeslage im Dritten Reich wurde Ratzinger 1939 mit 14 Jahren automatisch in die Hitlerjugend (HJ) aufgenommen. Im Alter von 16 Jahren wurde Ratzinger am 2. August 1943 gemeinsam mit anderen Schülern des Priesterseminars Traunstein als Luftwaffenhelfer nach München beordert. Es folgten Einsätze um München, in anderen Orten Bayerns und im Burgenland Österreich. Am 13. Dezember 1944 wurde Ratzinger noch zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und leistete seine Grundausbildung bei der Infanterie. 1945 kam Ratzinger zeitweise d in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft, da Bayern zur amerikanischen Besatzungszone in Deutschland gehörte.

Diese schicksalshafte Vergangenheit wurde Ratzinger als Papst nie zum ernsthaften Vorwurf gemacht. Er und die Kirche standen jedoch permanent in der Kritik der Presse. Die Medien berücksichtigen nach wie vor nicht, dass im Vatikan keine Engel leben sondern die dort wirkenden Menschen ein Querschnitt der Gesellschaft sind. Natürlich wird der Vatikan wegen seiner moralischen Grundsätze von der Presse besonders scharf unter die Lupen genommen. Eins ist sicher: die Aufgabe der Jahrtausende alten Werte und Regeln würde die katholische Kirche radikal verändern und entwerten.

Auch künftig wird nicht zu rütteln sein am Sakrament der Ehe, am Schutz des Lebens, an der Ehelosigkeit der Priester und an der Jahrhundertealten Praxis, dass nur Männer(und nicht Frauen) das Priesteramt führen können. Ebenso essentiell ist für die Katholische Kirche die Ehelosigkeit der Mönche und Nonnen. Änderungen sind nach Meinung wirklich gläubiger Menschen weder nötig noch erwünscht. Forderungen nach derartigen Reformen sind letztlich so unsinnig wie ein Verlangen, der Buddhismus und der Hinduismus müsse seine spirituellen Grundlagen verändern oder aufgeben.

 

Kritik der Gottlosen und Wichtigtuer

Der Papst-Rücktritt hat in Industriestaaten Europas Kritik von Prominenten und Politikern herausgefordert, die sich teils als Atheisten und Kirchengegner bekennen. Hinzu kommt eine Gruppe von Männer und Frauen, die als Autoren oder Bekannte des öffentlichen Lebens den Medienrummel zur Kritik an der Kirche nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen. Für Gläubige sind dies „gottlose Menschen". Sie haben mit der Kirche nichts zu tun und auch kein Recht, irgendwelche Reformen zu fordert. Ihr Verlangen ist ebenso lächerlich, als wenn ein Papst dem US-Präsidenten Barack Obama vorschreiben würde, wie er das „White House!" in Washington einrichten und die Administration organisieren müsse.

 

Glocken erklangen auf allen Kontinenten

Nach Berichten in den Medien bedauert die Mehrheit der Katholiken in der Welt die überraschende Amtsniederlegung von Papst Benedikt. Zugleich wird darin auch eine Modernisierung in der Kirche unter dem Aspekt gesehen, dass ein physisch schwacher Papst nicht bis zum Tode das Amt Petri führen muss. Benedikts Amtsvorgänger Papst Johannes Paul II. hatte sein öffentliches Sterben eindrucksvoll demonstriert. So sind TV-Bilder in Erinnerung, wie sich der damals schwerkranke Heilige Vater aus Polen bei einer Prozession im Vatikan mit Hilfe des Kreuz-Stabes regelrecht durch die Räume schleppte. Eine solche Anteilnahme wollte Papst Benedikt in seinem Fall der Öffentlichkeit offensichtlich nicht zumuten.

Zum Abschied des Papstes wurden in aller Welt festliche Gottesdienste zelebriert. In der deutschen Hauptstadt Berlin fand ein offizieller Gottesdienst statt, Daran nahmen Bunddeskanzlerin Angela Merkel und Kabinettsminister, Politiker aus allen Bunddesländern, Diplomaten sowie Personen des öffentlichen Lebens teil. Als Zeichen der Solidarität mit dem Papst aus Deutschland und der Kirche läuteten am Abend des 28. Februar 2013 auf allen Kontinenten Kirchenglocken. Der Glockenklang kam nicht nur von Kathedralen und großen Gotteshäusern der katholischen Kirche sondern auch von kleinen bescheidenen Kirchen in der Mission in Afrika und Asien, wo Katholiken unterschiedlicher Nationalität vor allem auch Entwicklungshilfe leisten.

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 187, March 2013