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Ob Obama, Clinton oder McCain: Deutsche Kanzlerin steht zu den USA

Deutschland wundert sich über den US-Wahlkampf: Ein Rummel, den niemand versteht

 

Von B. John Zavrel

 

 

Bundeskanzlerin Angela Merkel in Jerusalem bei Ihrer Rede vor dem israelischen Parlament, der Knesset. Rechts im Bild: Parlamentspräsidentin Dalia Itzik.

© bpa, Foto Steffen Kugler

 

Berlin/Washington (bpb) Wer immer in den USA neuer Präsident wird, eines ist sicher: die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wird mit allen zusammenarbeiten. Für Deutschland macht es im Grunde nichts aus, ob Barack Obama oder seine Rivalin Hillary Clinton in das Weiße Haus einzieht, oder der Republikaner John McCain. Die jetzige Bundeskanzlerin Merkel (CDU) hat gar keine andere Wahl als die der Kooperation. Die Mehrheit der Deutschen will dies, unabhängig davon, wie sehr Millionen sich über die Politik des jetzigen Amtsinhabers George W. Bush aufgeregt haben.

Ganz so selbstverständlich mit der deutschen Sympathie für USA ist es im Jahr 2008 nicht mehr. In den letzten Jahrzehnten sind so viele Einwanderer aus moslemischen Ländern sowie Asien und Afrika in Deutschland eingereist, daß inzwischen zehn Prozent der deutschen Bevölkerung „Ausländer" sind. Türkische und arabische Muslime aus Pakistan, Iran, Afghanistan, Irak und ähnlichen Ländern können und wollen nicht nachempfinden, welche enge Bindungen Deutsche und US-Amerikaner haben. In den Vereinigten Staaten gibt es rund 60 Millionen Staatsbürger deutscher Herkunft. Der Anteil der Nordeuropäer, Frankreichs und Italiens ist noch viel Größer.

Deutschland und die USA sind traditionelle Partner in der Zusammenarbeit mit Israel. Viele Juden aus Deutschland hatten vor Jahrzehnten in USA eine Heimat gefunden, als ihnen während der Nazi-Zeit die Englische Besatzung in Palästina die Einreise in ihr „gelobtes Land" verweigerten. Heute ist Israel wie kein anderer Staat auf der Erde vor allem von der Hilfe der USA und der Deutschen abhängig. Es könnte nicht existieren, hätte der Staat nicht sein der Zeit des ersten deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer nach 1945 Finanzhilfe in unzähligen Milliarden erhalten.

Bundeskanzlerin Merkel versicherte erst vor einigen Wochen bei ihrem Israel-Besuch, daß die deutsche Politik „treu und verläßlich" zu Israel steht. Ähnlich hat sich in der Vergangenheit auch die von der SPD geführte Bundesregierung verhalten, wenn auch nicht so bedingungslos wie die Christdemokraten. Religiöse Kreise führen diesen Zusammenhalt auch darauf zurück, daß die Wurzeln des Christentum im jüdischen Glauben liegen.

 

Vorwahlkampf ist ein Polit Zirkus

Die Deutschen verstehen das System des amerikanischen Vorwahlkampfes nicht. Der Dauerstreit zwischen den Demokratischen Kandidaten Obama und Hillary Clinton wird eher als eine Volksbelustigung aufgenommen als eine politische Auseinandersetzung. Die Medienschlacht wird wie ein spannender Hollywood-Film verfolgt.

Der deutschen Mentalität entspricht mehr der Wahlkampf-Stil des Republikaners John McCain. Er strahlt nach Ansicht vieler Deutschen Stabilität und Vertrauen, Verläßlichkeit aus. Er macht außerdem einen seriöseren Eindruck, weil er in seinen Argumenten nicht so aggressiv ist, wie die Rivalen von den Demokraten. Übrigens: Einer der beliebtesten US-Präsidenten der Deutschen war Ronald Reagan.

 

 

© PROMETHEUS 131/2008

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 131, May 2008