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Krebs-Kranke brauchen auch die Heilung der Seele

Deutsche Krebshilfe erachtet psychosoziale Begleitung der Patienten für wichtig

 

Von Parlaments-Korrespondent Joe F. Bodenstein

 

 

Die Deutsche Krebshilfe misst der psychosozialen Begleitung von Krebskranken große Bedeutung bei. Unser Bild zeigt den Krebshilfe-Vorstandsvorsitzenden Friedrich Carl Janssen (links) und Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe. Auf dem Deutschen Krebskongress in Berlin zeigten sich beide Experten nicht nur als kompetente Gesprächspartner. Sie hörten auch aufmerksam zu, was den Krebspatienten in der Bundesrepublik sowie der Krebsforschung am Herzen liegt.

© Foto Marco-VG

Berlin/Bonn (bpb) Diagnose Krebs löst bei Betroffenen Angst und Schrecken aus! Ebenso wichtig wie eine sofortige Behandlung der Erkrankung ist daher nach Ansicht der Deutschen Krebshilfe auch die psychosoziale Begleitung der Patienten vom Anfang an. Wie Krebshilfe-Präsidentin Professor Dr. Dagmar Schipanski erklärte, fördert die gemeinnützige Organisation bereits mit vier Millionen Euro Projekte rund um die Themen Arzt-Patienten-Kommunikation, Behandlung psychischer Symptome von Krebs-Patienten und Begleitung der Angehörigen. Die Finanzmittel kommen von Spendern aus Deutschland. „Wir sind den Spendern für ihre Solidarität sehr, sehr dankbar", sagte Prof. Schipanski.

Die neuartige Betreuung war ein Zentrales Thema des Symposiums „Psychosoziale Onkologie" der Deutschen Krebshilfe auf dem 28. Deutschen Krebskongress im Februar 2008 in Berlin. Diese Tagung der Deutschen Krebsgesellschaft Frankfurt/Main unter Beteiligung der Deutschen Krebshilfe (Bonn-Berlin) hatte über 7.000 Fachbesucher. Mehrere hundert Referenten nahmen an Expertentreffen teil. Tausende Bürger informierten sich beim Krebs-Aktionstag zum Abschluss vor Ort über Chancen für Heilung und Besserung.

„Bei der Behandlung von Krebs steht zunächst die medizinische Versorgung im Vordergrund", betonte Professor Dr. Peter Herschbach, Sprecher des Schwerpunktprogramms „Psychosoziale Onkologie" der Deutschen Krebshilfe. „Doch Betroffene brauchen nicht nur die bestmögliche medizinische Therapie, sondern auch seelische und soziale Begleitung", sagte der Experte ist. Der Bedarf an psychoonkologischer Beratung sei in der Bundesrepublik „bei weitem nicht gedeckt", beklagte der Mediziner in Berlin. Die Deutsche Krebshilfe ist daher in diesem Bereich erneut Vorreiter bei der Problemlösung.

 

Nettekoven: Förderschwerpunkt-Programme in zwölf Städten

Förderschwerpunkte gibt es bereits in zwölf deutschen Städten, gab Krebshilfe-Hauptgeschäftsführer Gerd Nettekoven bekannt. Unterstützt werden seit 2007 bundesweit 14 Projekte an Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen. „Damit wird einmal mehr deutlich, wie die deutsche Krebshilfe versucht, in der Versorgung krebskranker Bürger Verbesserungen zu erzielen, Impulse zu setzen und auf vielen Feldern der Onkologie ihren Sachverstand, ihre Erfahrungen und Erkenntnisse einzubringen." Standorte der Förderschwerpunkt-Programme sind Bad Sooden-Allendorf, Freiburg, Göttingen, Halle-Wittenberg, Hamburg, Heidelberg, Leipzig, Mainz, Marburg, München, Ulm und Würzburg.

Krebshilfe-Sprecherin Dr. Eva M. Kalbheim nannte Beispiele der erfolgreichen Arbeit: „Zum Förderschwerpunkt gehört auch ein Projekt, bei dem onkologisch tätige Ärzte in ihren kommunikativen Fähigkeiten trainiert werden, um die Arzt-Patienten-Beziehung zu optimieren." Zwei weitere Projekte befassen sich mit der Wirksamkeit einer Kurzzeit-Psychotherapie bei depressiven Brustkrebs-Patientinnen sowie der Effektivität eines Übergangsprogramms zur Behandlung chronischer Müdigkeit bei Betroffenen mit einen Mammakarzinom, berichtet die Ärztin. Darüber hinaus werden ärztliche Trainingsmaßnahmen zur gemeinsamen Entscheidungsfindung (Shared Decision Making) bei Brust- und Darmkrebs-Patienten entwickelt. Die Wissenschaftler nehmen an, dass damit die Entscheidungskonflikte der Betroffenen verringert und gleichzeitig die Zufriedenheit mit der Therapie-Wahl erhöht werden können.

 

Beratung einer Krebspatienten durch Prof. Dr. Peter Herschbach vom der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Technischen Universität München (Sektion Psychosoziale Onkologie Klinikum rechts der Isar, Langerstr. 3 D in 81675 München). Der profilierte Mediziner gehört zu den Experten, die sich in der Deutschen Krebshilfe engagieren.

© Foto Archiv/Marco-VG

 

Seelisches Befinden und Zusammenhang mit Heilung

Professor Herschbach bekräftige in einem Interview: „Das seelische Befinden von Krebspatienten muss in jedem Stadium der Krebserkrankung berücksichtig werden". Die Diagnose Krebs trifft die Mehrzahl der Menschen plötzlich und unerwartet. Damit ändert sich das Leben für die Betroffenen in Sekundenschnelle. Alle Lebensziele, Inhalte und Werte werden in Frage gestellt. Eine Antwort nach dem eigentlichen Sinn des Lebens wird gesucht.

Mediziner und Krebsexperten stimmen überein, dass das seelische Befinden ein wichtiger Aspekt ist auf dem Weg zur Linderung und Heilung einer Krankheit. Psychosoziale Onkologie erfordert ein ganzes Team von Fachleuten. Ärzte, Psychologen, Krankenpflege, Sozialarbeiter, Seelsorger und Physiotherapeuten müssten eng zusammenarbeiten, erklärt die Deutsche Krebshilfe. Die Verarbeitung der Krankheit könne beim Einzelnen durch Einzel-, Paar- und Gruppenpsychotherapie sowie andere therapeutischen Möglichkeiten und Sportprogramme erleichtert werden. Als sehr wichtig wird das Gespräch erachtet, bei dem Patienten Mut und Hoffnung gemacht werden kann.

Die Deutsche Krebshilfe setzt ferner auf Selbsthilfegruppen und Patientennetzwerke. Dort finden Betroffene andere Menschen, die Ähnliches erleben oder erlebt haben. Im stationären bereich wiederum leisten spezielle psychoonkologische Einrichtungen wichtige Unterstützung. Im ambulanten bereich finden Ratsuchende professionelle Ansprechpartner in Krebsberatungsstellen oder bei spezialisierten Psychotherapeuten.

Weitere Informationen über Projekte und die Arbeit der Deutschen Krebshilfe sind im Internet zu finden unter www.krebshilfe.de

 

 

© PROMETHEUS 129/2008

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 129, March 2008