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In Europa: der Krieg auf dem Fußball-Feld

Spanien besiegte Deutschland und wurde Fußball-Weltmeister 2008

Von John Zavrel

 

Zieht den Deutschen die Hosen aus", wurde auf einer Titelseite vor dem Spiel gefordert. Dabei mußte der schöne Deutsche Michael Ballack mit seinem trainierten Körper als Modell herhalten. Der Mannschaftskapitän und beliebte Fußballstar kann sich zweifelsohne sehen lassen.

Foto: Presse-Bild

 

Madrid/Berlin (bpb) Die Fußball-Europameisterschaft 2008 hat es gezeigt: Die Fußballfelder sind jetzt die Kriegsschauplätze der europäischen Staaten. Die Zeiten, in denen sich die führenden westeuropäischen Staaten blutig bekriegten, endete 1945. Seither herrscht Waffenruhe und Frieden. Glückliches Westeuropa! In den Kernstaten herrscht seit 60 Jahren Frieden. Um so größer ist jedoch seither die Hysterie auf den Fußballfeldern. Beim Endspiel um die Fußball-EM am 29. Juni. im Wiener Ernst-Happel-Stadion besiegten die Spanier die Deutschen mit 1:0 Toren. Mit dem Schlußpfiff des Finales um 22.45 Uhr wurde Spanien Europa-Meister, erstmals nach 44 Jahren.

Die öffentliche Reaktion war positiv. Daß die feurigen Spanier die „Germanen" besiegten hat alle übrigen EU-Staaten gefreut, denn Deutsche sind immer noch in vielen Bereichen in West- und Osteuropa verhaßt. Wie weit dies berechtigt ist und wie dem auch sei: Die spanische Mannschaft von Luis Aragonés ist der verdiente Gewinner der EURO 2008 in Österreich und der Schweiz.

Insgesamt 16 Nationen hatten sich um die Austragung der Europa-Meisterschaft beworben. Die Entscheidung war letztlich auf Österreich und die Schweiz als Austragungs-Staaten gefallen. Das Motto der Spiele war: „Erlebe Emotionen". Während des dreiwöchigen Turniers wurden über eine Million Eintrittskarten für 31 Begegnungen in acht Stadien verkauft.

 

Psychologische Unterstützung der Regierenden

Die Fußballer aller beteiligten Länder erhielten große psychologische Unterstützung von den Staats- und Regierungschefs ihrer Nationen. So nahm die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel mehrmals als Zuschauerin auf der Ehrentribüne teil, wenn Deutschland gegen eine andere Mannschaft antrat. Spanien schickte unter anderen König Juan Carlos und Königin Sofia in das Fussballstadion, um durch ihre Anwesenheit Solidarität mit der Landesmannschaft zu zeigen. Zur Verstärkung kamen noch Kronprinz Felipe, Fürst von Asturien, mit Ehefrau, um die Daumen zu drücken und zu Jubeln.

Kurz nach der Weltmeisterschaft empfing König Juan Carlos die spanische Mannschaft im königlichen Zarzuela-Palast in Madrid. Dann ehrte Spaniens Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero die erfolgreichen Sportler in seinem Amtssitz. Neben der Ehre gab es auch Geld für die Spieler der Nationalmannschaft. Für den Gewinn des Europameistertitels erhielt jeder spanische Akteur insgesamt 214.000 Euro vom spanischen Fußballverband.

 

Das Emblem 2008 (Detail). Die nächste Fußball Europameisterschaft wird im Jahr 2012 in den osteuropäischen Staaten Polen und Ukraine ausgetragen.

Foto: Uefa-Bild

 

Trauer bei den Deutschen

Bei den Deutschen herrschte allgemein Katzenjammer. Trotzdem feierten in Berlin mehrere hunderttausend Fußballfans die deutsche Nationalmannschaft mit ihrem zweiten Platz auf den Straßen. Michael Ballack, der Mannschaftskapitän der deutschen Nationalmannschaft, war mit Muskelverhärtungen an der Wade in das Schluß-Duell gegangen. Er hatte unter vielen Schmerzen gespielt und war dadurch lädiert.

Nach dem Endspiel sagte Ballack: "Wenn man ein Finale verliert, ist man enttäuscht. Wir haben zwei Fehler zu viel gemacht, die Spanier verdient gewonnen. Es fehlte uns am Ende die Kraft. Wir wollten, konnten aber nicht mehr." Er fügte kritisch hinzu: "Wenn man das Niveau der Mannschaft betrachtet, haben wir uns hervorragend verkauft."

Die Spanier spielten angriffslustig. Zugleich rempelten sie ihre Gegner mehr an, als es Zuschauer gut fanden. Michael Ballack zog sich bei einem Zusammenprall mit Marcos Senna (36.) auch noch einen Riß am rechten Auge zu.

Als Fußball-Europameisterschaft (UEFA European Football-Championship) bezeichnet man die seit 1960 alle vier Jahre stattfindenden Turniere für Fußball-Nationalmannschaften der Männer der nationalen Fußballverbände. Diese müssen dem europäischen Fußballverband UEFA angehören. Seit dem ersten Turnier erhält der Sieger den „Coupe Henri Delaunay". Er wird ab 2008 dem jeweiligen Europameister als Wanderpokal verliehen.

Amtierender Europameister ist ab 2008 Spanien. Gastgeber für die Nächste EURO im Jahr 2012 sind die osteuropäischen Länder Polen und die Ukraine.

 

 

© PROMETHEUS 133/2008

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 133, July 2008