Home | Prometheus Nr. 192| Alexander Order


Richard Wagner-Festspiele 2013 spielen „ a little bit of Hollywood"

Deutschlands Staats- und Regierungsspitze mit Kanzlerin Angela Merkel auf dem Grünen Hügel

 

Von B. John Zavrel

 

Bundeskanzlerin Angela Merkel, gut gelaunt bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth. An ihrer Seite ihr Ehemann Joachim Sauer, ein deutscher Chemie-Professor. Die Regierungschefin gehört wie Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zu den treuen Besuchern der Festspiele, die von der Bevölkerung als „nationales Kulturgut" von internationalem Interesse betrachtet werden.

Foto:Presspool

 

Bayreuth/Berlin (mea) Richard Wagner, geboren am 22. Mai 1813 in Leipzig, hat 2013 seinen 200. Geburtstag. Zugleich wurden zum 102. Mal die Wagner-Festspiele vom 25. Juli bis 28. August in der Musikstadt Bayreuth (Bayern) zelebriert. Zur Eröffnung war das Festspielhaus bereits ausverkauft. Gekommen war die Staats- und Regierungsspitze Deutschland mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, Minister des Bundes und der Länder, Politiker fast aller Parteien und echte Wagnerianer", die der Musik wegen zum Heiligtum des genialen und weltberühmten Komponisten pilgerten.

Historischer Rückblick: Die weiße Weste von Richard Wagner, der am 13. Februar 1883 in Venedig starb, hat einen „schwarzen Fleck". Kritiker sehen Wagner wegen dessen Schrift „Das Judenthum in der Musik" als einen Antisemiten und Verbreiter von Antisemitismus. Hinzu kommt, dass Adolf Hitler in seiner Zeit der größte finanzielle Förderer der Bayreuther Festspiele war und zudem mit der damaligen „Hohen Frau von Bayreuth", Winifred Wagner, eng befreundet war. Doch diese Fakten waren für Besucher der Festspiel-Premiere 2013 „alles Geschichte" und kein Diskussionsthema. Der Aufmarsch der deutschen und europäischen Prominenz auf dem Roten Teppich in Bayreuth erinnerte etwas an die Oscar-Verleihung von Hollywood. Aus den USA waren jedoch keine Star-Gäste erschienen, denn diese hätten womöglich „Gage" verlangt. Und so war Deutschland mit den Prominenten, Reichen, Schönen und Musikfreunden in glanzvoller Tradition unter sich.

Zur Freude der Veranstalter und der Tourismus-Wirtschaft wurde der Einzug in das Festspielhaus wieder ein großes Medienspektakel. Weltweit wurde darüber live berichtete. Die schönen Frauen, wie Schauspielerinnen, Sängerinnen und Begleiterinnen vermögender Männer trugen zum Teil traumhaft schöne Roben.

Gelegenheit zu Klatsch und Tratsch bot unter anderen der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck. Der ehemalige evangelisch-lutherischer Pastor aus der DDR, der von seiner Ehefrau getrennt lebt, kam mit seiner „Lebensgefährtin" Daniela Schadt. Die Journalistin gilt in der Bevölkerung als „Geliebte" des Staatsoberhauptes. (In Bayreuth kam die Frage auf: Wie würde wohl die Öffentlichkeit reagieren, wenn US-Präsident Barack Obama anstatt seine Ehefrau eine Geliebte als First Lady an seiner Seite hätte?)

Ebenfalls für Gesprächsstoff sorgten der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) und sein Partner Michael Mronz aus Aachen. Der blendend aussehende Geschäftsmann und der Außenminister hatten eine in Deutschland mögliche offizielle „Lebenspartnerschaft" eingegangen, die beiden weitgehend als „Familie" die Rechte von Eheleuten gibt. Nach dem Outing beider Männer hatte sogar Bundeskanzlerin Merkel ihrem Außenminister und FDP-Koalitionspartner gratuliert. Ein Thema für Kontroversen.

 

Hans-Dietrich Genscher, der frühere Bundesaußenminister und FDP-Vorsitzende mit seiner Ehefrau Barbara bei den Festspielen. Mit dabei auf dem Balkon des Bayreuther Opernhauses sind der deutsche Vize-Kanzler und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (links) und Ehefrau Wiebke, eine Ärztin.

Foto: press-pool

 

Düstere Wolken über der Wagner Dynastie ?

Abgesehen von der traditionellen Kontroverse über die Art der „zu modernen" Inszenierung und die Qualität der aufgetretenen Sänger und Sängerinnen, munkelte man im Publikum besorg über die Zukunft der Festspiele. Man sah „düstere Wolken" über der Wagner-Dynastie.

Bis heute werden die Festspiele von direkten Nachkommen Richard Wagners geleitet. Nach dem Tod des Komponisten übernahm zuerst Ehefrau Cosima die Leitung. Sie übertrug die Verantwortung dann ihrem Sohn Siegfried. Nach dessen Tod war seine Witwe Winifred Wagner die alleinige Leiterin der Festspiele. Als Willensstarke und geradlinige Persönlichkeit bewahrte sie das Familien-Imperium über den Krieg.

Nach Kriegsende 1945 übernahmen ihre Söhne Wieland und Wolfgang Wagner den Betrieb. Die Mutter wurde wegen ihrer Nähe zu Adolf Hitler „kalt gestellt". Diese Entwicklung war mit Familienstreit im Ausmaß von Dramen und Tragödien verbunden. Nach weiterem Nachfolgestreit stehen seit 2008 nun die beiden Töchter von Wolfgang Wagner an der Spitze der Festspiele: die Halbschwestern Katharina Wagner (aus zweiter Ehe) und Eva Wagner-Pasquier (die Erstgeborene aus erster Ehe) Allerdings sind sie nicht mehr auf Lebenszeit gewählt. Ihre Verträge laufen 2015 aus, wenn sie nicht verlängert werden.

Während der Zwist im Hause Wagner weiter schwelt, wird nach Angaben informierter Seite auf politischer Ebene über eine Neuorganisation der Bayreuther Festspiele ab 2016 nachgedacht. Die Bundesregierung und der Freistaat Bayern finanzieren die Festspiele bereits mit Zuschüssen von mehreren Millionen Euro im Jahr. „Wer zahlt, der soll auch entscheiden", ist zu hören. Die ewigen Querelen der Wagners wirken sich somit negativ auf die Zukunft der Festspiele aus.

Aufgefallen ist bei der Eröffnung der Wagner-Festspiele 2013, dass im Gegensatz zu früher die Ehrengäste nicht von den beiden Repräsentantinnen der Festspielleitung am Königsportal empfangen wurden. In diesem Jahr seien dort „weder Eva Wagner-Pasquier noch ihre Halbschwester Katharina Wagner gesehen worden", berichten Teilnehmer.

Ansonsten ist zu berichten: Die Eröffnung sei „ausgezeichnete organisiert" gewesen. Das Programm bot Freiraum, um auch die von dem Bildhauer Arno Breker (1900-1991) gestalteten Bronze-Porträts auf dem Grünen Hügel zu besichtigen: Richard Wagner, Cosima Wagner und Franz Liszt. Breker hatte auch Winifred Wagner porträtiert und war bis zum Tod mit ihr befreundet.

 

 

 

Disclaimer: The contents of this article are of sole responsibility of the author(s). The journal PROMETHEUS will not be responsible for any inaccurate or incorrect statement in this article. 

www.meaus.com contains copyrighted material the use of which has not always been specifically authorized by the copyright owner. We are making such material available to our readers under the provisions of "fair use" in an effort to advance a better understanding of political, economic and social issues. The material on this site is distributed without profit to those who have expressed a prior interest in receiving it for research and educational purposes. If you wish to use copyrighted material for purposes other than "fair use" you must request permission from the copyright owner. 

For media enquiries: info@meaus.com

Copyright 2013 Prometheus

PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 192 August 2013