Home | Alexander Order | Latest News


Engelbert-Tunnel in Gevelsberg mit Kunst und Geschichte

Kunst-Expertin Dr. Margret Korn fördert den Kulturbeitrag von Bildhauer S.W.Lunau

 

Von B.John Zavrel, EKS-Direktor für internationale Angelegenheiten

 

Bronzerelief von Siegfried Lunau für den Engelbert-Tunnel in Gevelsberg. Das Kunstwerk ist dem historischen Siegel des einstigen Kölner Erzbischofs und Reichsverwesers Graf Engelbert nach empfunden.

© Atelier Lunau/Marco-VG

 

 

Düsseldorf/Gevelsberg (bpb) Der Bau des Engelbert-Tunnels in Gevelsberg ist ein gutes Beispiel dafür, wie im Jahr 2007 moderne Technik mit Kunst und Geschichte verbunden werden kann. Die über 500 Meter lange Tunnel-Führung ist nach dem Erzbischof von Köln benannt, dem Grafen Engelbert von Berg (1185-1225). Die Entscheidungsgremien haben dabei dem Namens-Vorschlag der Heimatforscherin Dr. Margret Korn entsprochen. Die Stadtgründung geht auf diesen ungewöhnlichen Kirchenmann zurück.

In guter Tradition wurde der Bildhauer Siegfried W. Lunau beauftragt, den Reliefschmuck für das moderne Bauwerk zu gestalten. Zentrales Kunstwerk ist ein rund 1,3 Quadratmeter großes Bronzerelief in Form des Siegels von Erzbischof Engelbert. Hinzu kommen mehrere Wappenkartuschen mit historischen Symbolen und Insignien. Selbst die Buchstaben für die Inschrift des Tunneleingangs hat der Bildhauer von Hand modelliert. Dass dieser Reliefzyklus die Einfahrt zum Tunnel schmücken wird, ist in erster Linie auch Frau Dr. Korn zu verdanken. Sie hat nicht nur Anregungen gegeben sondern ist auch Mäzen.

Die Europäische Kultur Stiftung Berlin (EKS) hat in einem Schreiben an Bürgermeister Claus Jacobi (SPD) gewürdigt, dass die Entscheidungsgremien der Stadt sich bei der künstlerischen Gestaltung des Tunnel-Eingangs für einen Bildhauer der Region ausgesprochen haben. „S.W. Lunau ist ein anerkannter Künstler der klassischen Tradition. Seine Bronzearbeiten gereichen nicht nur der Stadt zur Ehre, sondern sie werden auch den Bürgern gut gefallen", heißt es in der Würdigung des EKS-Präsidenten John G. Bodenstein.

Der Bildhauer Lunau sagt zu seiner Reliefgestaltung: „Ich habe die Arbeit sehr gerne ausgeführt, weil mit der modernen Verkehrsführung ein weiteres Stück Geschichte von Gevelsberg geschrieben wird". Diese Stadt habe eine faszinierende Geschichte, erinnert Lunau. „Die Gründung geht auf das Jahr um 1.000 nach Christus zurück. Wenn die Stadt und engagierte Bürger nun mit dem Neubau das Gedenken an unsere Ahnen verbindet, dann ist dies sehr richtig und ein vorbildliches Handeln."

 

Der Bildhauer Siegfried W. Lunau (rechts) mit dem russischen Diplomaten Alexander Stankevich (Moskau) im Museum Europäische Kunst Schloss Nörvenich (NRW). Die Kultureinrichtung wird von der Europäischen Kultur Stiftung mit gefördert.

© Foto bpb/Marco-VG

 

Die Namensnennung wurde vom Verkehrsministerium NRW abgesegnet. Die Benennung des Tunnels fällt in die Zuständigkeit des Landesbetriebs Straßen NRW als „Bauherr". Projektleiter Christian Drescher verkündete schließlich, dass die CDU/FDP-Landesregierung „grünes Licht" gab. Der Leiter des Bürgermeisterbüros, Michael Pfleging, sagte: „Wir freuen uns alle, dass dieser Name gewählt wurde." Er sei einwichtiges Identifikationsmerkmal für die Stadt.

Tatsächlich wird die Gründung von Gevelsberg auf den Erzbischof und damaligen Reichverweser Graf Engelbert zurückgeführt. Der Ort ist aus der früheren Bauernschaft Mylinghausen hervorgegangen. Urkundlich erwähnt wurde „Milinchusen" am 13. Dezember 1096 in einer Urkunde. Darin überließ der Erzbischof von Köln dem Kloster von Siegburg unter anderem einen Hof in Mylinghausen. 1897 wurde die Mylinghauser Bauernschaft offiziell in Gevelsberg umbenannt. Am 1. Februar 1886 wurden Gevelsberg aufgrund der Erfüllung der gesetzlichen Voraussetzungen von Kaiser Wilhelm I. als König von Preußen die Stadtrechte verliehen.

 

Heiligenverehrung nach traurigem Ende

Das Werken und Wirken von Erzbischof Engelbert fand ein trauriges Ende. Er wurde nämlich am 7. November 1225 von Anhängern des Grafen Friedrich von Isenberg auf der Rückreise von Soest nach Köln in einem Holweg im heutigen Gevelsberg erschlagen. In der Geschichtsforschung ist dabei umstritten, ob ursprünglich der Erzbischof nur gefangen genommen werden sollte oder es sich von Anfang an um einen Racheakt mit Tötungsabsicht handelte. Graf Friedrich II. sowie andere Adelige in Westfalen und im Rheinland standen in Opposition zu Engelbert, der seine Macht immer weiter auszubauen wollte.

Schon bald nach dem tragischen Tod setzte eine „Heiligenverehrung" ein, obwohl Erzbischof Engelbert nie von Rom heilig gesprochen wurde. Der religiöse Kult führte zur Aufteilung des Leichnams in so genannte Reliquien. Die Gebeine liegen heute in einem barocke n Schrein in der Schatzkammer des Kölner Doms. Das „Herz des Heiligen" wird in einem modernen Reliquiar im Altenberger Dom aufbewahrt. Eine „Fingerreliquie" befindet sich in der katholischen Pfarrgemeinde St. Engelbert in Solingen. Ein Fragment eines Unterarms wird in der früheren St. Engelbert Pfarrkirche in Gevelsberg aufbewahrt.

 

 

© PROMETHEUS 124/2007

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 124, October 2007