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Wagner-Pilgerstätte Bayreuth bleibt die Nummer eins

Erinnerung an die „Hohe Frau" Winifred und Neu-Wagnerianerin Angela Merkel

Von Joe F. Bodenstein

 

Festspielchef Wolfgang Wagner und seine schöne Tochter Katharina. Viele sehen sie als künftige Chefin von Bayreuth.

 

Bayreuth (bpb) Die Bayreuther Festspiele 2007 haben es erneut bestätigt: Der eher kleine historische Ort in Bayern bleibt Festspielstadt Nr. 1. So stellte sich in Bayreuth im Juli und August auch wieder ein, was Rang und Namen hat. Bundeskanzlerin Angela Merkel war erneut dabei. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber ist sozusagen eine Art Hausherr auf dem Grünen Hügel. Für Politiker ist Bayreuth offensichtlich weniger wegen der Musik sondern wegen des Medienrummels interessant. Fotos in Bayreuth gehen um die Welt. Das gilt für alle Parteien!

Die anhaltende israelische Kritik, Wagner sei ein Antisemit gewesen, „ interessiert keinen der Medien- und Musik geilen Leute", sagt eine Besucherin. Die heute so reden, waren als junge Menschen eher dem linken Spektrum zuzurechnen. Nach Jahren geben sich so manche Wagnerianer als „Dame" oder „Herr" im eleganten Outfit, die früher lieber mit Steinen nach der Bayreuth-Prominenz geworfen hatten.

In Bayreuth ist die Frage nach der Amtsnachfolge stets ein Dauerbrenner. Festspielchef Wolfgang Wagner brachte seine attraktive Tochter Katharina zu Recht ins Gespräch. Die schöne Wagnerin ist die Tochter mit Wolfgangs ehemaliger Sekretärin Gudrun. Diese hatte er nach der Scheidung von seiner ersten Frau Ellen Drexel geheiratet.

Das Regiedebüt der heute 29jährigen Wagner-Urenkelin mit der Oper „Die Meistersinger von Nürnberg" wurde beim Publikum mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Es gab sogar lautstarke Buhrufe. Doch das hebt eher den Bekanntheitsgrad der Wagners.

 

Winifred Wagner sitzt dem Bildhauer Arno Breker in dessen Atelier Modell für ein Bildnis. Der Meister des Porträts hat für Bayreuth auch Wieland Wanger, den Komponisten Richard Wagner, Cosima Wagner und deren Vater Franz Liszt in Büsten verewigt. Im Hintergrund der Gobelin-Entwurf „Urteil des Paris"

© Foto Marco-VG

 

Winifred Wagner bleibt eine historische Gestalt

Über Familiendramen redet man in Bayreuth nicht gerne. Viel interessanter scheinen Klatsch und Tratsch über die Prominenz zu sein. Welches Kleid trägt Bundeskanzlerin Angela Merkel wohl diesmal? Auf die CDU-Regierungschefin war Verlass: sie schockierte die Modewelt erneut mit einem „unmöglichen" Kleid, das mehr Sack als Robe war.

Offiziell tabu war auf dem Grünen Hügel, über die verstorbene Mutter des Festspielchefs zu sprechen. Dabei war es Winifred Wagner, die den Mythos von Wagner und Bayreuth im Dritten Reich hoch hielt. Ihr Glück war, dass Reichskanzler Adolf Hitler diese Musik besonders schätzte. So konstatierte die einst als „Hohe Frau von Bayreuth" verehrte Dame nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg noch im hohen Alter in ihrer ehrlichen Art: „Adolf Hitler wird in der Geschichte von Bayreuth mindest den gleichen Platz einnehmen wie König Ludwig II. von Bayern, ohne dessen Förderung es gar kein Bayreuth gegeben hätte."

Winifred Wagner bleibt die herausragende historische Persönlichkeit der Wagner-Familie im 20.Jahrhundert. Und die ganz alten, die nach Bayreuth kommen, erinnern sich gut an Winifred Wagner. „Bei ihr war alles viel schöner und nobler", hört man. Geschwärmt wird ebenfalls von der Zeit, als noch „die Begum Agha Kahn" nach Bayreuth kam. Sie meinen die schöne Französin, die ihren Mann den gebrechlichen Agha Khan selbst im Rollstuhl schob als ein „Zeichen meiner Liebe".

 

Karten weiter heiß begehrt

Die Eintrittskarten für Bayreuth bleiben heiß begeht. Der internationale Handel ist für den Normalverbraucher undurchsichtig. In Bayreuth gib es für die nächsten Jahre eine lange, lange, Warteschlange. Wagner-Vereinigungen in aller Welt verteilen ihnen zukommende Kontingente. So kann es passieren, dass „Privilegierte" jederzeit eine Karte bekommen, während wirkliche Wagner-Fans Jahre auf eine Karte warten müssen.

Bei entsprechender Medien-Prominenz wie von Thomas Gottschalk oder Roberto Blanco, gibt es keine Kartenprobleme. Bayreuth lebt im Medienzeitalter nicht allein von der großartigen Musik des Komponisten. Glanz und Glitzer, Stars- und Sternchen gehören dazu. Für manche gibt es sogar Freikarten, obwohl sie sich teuere Tickets leisten können. „The Show must go on" auf dem Grünen Hügel.

Der Wagner-Clan muss daher um die Zukunft nicht bangen, so lange trotz Streit und Intrige die Kernmannschaft zusammenhält. Das hat Wolfgang Wagner zumindest von seiner Mama Winifred gelernt. Und so ist die „Hohe Frau" auch nach ihrem Tod irgendwie „immer dabei", wenn in Bayreuth die Musik erklingt.

 

 

© PROMETHEUS 123/2007

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 123, September 2007