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Abschied von ERNST FUCHS, Ritter des Alexander-Ordens

 

By B. John Zavrel, Chancellor of the Alexander-Order

 

 

Ernst Fuchs signiert auf einer Kunstausstellung Original-Graphik. Die Begegnungen mit seinen Sammlern bereiteten ihm stets Freude. Die Beisetzung des Verstorbenen in Wien wurde mit großer Anteilnahme von Kunstfreunden in Europa, USA und Asien verfolgt.

Foto: Press-Pool

 

New York/Wien/Paris (bpb) Trauer auf drei Kontinenten um Ernst Fuchs. Besonders die Verehrer seiner Kunst in Europa, Asien und Amerika trauern um den genialen Maler, der am 9. November 2015 an Herzversagen in Wien starb. Als Kanzler des internationalen Alexander-Ordens Pour le Merite für Wissenschaft und Kunst möchte ich an dieser Stelle hervorheben, dass der berühmte Maler zu den besonders engagierten Persönlichkeiten in der Ritterschaft gehörte. Und mehr noch: Er war bei dem historischen Treffen des Ordens im Sommer 1991 auf Schloss Nörvenich in Deutschland dabei, als OAG-Grandmaster Roger Peyrefitte (Paris) die Erneuerung der geistigen Vereinigung proklamierte.

In großer Dankbarkeit erinnere ich mich als Zeitzeuge an diesen festlichen Tag. Er ist mir heute noch so lebendig und realistisch gegenwärtig. Ernst Fuchs und Arno Breker enthüllten bei dem Meeting ein großes Gemälde „Das Festmahl Alexander des Großen". Auf diesem ist als Dritter im Bunde der „Goldenen Freundschaft" verewigt: „Salvador Dalí. Der Tag des Treffens 1991 erhielt auch dadurch eine besondere Bedeutung, dass die künftige gleichberechtigte Teilnahme im 0rder Alexander The Great (OAG) für Frauen möglich ist. Als ein „leuchtendes Beispiel" wurde an diesem Tag die deutsche Theologin Frau Prof. Dr. Uta Ranke-Heinemann aufgenommen. Das Gemälde des französischen Malers Pierre Peyrolle zeigt die damalige Führungsspitze Ordens. Das estmal der „Ritter der Tafelrunde" hatte der Maler im Gemälde in den Pantheon-Tempel von Rom verlegt, unter dessen hohen Kuppel das etwa drei Meter hohe Bronze-Standbild „Alexander der große" reichlich Platz hatte. Einige Monate später stand dann der heutige Spanischen König Felipe VI. vor dem Bild auf Schloss Noervenich, in dem er bei seinem Besuch als spanischer Thronfolger Felipe zum Ehrenmitglied des Ordens ernannt wurde..

In einer Kondolenz an die Künstler-Witwe Frau Eva Fuchs und das Trauerhaus in Wien hat der Alexander-Orden die innere Verbundenheit mit dem genialen Künstler erneut betont. Am Sterbetag und während des Trauergottesdienstes im Stephans-Dom in Wien waren auf Schloss Nörvenich die deutsche, die österreichische sowie die europäische Flaggen auf Halbmast gesetzt.

In der Residenz von Ernst Fuchs, der nach dem Jugendstil-Architekten Otto Wagner benannten Wagner-Villa, sind Beileidsbekundungen aus allen Himmelsrichtungen eingegangne, Der Umfang der Anteilnahme macht es offensichtlich unmöglich, auf alle Schreiben zu antworten. Um einen Einblick in die Beileidsbekundungen zu geben, sind nachfolgend noch zwei Kondolenzen von Fuchs nahe stehenden Organisationen angeführt.

 

Zu den schönsten Frauenporträts von Ernst Fuchs gehört das Bild „Eva Christina". Die dekorative Graphik zeigt in ihrer Ausführung große Meisterschaft in der Malerei der klassischen europäischen Tradition. Ein Künstler-Exemplar des Bildes befindet sich in der Sammlung des „Museums Europäische Kunst." Das Motiv ist auch für ein Plakat zur Fuchs-Ausstellung in Anwesenheit des Künstlers erschienen und kann bestellt werden. ( schloss-noervenich@gmx.de)

Foto: Fuchs-Archiv Meaus/Marco-VG

 

Das Museum Europäische Kunst: Verneigung vor dem Maler-Fürst

Das Museum Europäische Kunst in Nörvenich bei Köln, das von der Schloss-Familie Marie-Luise und Josef Franz Bodenstein gestiftet wurde, erinnerte sich in dem Beileidschreiben an die häufigen Besuche von Ernst Fuchs. Das Museum hatte im historischen Adelssitz unter anderem einen Raum mit von Fuchs gestalteten Rosenthal-Kacheln ausgestatten lassen, den Fuchs als Gesamtkunstwerk eigenhändig „signiert" hat. Museums-Direktor John G Bodenstein erklärte über den Verstorbenen: „Mit Ernst Fuchs ist der letzte Malerfürst seiner Epoche von uns gegangen." Diese Würdigung sei sehr wohl angebracht, angesichts des unverwechselbaren hohen Könnens des Künstlers. „Hinzu kommen das umfassende Wissen und die Weisheit des Künstlers sowie sein Lebensstil wie auch sein würdigendes Auftreten bei offiziellen Anlässen. Alle, die ihn als ein Vorbild unter den Kunstschaffenden dieser Zeit kannten und alle Menschen, die seine Kunst lieben, verneigen sich nun in hoher Wertschätzung für diesen Meister!"

 

AB-Gesellschaft kondolierte „in treuer Anteilnahme".

Für die „Arno Breker Gesellschaft von 1979" schrieb deren Präsident Sigurd K. Kuepper aus Deutschland an die Künstler-Witwe:

 

„Sehr verehrte Frau Eva Fuchs!

Nehmen Sie bitte zum Tod Ihres als Künstler hoch verehrten Ehemanns Prof. Ernst Fuchs unsere innige Anteilnahme entgegen.

Es ist für jeden ein Glück, diesen Jahrhundert-Künstler auf dem Zenit seines vielseitigen Schaffens erlebt zu haben und ihm womöglich auch persönlich begegnet zu sein.

Die Arno Breker-Gesellschaft war begeistert von den wiederholten Ausstellungen und Besuchen Ihres Mannes im Arno Breker Museum, beeindruckt von seinem herzerwärmenden Auftreten und dankbar für die erfrischenden Gespräche und Spuren, die er uns hinterlassen hat.

Die gute Erinnerung an den Meister wird ebenso bleiben wie das faszinierende Werk!

Die Arno-Breker-Gesellschaft fühlt sich Ernst Fuchs besonders verbunden, eingedenk der Künstlerfreundschaft des Malers mit dem Bildhauer Arno Breker sowie Salvador Dalí und deren gemeinsames und unbeirrtes Eintreten für die große Tradition der christlich-abendländischen Kultur. Durch ihr schöpferisches Schaffen haben sie kunstgeschichtliches Gestalten bewiesen.

 

Mit guten Wünschen an Sie, verehrte Frau Fuchs, sowie Ihre Familie verbleibt in treuem Gedenken

Ihr Sigurd K. Kuepper (Präsident der ABG)

 

 

 

Arno Breker über Ernst Fuchs: Ein Vorruf auf das Nachleben

Eine Würdigung von Ernst Fuchs durch Arno Breker verdanken wir einen Text aus der Feder des Künstlerfreundes noch zu Lebzeiten des Wiener Malers. Der Chefredakteur des AB-Rundbriefes Uwe Möller hat diesen Text aus dem Buch „Schriften" der Marco-Edition Bonn entnommen und im Jahresbrief 2015 wie folgt veröffentlicht:

 

Ernst Fuchs: Maler, Graphiker, Bildhauer, Architekt, Dichter und Philosoph

 

13.Februar 1930 bis 09.November 2015

 

Die Eckpfeiler des

G o l d e n e n D r e i e c k s

Auf ewig unverbrüchlich Breker, Dali, Fuchs

 

(Bitte lesen Sie die persönlichen Erinnerungen Arno Brekers an den Künstlerfreund:)

 

Mit Ernst Fuchs traf ich das erste Mal im Jahre 1973 anlässlich einer Ausstellung seiner Werke in der ‚Baukunst' in Köln zusammen. Er hat mich sogleich als Person interessiert; ebenso war ich von seinen Arbeiten beeindruckt, mit denen ich dort im Original in Berührung kam. Fuchs zeigte sich mir gegenüber sehr aufgeschlossen und gestand mir, dass er als Kind Postkarten meiner Arbeiten gesammelt habe. So kamen wir uns bald näher und sahen uns regelmäßig in Paris, Düsseldorf oder Wien.

Was an Fuchs besticht, ist seine hohe Intelligenz, seine enorme Belesenheit und seine sprühende Phantasie, die sich wie eine lang aufgestaute Quelle ergießt und alles in Begeisterung mitreißt; sie scheint nie zu versiegen. In ihm hat man eine Kultur von dreitausendjähriger Herkunft vor sich, die er mit seinen Werken repräsentiert. Die frühesten Anfänge der abendländischen Kultur im Zweistromland Mesopotamiens, die der Babylonier und Assyrer sind ihm ebenso gegenwärtig wie das klassische Griechenland und die mittelalterliche Mystik der Kabbala. Die Arbeiten von Fuchs haben im Gegensatz zu meinen Arbeiten einen starken literarischen Hintergrund, der seine Motivwelt prägt, denn was in der Bildhauerei vom Motivischen her nicht darzustellen geht, kann immerhin für die Malerei eine lohnende Aufgabe sein.

Folgt man Fuchs offen und bereitwillig, so gelangt man mühelos zu den geistigen Ursprüngen Europas und dessen religiösen Situationen, die nicht fertig dem Haupte des Zeus entsprungen sind, sondern sich durch eine Evolution mit vielen Dramen, vielen Irrläufen und vielen persönlichen Opfern gebildet haben.

Fuchs ist ein phänomenaler Zeichner und seit seiner Jugend ein Urtyp der Begabung.

Seine Malerei ist altmeisterlich in der Beherrschung der Technik zu nennen. In der Handhabung der Radiertechniken ist er so weit fortgeschritten, dass er sie ohne Mühe einsetzen kann, um seine Phantasie zu verbildlichen. Seine Strichführung, seine Erfindungen und seine ornamentalen Beigaben sind ein wunderbares, orientalisches Erbe das er mit sich trägt. Fuchs ist so großzügig, dass er ohne Figuren nicht leben kann. Darüber hat er jedoch das Ornament nicht vergessen. Überall ist ein vegetabiles oder geometrisches Füllsel da, das aber nicht gequält und hingepfuscht ist, sondern es geht eine erlebte Verbindung mit dem Figürlichen ein. Als ich Fuchs einmal in seinem Wohnsitz, der Jugendstilvilla Otto Wagners in Wien besuchte, sagte er zu mir: „Ich strebe nach dem Gesamtkunstwerk; alles andere ist fragmentarisch". Wenn Fuchs diese Begabung zur Gesamtsituation nicht hätte, dann hätte er niemals ein Gefühl für die Villa Wagner gehabt. Er ist durch und durch voller Kultur, und der Halt in dieser Kultur findet seinen Ausdruck in der Innenausstattung der Villa. Fuchs hat sie weitgehend selbst ausgestaltet mit eigenen Tapeten, Stoffen, Möbeln, Bildern, Skulpturen und anderen Gegenständen des alltäglichen Lebens. Sein Versuch, das Gesamtkunstwerk zu schaffen, in dem die verschiedenen Künste vereint sind, wäre nicht denkbar ohne sein nie erlahmendes Arbeiten. Er ist ein unermüdlicher Arbeiter, der die Fähigkeit besitz, zu malen oder zu zeichnen und diese Tätigkeit durch Dichten, Skizzieren oder Komponieren nahezu simultan zu ergänzen. Das Malerische beflügelt das Dichterische und umgekehrt. So tritt Fuchs auch keine Reise an, ohne Material für neue Arbeiten mit im Gepäck zu verstauen, sei es eine halbfertige Radierplatte, sei es ein Manuskript, das er noch überarbeiten will. Unentwegt befindet sich Fuchs im Zustand einer kreativen Unruhe, die ihn von Schöpfung zu Schöpfung treibt. Er berauscht sich an seiner Arbeit, nicht durch Drogen. Ernst Fuchs ist ständig in der Verfassung: Großes zu schaffen. (Arno Breker 1976/1983)

 

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 221, January 2016