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Jubiläum Medizin: 20 Jahre Deutsche Krebshilfe Preis

Wissenschaftler Schröder erhielt Auszeichnung für Prostatakrebs-Forschung. Weltweite Angst der Männer vor Krebs

 

Von Parlamentskorrespondent Joe F. Bodenstein

 

Für seine herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Prostatakrebsforschung wurde Professor Dr. Fritz H. Schröder am 19. April 2016 mit dem „Deutsche Krebshilfe Preis 2015" ausgezeichnet. Krebshilfe-Präsident Dr. Fritz Pleitgen übergab diesen hohen Wissenschaftspreis bei einem Festakt im historischen Rathaus in der Bundestadt Bonn an den verdienstvollen Forscher.

© Foto: Ulrich P. Wienke / Marco-VG.

 

 

Berlin/Bonn/Rotterdam (bpb) Der europäische Forscher und Wissenschaftler Professor Dr. Fritz H Schröder hat den „Deutsche Krebshilfe Preis" für seine herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Prostataforschung erhalten. Der Mediziner hat seine Forschungsarbeit überJahrzehnte an Instituten in den USA sowie in europäischen Ländern durchgeführt. Er gehört zu den Pionieren jener Wissenschaftler-Generation, die im Kampf gegen die Volkskrankheit Krebs eine alle Ländergrenzen übergreifende Zusammenarbeit praktizieren. Der Grund ist: sie wollen im Interesse der Patienten Doppelarbeit vermeiden. Dieses Ziel gehörte zu den grundlegenden Forderrungen der Röntgenärztin Dr. Mildred Scheel, der Gründerin der Deutschen Krebshilfe.

Zum Festakt in historischen Alten Rathaus hatten sich illustre Persönlichkeiten der Krebsforschung und der Expertengruppen eingefunden. Krebshilfe-Präsident Dr. Fritz Pleitgen betonte bei der Überreichung des Wissenschaftspreises: „Die Deutsche Krebshilfe ehrt den Mediziner und Wissenschaftler für sein langjähriges Engagement und seine bedeutenden wissenschaftlichen Arbeiten vor allem auf dem Gebiet der frühen Erkennung des Prostatakarzinoms und zum Stellenwert des PSA-Screenings."

Nach Beobachtungen von Krebs-Experten ist weltweit die Angst der Männer vor einer Krebserkrankung der Genetalien gleichermaßen groß. Außer der sichtbaren Gewebezerstörung am befallenen Organ kommt die große psychologische Last der Männer, impotent zu werden und nicht mehr die ersehnte Vitalität der jungen Jahre zu besitzen. Von diesen bedrückenden „Horror-Vorstellungen" werden vor allem Männer mit Erkrankung der Prostata verfolgt.

 

Dank dem Stifter des Preises und für die Kontinuität

Der „Deutsche Krebshilfe Preis" ist eine hochrangige Auszeichnung von besonderem Wert. Er wird ausschließlich aufgrund der Leistungen in Forschung und Wissenschaft verliehen und nicht etwa wegen einer besonderen Popularität eines möglichen Preisträgers. Der Fach- und Ehren-Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Die Auszeichnung von Prof. Schröder im 20. Jahr der Preisvergabe bot Gelegenheit, in Dankbarkeit dem Stifter zu gedenken.

Der Vorstandsvorsitzender der Stiftung, Gerd Nettekoven, erinnert: „Mit der Verleihung des Deutsche Krebshilfe Preises kommt die Deutsche Krebshilfe dem letzten Wunsch von Dr. Wilhelm Hoffmann nach. Er hinterließ der gemeinnützigen Organisation im Jahr 1996 eine namhafte Erbschaft verbunden mit der Auflage, den Erlös zinsbringend anzulegen und aus den Erträgen einen jährlichen Preis für herausragende Arbeiten in der Onkologie zu vergeben. Somit jährte sich die Preisverleihung bereits zum 20. Mal." Der Deutsche Krebshilfe Preis ist eine der bedeutendsten Wissenschafts-Auszeichnungen.

 

Ein großes Symbol der Gesundheit, Vitalität und Kraft ist die grandiose Marmorstatue des „David" von Michelangelo aus dem Jahr 1504 in Florenz. Das einmalige Kunstwerk der christlich-abendländischen Kultur wird von Frauen und Männern gleichermaßen als vorbildlich empfunden. Viele sehen in dieser zeitlosen Schönheit auch eine Anregung für die eigene gesundheitliche Lebensweise. Diese bekannteste Skulptur der Kunstgeschichte kennt zwar keine gesundheitlichen Probleme, muss jedoch jeweils vom Staub der Jahrhunderte gereinigt werden.

Foto: Archive History, Florenz

 

Je früher Krebs erkannt wird, desto größer die Chancen

Die Deutsche Krebshilfe betont : Je früher eine Krebserkrankung erkannt wird, umso erfolgreicher lässt sie sich in der Regel behandeln. Und doch werden Früherkennungsuntersuchungen auch kritisch betrachtet, denn sie können auch Risiken bergen. Die Vor- und Nachteile der Untersuchungsmethoden möglichst genau zu kennen, ist daher ganz entscheidend für ihren sinnvollen und optimalen Einsatz. Die „European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer" (www.erspc.org) hat dies beim Prostatakarzinom genau unter die Lupe genommen. Professor Schröder war Mit-Initiator dieser internationalen Studie, die Nutzen und Risiken des PSA-Screenings zur Früherkennung von Prostatakrebs untersuchte.

Mit mehr als 160.000 Teilnehmern war die Studie weltweit die größte ihrer Art und lief über 13 Jahre. Unter der Leitung von Professor Schröder lieferte sie wertvolle Erkenntnisse: Auf der einen Seite kann der PSA-Test Leben retten. Auf der anderen Seite kann er aber auch zu belastenden Überdiagnosen bis hin zu unnötigen Therapien führen. Dies verdeutlicht nach Forderung der Deutschen Krebshilfe, wie wichtig es ist, über Nutzen und Risiken des PSA-Tests umfassend aufzuklären.

Krebshilfe-Präsident Fritz Pleitgen erinnerte: „Mit unermüdlichem Einsatz und Ausdauer wurde diese Studie unter der Leitung von Professor Schröder durchgeführt. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse haben eine hohe Relevanz für die Prostatakrebs-Früherkennung." Die Auszeichnung mit dem Deutsche Krebshilfe Preis sei „ mehr als würdig".

 

Hintergrundinformation: Prostatakrebs in Deutschland und der Welt

Mit 66.900 Neuerkrankungen pro Jahr ist Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung in Deutschland (Robert Koch Institut Be4lin, 2015). Damit betrifft rund jede siebte Krebsdiagnose in Deutschland die Prostata.

Ein Großteil der betroffenen Männer hat einen lokal begrenzten Tumor. In diesem Fall kommen nach Angaben von Experten der Deutschen Krebshilfe vier Behandlungswege infrage: 1. das operative Entfernen der Prostata, 2. die Bestrahlung von außen, 3. die Behandlung des Tumors mittels dauerhaft in der Prostata platzierter Strahlenquellen (die so genannte Brachytherapie) oder 4. die aktive Überwachung mit regelmäßigen Kontrollen und der Einleitung weiterer Therapieschritte bei Fortschreiten der Krankheit.

Ein ähnliches Bild ergibt sich nach Berichten auch in den USA sowie in anderen Industrieländern Europas. Bisher gibt es nach deutschen Angaben weltweit jedoch keine ausreichenden Daten, um die am besten geeignete Behandlungsart bei Frühformen von Prostatakrebs zu belegen. Die so genannte PREFERE-Studie (www.prefere.de ) soll diese Wissenslücke schließen. Die Deutsche Krebshilfe und die gesetzlichen und privaten Krankenkassen in Deutschland fördern diese Studie finanziell erheblich. Die Stiftung Deutsche Krebshilfe ( www.krebshilfe.de ) ist seit Gründung zur größten Bürgerinitiative gegen den Krebs in Europa geworden. Dank der Spenden-Solidarität der vertrauensvollen Bürger mit der Deutschen Krebshilfe in Bonn (Germany) kann die Hilfsorganisation ihr gemeinnütziges Wirken ohne Geld von Staat und Wirtschaft fortsetzen.

 

(5. Mai 2016)

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 225, May 2016