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Josef Thorak: Zwei Bronze-Pferde wieder gefunden

„Bild"-Zeitung und „Spiegel" spielten „POLIZEI" Was wusste Bundeskanzlerin Angela Merkel ?

 

Von B.John Zavrel

 

Die schreitenden Pferde" von Josef Thorak aus der Sammlung von Adolf Hitler sind 70 Jahre nach Kriegsende in Deutschland in einem Versteck gefunden worden. Sie wurden in einer Lagerhalle eines75jährigen Unternehmers entdeckt. Er wird von der Staatsanwaltschaft der Hehlerei und des Versuch des Handels mit Kunstbesitz aus deutschem Staatseigentum verdächtigt. Nach Medienberichten sollen die historischen Pferde für bis zu 19 Millionen Euro angeboten worden sein. Die Polizeifahnder haben bisher sehr gute Arbeit geleistet und einen Teil des „Diebesgut" sichergestellt. Nun kann sich die Staatsanwaltschaft mit der Aufklärung befassen.

Foto: Thorak-Archive/Polizei

 

Berlin (mea) Die europäischen Medien berichten seit Mai 2015 immer wieder von einer Sensation: zwei Bronze-Pferde des Bildhauers Josef Thorak sind plötzlich gefunden worden. Weder Spionage-Affären in Ost und West noch die politischen Kontroversen zwischen den USA und Russland erregten diesmal die Medien. Es sind zwei friedliche Bronze-Figuren, die jedoch vor über 70 Jahren im Park der Neuen Reichskanzlei von Adolf Hitler in Berlin standen. Das macht sie neben ihrem künstlerischen Wert auch politisch so interessant.

Liest man die zahlreichen Presse-Berichte aus Deutschland entsteht der Eindruck, dass der investigative Journalismus regelrecht Freude am Skandal hat. Die in Europa Auflagenstärkste Zeitung „Bild" in Berlin sowie das führende Nachrichtenmagazin „Der Spiegel" spielten diesmal Polizei. Sie überboten sich in Enthüllungen und übertriebenen Formulierungen. Dabei konnte die Bild-Zeitung nicht einmal den Vornamen des Star-Bildhauers Arno Breker richtig schreiben!

 

Was war geschehen?

Die überlebensgroßen Bronze-Pferde hat der deutsch-östrreichische Bildhauer Josef Thorak modelliert. Er war nach dem Staatsbildhauer Nr. 1, Arno Breker, der zweite von Hitler favorisierte bildende Künstler im Deutschen Reich. Diese Tatsache ist altbekannt.

Neu jedoch ist die Odyssee der Pferde. Nach der Eroberung Berlins durch die Alliierten Verbündeten Sowjetrussland und USA 1945 wurden die Figuren als sowjetische Kriegsbeute auf ein Kasernengelände der kommunistischen Roten Armee geschleppt und dort zur Freude der Soldaten aufgestellt. Zum Ensemble gehörten auch Bronzen von Arno Breker und Fritz Klimsch. Als die Russen von Deutschland abzogen, waren die Kunstwerke einfach verschwunden.

Die Polizei-Fahnder ermittelten im Auftrag der Staatsanwaltschaft, dass die Figuren angeblich illegal beschafft wurden, und in jüngster Zeit zum Verkauf standen. Das große Problem: Die deutsche Bundesregierung, derzeit geführt von Bundeskanzlerin Angela Merkel, ist als Rechtsnachfolger des Dritten Reiches und der ehemaligen kommunistischen DDR dere wahre Eigentümer der Kunstwerke. Sie sollte und müsste auch „Hüterin des kulturellen Volkseigentums" sein. Doch die deutschen Regierungen zeigten in den 70 Jahren nach Kriegsende kein Interesse an diesem in der Bevölkerung nach wie vor bewundertem Kulturgut.

 

Welche Rolle spielt CDU-Kulturstaatsminister Bernd Neumann ?

Journalisten fanden abenteuerliche Dinge heraus. Der „Spiegel" schrieb, dass Merkels Kultur-Staatsminister Bernd Neumann bereits 2011 von illegalen Aktionen mit NS-Kunst wusste. Er hat sich jedoch darum nicht gekümmert. Ernst zu nehmende Hinweise von seriösen Stellen wurden nicht einmal beantwortet. Kritiker meinten, dies sei bei der zu beobachtenden legeren Amtsführung des „Kultur-Ministers" auch nicht verwunderlich. Dieser Posten, ein politisches Erbstück von der SPD, werde vom politischen System selbst nicht ernst genommen.

Die Staatsanwaltschaft versucht nun den säumigen Politikern auf die Sprünge zu helfen. Nach Presseberichten hat die Polizei bei ihrer Razzia mit über 50 Fahndern und Fahnderinnen die Pferde und andere Objekte aus der Hitler-Sammlung bei einem Geschäftsmann gefunden, dessen Namen mit Rainer Wolf zitiert wird. Dabei handle es sich um einen etwa 75-jährigen Unternehmer, der mit der Künstler-Witwe Charlotte Breker seit über 20 Jahre befreundet ist und mit ihr Geschäftsbeziehungen unterhält. Das Umfeld der Verdächtigten soll daher mit in die Ermittlungen einbezogen werden.

Politische Beobachter meinen: Das historische Kapitel der NS-Kunst in Deutschland ist erst aufgeschlagen und lange noch nicht beendet. Wenn sich die Hysterie in der Berichterstattung der Medien gelegt hat, sollten die Fahnder und die Regierung die Rolle und die Verantwortung des Kulturstaatsministers im Umgang mit Staatseigentum untersuchen. Ebenso wichtig ist die Klärung der Machenschaften im illegalen Kunsthandel; der Hehler und die Mitwirkung von Künstler-Erben. Die internationale Öffentlichkeit würde sicherlich auch die Frage interessieren: „Wo sonst noch sind Kunstschätze aus der NS-Zeit, aus Hitlers Sammlungen versteckt und von wem zur Seite geschafft sowie unrechtmäßig verkauft worden?"

(31.5.2015)

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 214, June 2015