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Jubiläum: 40 Jahre Frauenselbsthilfe nach Krebs

Im Sinne von Mildred Scheel: Frauen-Power im Kampf gegen den Krebs

 

Von Parlaments-Korrespondent Joe F. Bodenstein (Berlin)

 

Die Festveranstaltung „40 Jahre Frauenselbsthilfe nach Krebs" in Magdeburg war eine eindrucksvolle Tagung der Frauen, die sich um das Allgemeinwohl verdient gemacht haben. Die enge Verbundenheit der Hilfsorganisation mit der Deutschen Krebshilfe kam auch dadurch zum Ausdruck, dass sich der Vorstands-Vorsitzende Gerd Nettekoven von der „Stiftung Deutsche Krebshilfe" mitten in die Gemeinschaft der ehrenamtlichen Mitwirkenden aus allen Bundesländern setzte. Sie hörten gemeinsam die Würdigung der Leistungen durch Vertreter der Bundesregierung und anderen Politikern.

Foto: FSH/Marco-VG

 

Berlin / Magdeburg (bpb) Die „Frauenselbsthilfe nach Krebs" hat als bekannteste deutsche Krebs-Selbsthilfeorganisation im August 2016 ihr 40-jähriges Jubiläum begangen. Seit Jahrzehnten ist in diesem gemeinnützigen Verband „Frauen-Power im Kampf gegen den Krebs" gebündelt. Bundesweit leisten Frauen ehrenamtlich in mehreren hundert Hilfsgruppen Beratungen bei und nach der Krebsbehandlung. Dieses Wirken ist ganz im Sinne der Ärztin Dr. Mildred Scheel, die als Frau des damaligen Bundespräsidenten die „Deutsche Krebshilfe" gegründet hatte.

Sie sagte unter anderem: „Ich setze ganz, ganz fest auf Sie, liebe Frauen und Mitstreiterinnen! Wer sonst sollte uns denn bei der Bekämpfung von Erkrankungen wie Brustkrebs helfen, wenn wir nicht selbst anpacken?" Mit solchen ehrlichen Appellen solidarisierte sie die Gemeinschaft über alle politischen Parteigrenzen hinweg. Zugleich machte sie erstmals ihrer Generation bewusst: „Krebs kann jeden von uns treffen".

Die Frauenselbsthilfe nach Krebs wurde 1976 unter dem Patronat der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) gegründet. In knapp zwei Jahren entstand durch Idealismus und Ausdauer engagierter Frauen ein Netzwerk, das die Deutsche Krebshilfe mit Spendengeldern der Bürger finanziell unterstützte. So ist es zum Wohle der Gemeinschaft bis heute geblieben. Die Stiftung Deutsche Krebshilfe ( www.krebshilfe.de) hat die Schirmherrschaft übernommen und ermöglicht, das weitere Hilfsorganisationen nach Krebs im „Haus der Krebsselbsthilfe" in Bonn unter einem Dach ihre Büros haben.

 

Zu den besonders willkommenen Gästen der Tagung in Magdeburg gehörte die Wissenschaftlerin und CDU-Politikerin Prof. Dr. Dagmar Schipanski. Sie war zehn Jahre Präsidentin der Deutschen Krebshilfe und hat in dieser Zeit die Hilfsinitiativen von Frauen im Kampf gegen den Krebs nachhaltig unterstützt. Einst selbst häufig Schirmherrin von Benefizveranstaltungen wurde sie bei dem Treffen von einer Tagungsteilnehmerin mit Schirm vor der Sonne geschützt.

Foto: FSH/Marco-VG

 

Bundesregierung und Bundesgesundheitsminister würdigen Leistungen

Auf der Jubiläums-Veranstaltung in Magdeburg gehörte die Bundesregierung zu den ersten Gratulanten. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) würdigte die vorbildlichen Leistungen der Hilfsorganisation und der Deutschen Krebshilfe gleichermaßen. Selbsthilfeorganisationen wie der Frauenselbsthilfe nach Krebs sei es zu verdanken, „dass Betroffene im Umgang mit den körperlichen und seelischen Folgen eine wichtige Unterstützung" erhielten. Als Zeichen der Solidarität wurde auch die Anwesenheit der Parlamentarischen Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz (CDU) gesehen.

Wichtiger Gesprächpartner der aktiven Frauen in der Organisation und der Tagungsteilnehmerinnen war der Vorstands-Vorsitzende der Stiftung Deutsche Krebshilfe, Gerd Nettekoven. Er war 1978 von Mildred Scheel persönlich eingestellt worden und hält ihrem Lebenswerk seither die Treue. Nettekoven bekräftigte auf der Feier: „Die Frauenselbsthilfe nach Krebs ist für uns ein wichtiger Partner, weil auch für sie die Hilfe für Betroffene an erster Stelle steht." Ferner betonte Nettekoven: „Unsere Organisationen verfolgen beide das Ziel, die medizinische und die psychosoziale Versorgung krebskranker Menschen stetig zu verbessern." So werde der Verein im Rahmen der partnerschaftlichen Zusammenarbeit gefördert,, um das Versorgungsnetz für krebskranke Bürger in der Bundesrepublik weiter auszubauen.

 

Bei einem Stern-Marsch in Magdeburg waren die Aktiven der „Frauenselbsthilfe nach Krebs" nicht zu übersehen. Begleitet wurden sie von Personen, die sich als Botschafter für die Belange der FSH einsetzen. Sie kommen aus allen Bereichen der Gesellschaft. Sie trugen ihr selbst gewähltes Erkennungszeichen: den grünen Schaal. Diese Farbe wird in Deutschland seit dem Mittelalter mit dem Sinnspruch verbunden: „Grün ist die Hoffnung". Hoffnung zu vermitteln und Krebspatienten zu helfen ist auch das erklärte Ziel der FSH.

Foto: fsh/bpb

 

Frauenselbsthilfe als „geschätzte Partnerin im deutschen Gesundheitswesen"

Die FSH-Bundesvorsitzende Karin Meißler gab selbstbewusst einen Rückblick, auf die Leistungen der Selbsthilfegruppen des Vereins und den wertvollen Einsatz der ehrenamtlichen Helferinnen. Zur allgemeine Anerkennung der Frauenselbsthilfe als „geschätzte Partnerin im deutschen Gesundheitswesen" sagte sie : "Auf 40 Jahre Frauenselbsthilfe können wir mit Stolz zurückblicken." Und über ihre bisher vierjährige Amtszeit als Bundesvorsitzende fügte sie hinzu: „Wir haben nicht nur dafür gesorgt, dass Menschen mit Krebs heute nahezu überall im Bundesgebiet einen Ort finden, wo sie aufgefangen und psychosozial begleitet werden. Unser Verband hat auch dazu beigetragen, dass heute die psychische Ausnahmesituation, in der sich Krebspatienten befinden, neben der Tumortherapie eine bedeutende Rolle im Behandlungskonzept spielt."

Zu seinen wichtigsten Erfolgen zählt der Verband nach Angaben der Vorsitzenden Meißler die mittlerweile große Akzeptanz von Ärzten gegenüber Patienten, sich an medizinischen Entscheidungen zu beteiligen. „Vor nicht allzu langer Zeit entschied noch der Arzt allein über Mittel und Wege zur Behandlung eines Patienten", erläutert Meißler. „Patienten, die gern genauer wissen wollten, was mit ihnen geschieht, waren nicht erwünscht. Mit unserer Forderung nach mehr Mitsprache galten wir damals als Störenfriede."

Beim Festakt waren unter anderen auch Professor Dr. Andreas Hochhaus, Vorstandsmitglied der „Deutschen Krebsgesellschaft (DKH Berlin) und der Magdeburger Oberbürgermeister Dr. Lutz Trumper anwesend. An der Diskussion über das Problem Krebs und den Kampf gegen diese Volkskrankheit nahmen Tagungsteilnehmer aus allen Bundesländern teil.

 

( 4. September 2016)

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 229, September 2016